Modell für die Zukunft? : Wie synthetisches Benzin den Verbrennungsmotor retten soll
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Wird auch in der Zukunft Benzin getankt? Wenn es nach der Akademie der Technikwissenschaften gibt, dann schon. Bild: dpa
Der Ruf des Verbrennungsmotors hat in den vergangenen Monaten erheblich gelitten. Doch Elektroautos sind nicht die einzige Alternative. Fachleute können sich eine ganz andere Lösung gut vorstellen.
Der Verbrennungsmotor ist ins Gerede gekommen. Er sei zu schmutzig und belaste das Klima zu sehr. Das Umweltministerium arbeitet schon am schnelleren Umstieg auf elektrische Antriebe. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hält den Abschied von der Technologie für richtig – auch wenn sie kein Datum nennt. Andere Staaten tun das schon: In Großbritannien sollen von 2040 an keine Autos mit Diesel- oder Ottomotor mehr zugelassen werden, Norwegen will sie bereits in acht Jahren verbannen, China hat eine Quote für E-Autos eingeführt, selbst Indien will dem Verbrenner angeblich 2030 den Garaus machen.
Die Autoindustrie hält, wie Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU), Forderungen nach dem Ausstieg für unrealistisch. Jetzt bekommen sie Unterstützung aus der Wissenschaft. „Vollkommen falsch“ sei die Debatte um das Aus für den Verbrenner, sagte Robert Schlögl. Er leitet das Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion und vertritt in der Energiepolitik die Deutsche Akademie für Technikwissenschaften (Acatech). Er will diese Technik retten, dafür Motoren und Kraftstoff optimieren. Statt Öl zu raffinieren, setzt er auf künstliche Kraftstoffe aus der Fabrik, auf Wasserstoff, der mit CO2 angereichert wird.
Alle 2,5 Sekunden ein neues Auto
„Bevor wir alles wegwerfen, sollten wir erst einmal überlegen, was eigentlich das Ziel ist“, sagt Schlögl. Dann nennt er drei Ziele: den Schadstoffausstoß der Autos zu senken, den Verkehr auf regenerative Energien umzustellen und die Energiewende mit der Minderung der Kohlendioxid-Emissionen zum Erfolg zu machen.
Allein mit der Umstellung auf Elektroautos werde das nicht funktionieren, sagt Schlögl. Zumal es aus klimapolitischen Gründen nur Sinn machen würde, wenn alle E-Autos mit „grünem Strom“ fahren würden. Das aber werde auf der Erde nicht gelingen, nicht einmal in Europa, „vielleicht in Kalifornien“. Zudem werde über die Klimabilanz der Autobatterien noch sehr kontrovers debattiert. Nach einer Faustformel müsse ein Elektroauto 80.000 Kilometer fahren, damit es besser abschneide als ein Wagen mit Verbrennungsmotor. Auch Elektrofahrzeuge erzeugten womöglich gesundheitsschädlichen Abrieb von Bremsen und Reifen. So sauber sei deren Bilanz nun auch nicht.
Hinzu kommt die Frage: Was tun mit der einen Milliarde Autos, die schon da seien und zu denen alle 2,5 Sekunden ein weiteres hinzukomme? Was mit den Lastkraftwagen, Bussen, Baumaschinen und Flugzeugen, für die auf Dauer keine Batterielösungen in Sicht seien?
Schlögl hat eine andere Vorstellung von sauberer Mobilität. Die heißt: synthetische Kraftstoffe. Da die anders als Treibstoffe aus der Raffinerie beim Verbrennen im Dieselmotor kaum Partikel und Stickstoff-Emissionen freisetzten, könne man den Motor schnell innenstadtverträglich machen. Zum anderen könnten diese Designerkraftstoffe, wenn auch noch nicht sofort, aber dann doch in den kommenden Jahrzehnten komplett aus erneuerbaren Energieträgern erzeugt werden.