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35 Milliarden Euro für E-Autos : VW nimmt das Rennen mit Tesla in der Elektromobilität auf

Die neuen Volkswagen-Elektroautos stehen bei einem Pressetermin auf einer Transportplattform in einem Autoturm der Autostadt. Bild: dpa

Der Wolfsburger Konzern gibt Milliarden für die Digitalisierung und Elektromobilität aus. Das Geld soll auch in die renditeschwachen Werke in der Heimat fließen.

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          Der Volkswagen-Konzern wird seine Investitionen in Elektromobilität und autonomes Fahren noch einmal deutlich erhöhen. Ausgestattet mit einem riesigen Budget von 73 Milliarden Euro, will Volkswagen-Chef Herbert Diess das Rennen mit dem amerikanischen Marktführer Tesla um die Krone in der Elektromobilität und des vernetzten Autos aufnehmen. In den nächsten fünf Jahren steckt der absatzstärkste Autohersteller der Welt allein 35 Milliarden Euro in neue E-Autos und die Umrüstung der Werke – zwei Milliarden mehr, als in der bisherigen Planung bis zum Jahr 2024 vorgesehen war. Die Mittel dafür gab der Aufsichtsrat am Freitag in Wolfsburg frei.

          Carsten Germis
          Wirtschaftskorrespondent in Hamburg.

          Ein weiterer großer Brocken ist die Digitalisierung, hier verdoppelt Volkswagen die Ausgaben auf rund 27 Milliarden Euro. „In den nächsten Jahren wird es darauf ankommen, auch bei der Software im Fahrzeug eine Spitzenposition einzunehmen“, sagte Diess. Er will Volkswagen zu einem Mobilitätskonzern umbauen, der neben Elektroautos auch digitale Dienste anbietet.

          Trotz Corona-Krise und eines Nachfrageeinbruchs sieht sich der Wolfsburger Konzern in der Lage, die nun beschlossenen Investitionen zu stemmen. „Die finanzielle Ausgangsbasis ist vor dem Hintergrund der großen Herausforderungen in den nächsten Jahren grundsolide“, sagte Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch. Gleichzeitig setze VW ein klares Signal, trotz des Strukturwandels der Autobranche verstärkt in die deutschen Werke zu investieren – rund 20 Milliarden Euro Investitionen sind in den nächsten fünf Jahren geplant – und mehrere Modelle trotz höherer Kosten in Deutschland zu fertigen.

          Weichen für batterieelektrische Zukunft

          VW-Chef Diess sagte, Volkswagen habe frühzeitig die Weichen für eine batterieelektrische Zukunft gestellt und sei mit seinen E-Autos global führend. „In den nächsten Jahren wird es darauf ankommen, auch bei der Software im Fahrzeug eine führende Position einzunehmen.“ Nach Angaben des Betriebsrats fließen allein in das Stammwerk Wolfsburg Sachinvestitionen von mehr als drei Milliarden Euro. Volkswagen zieht auch sämtliche Varianten des Kernmodells Golf in der Konzernzentrale zusammen.

          Betriebsratschef Bernd Osterloh schrieb in der unmittelbar nach der Aufsichtsratssitzung verbreiteten Zeitschrift „Mitbestimmen“, es sei „der Arbeitnehmerseite und dem Land Niedersachsen im Aufsichtsrat gemeinsam gelungen, mit den Investitionen für die nächsten fünf Jahre Stabilität und Verlässlichkeit zu erreichen“. So würden die niedersächsischen Werke in Hannover und Emden – die nach Informationen der F.A.Z. VW-intern bislang als wenig rentabel angesehen wurden – „mit Milliardeninvestitionen auf den Weg zur Elektromobilität gebracht, was die Arbeitsplätze dort nachhaltig sichert“.

          Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der das Bundesland als zweitgrößten Anteilseigner im Aufsichtsrat vertritt, sagte in Hannover, mit seinen Entscheidungen in der Planungsrunde sichere VW in Niedersachsen rund 130.000 Arbeitsplätze direkt und viele tausend weitere Stellen in der Zuliefererindustrie. Bei VW Nutzfahrzeuge sollen in Hannover neben dem VW Buzz, dem elektrischen Nachfolger des legendären VW Bulli, vom Jahr 2024 an auch SUV-Modelle gebaut werden. „Wir spielen die nächsten Jahre voll auf Angriff“, kommentierte Betriebsratschefs Osterloh dazu.

          Auf die leichten Nutzfahrzeuge entfallen in der Planung insgesamt knapp 4,5 Milliarden Euro. Dabei geht es aber nicht nur um den Hauptsitz Hannover, sondern auch um die polnischen Standorte oder den Ausbau der Kooperation mit Ford. Viel Geld fließt in die Vorbereitung für den Elektrobus ID. Buzz. Zur Fertigung des neuen, markenübergreifenden Elektrooberklassewagens (D-SUV) in drei verschiedenen Varianten werden am Standort Hannover rund 680 Millionen Euro reserviert.

          Das Werk Emden, das den Passat demnächst an Bratislava in der Slowakei abgeben muss, erhält etwa eine Milliarde Euro. Dort sind von Anfang 2022 an der kleine Elektro-SUV ID.4 und vom Jahr 2023 an der Aero als Elektronachfolger des Passats geplant. Für die sächsischen Standorte in Zwickau, Dresden und Chemnitz sind 1,2 Milliarden Euro vorgesehen, um vor allem die Kapazitäten für Elektromodelle sowie den einheitlichen Elektrobaukasten (MEB) auszuweiten.

          Frisches Geld für Zulieferwerke

          Auch die internen Zulieferwerke bekommen viel Geld für neue Investitionen. So wurden dem Getriebewerk in Kassel 1,3 Milliarden Euro zugeteilt, hier geht es ebenfalls vor allem um Komponenten für die Elektromobilität sowie Hybridantriebe. In Braunschweig, wo etwa Batteriesysteme, Achsen und Lenkungen produziert werden, sollen mehr als 870 Millionen Euro ausgegeben werden. Das Motorenwerk Salzgitter, auf dessen Areal derzeit auch eine eigene Batteriezellfabrik entsteht, erhält rund 800 Millionen Euro – in Batterietechnologien fließen dort nach Unternehmensangaben rund eine Milliarde Euro.

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