VW-Abgasskandal : Strafanzeigen gegen Bosch-Chef
- Aktualisiert am
Gegen Bosch-Chef Volkmar Denner sind mehrere Strafanzeigen eingegangen. Bild: dpa
Bosch gerät im VW-Abgasskandal zunehmend in Bedrängnis. Jetzt wurde gegen Konzern-Chef Volkmar Denner Strafanzeige erstattet. Derweil droht VW neuer Ärger in Amerika.
Im VW-Abgasskandal richten sich Betrugsvorwürfe jetzt auch gegen den Chef des Autozulieferers Bosch persönlich. Gegen Volkmar Denner seien mehrere Strafanzeigen eingegangen, erklärte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Stuttgart am Donnerstag und bestätigte damit einen Bericht von „Stuttgarter Zeitung“ und „Stuttgarter Nachrichten“.
Die Strafverfolger hatten schon im Dezember von Amts wegen ein Ermittlungsverfahren wegen Beihilfe zum Betrug gegen das Unternehmen Bosch eingeleitet, aber nicht gegen konkrete Personen. Daran hat sich trotz der Anzeigen nichts geändert.
„Wir ermitteln nach wie vor gegen Unbekannt, es gibt bisher keinen Anfangsverdacht gegen Mitarbeiter von Bosch oder Herrn Denner“, sagte der Sprecher. Die Stichhaltigkeit der Anzeigen werde nun im Rahmen des schon laufenden Verfahrens geprüft.
Was wusste Bosch?
Ein Sprecher von Bosch erklärte, dem Unternehmen lägen zu den Anzeigen keine Informationen vor. Deshalb wolle es sich nicht äußern. Der weltgrößte Autozulieferer hat einen Teil der Motorsteuerung geliefert, mit denen Volkswagen den Stickoxid-Ausstoß von Dieselmotoren manipulierte. Unklar ist, wie tief Bosch in die Entwicklung der illegalen Abschalteinrichtung involviert war.
Nach Bekanntwerden des Skandals hatte der Stiftungskonzern erklärt, die Komponenten der Abgasnachbehandlung geliefert zu haben, für deren Integration aber VW verantwortlich sei. Diese Aussage wird schon länger nicht mehr wiederholt. Mittlerweile äußert sich Bosch angesichts laufender Ermittlungen und Sammelklagen nicht mehr zur Sache.
Bosch geriet zuletzt wegen Details aus VW-Dokumenten, die Klägeranwälte in den USA bekannt machten, stärker ins Zwielicht. Daraus ging den Angaben zufolge zum Beispiel hervor, dass Mitarbeiter von Bosch schon 2008 von einem „Defeat Device“ in VW-Dieselmotoren wussten.
Auch Vermont verklagt VW
Mit Vermont hat sich in der Affäre währenddessen jetzt ein weiterer US-Bundesstaat der Klagewelle gegen Volkswagen angeschlossen. Generalstaatsanwalt Bill Sorrell wirft dem Konzern in einer Mitteilung vom Donnerstag den Vertrieb von Dieselwagen mit illegaler Abgas-Software, irreführende Werbung und Verstöße gegen Emissionsregeln vor. Vermont folgt damit anderen amerikanischen Staaten wie Maryland, Massachusetts, New York und Pennsylvania.
„Sieben Jahre lang haben die Beklagten unsere Luft verschmutzt und ihr Fehlverhalten verschleiert, um die Umweltbehörden zu täuschen“, sagte Sorrell einer Mitteilung zufolge. VW und seine Konzerntöchter Audi und Porsche hätten Fahrzeuge als umweltfreundlich beworben, obwohl der Schadstoffausstoß die Grenzwerte um das bis zu 40-fache überschreite. Die eklatante Missachtung der Gesetze zum Schutz der Umwelt, der öffentlichen Gesundheit und der Verbraucher werde nicht toleriert.
VW war zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Aus Gerichtsdokumenten geht aber hervor, dass der Konzern einen Vergleich anstrebt. Die Gespräche sollen spätestens am 1. November beginnen, bis dahin melden möglicherweise noch weitere Staaten Ansprüche an. Zuvor hatte sich VW in Ameirka bereits mit Hunderten Zivilklägern auf einen Vergleich in Höhe von bis zu 15,3 Milliarden Dollar geeinigt.