Manipulierte Diesel : 100.000 Opel vor Rückruf – Konzern will sich wehren
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Wie geht es weiter im Opel-Werk in Rüsselsheim? Bild: dpa
Das Kraftfahrt-Bundesamt will einen Rückruf von rund 100.000 Diesel-Fahrzeugen von Opel anordnen. Der Konzern kündigte an, sich dagegen zur Wehr setzen zu wollen.
Das Kraftfahrt-Bundesamt will einen Rückruf von rund 100.000 Diesel-Fahrzeugen von Opel anordnen. Nach Auffinden einer Abschalteinrichtung der Abgasreinigung, die das KBA als unzulässig eingestuft habe, stehe der amtliche Rückruf „kurz bevor“.
Das Bundesverkehrsministerium erläutert jetzt in einer Stellungnahme, dass das Kraftfahrt-Bundesamt schon Ende 2015 Abschalteinrichtungen gefunden habe, „bei denen das Ministerium von Anfang an Zweifel hinsichtlich ihrer Zulässigkeit hatte“. Opel habe die Anfang 2016 angeordneten Software-Updates lange verschleppt und bis heute nur 70 Prozent der geforderten Updates von Autos der Modelle Cascada, Insignia und Zafira durchgeführt.
Anfang 2018 sei dann eine fünfte Abschalteinrichtung entdeckt und vom Kraftfahrt-Bundesamt als unzulässig eingestuft worden. Deshalb laufe eine amtliche Anhörung, um einen verpflichtenden Rückruf der drei Modelle zu erreichen. Das Ministerium beklagt, dass Opel diese Anhörung „mit immer neuen technischen Argumenten zeitlich verschleppt“. Deshalb hatte das KBA die Staatsanwaltschaft Frankfurt im April 2018 darüber informiert, dass Anhaltspunkte des Vorliegens unzulässiger Abschalteinrichtungen in Opel-Autos vorliegen.
Opel betonte in einer Stellungnahme, sollte solch eine Anordnung zum Rückruf ergehen, werde man sich dagegen rechtlich zur Wehr setzen. „Opel-Fahrzeuge entsprechen den geltenden Vorschriften“, hieß es weiter. Es gebe keine unzulässigen Abschalteinrichtungen. Auch habe der Hersteller das Anhörungsverfahren beim KBA nicht verschleppt. Es seien zudem wesentlich weniger Fahrzeuge betroffen als vom Ministerium genannt.
Razzia bei Opel
Am Montagmittag war bekanntgeworden, dass die Polizei Geschäftsräume von Opel durchsucht. Wie das hessische Landeskriminalamt bestätigte, werde wegen eines konkreten Betrugsverdachts im Zusammenhang mit Dieselautos ermittelt.
In einer früheren Stellungnahme hatte das Unternehmen am Montagmittag bestätigt, „dass die Staatsanwaltschaft Frankfurt an den Standorten Rüsselsheim und Kaiserslautern Untersuchungen im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens zum Thema Emissionen durchführt“. Zu Details des laufenden Verfahrens wolle man sich dagegen nicht äußern, kooperiere aber „vollumfänglich mit den Behörden“.
Laut der zugrundeliegende EU-Richtlinie sind Abschalteinrichtungen Konstruktionsteile oder Software-Funktionen, die zum Beispiel die Temperatur, die Fahrzeuggeschwindigkeit oder den eingelegten Gang ermitteln, um die Funktion des Abgasreinigungssystems zu aktivieren, zu verändern oder zu deaktivieren und dadurch auch die Wirksamkeit der Abgasreinigung zu verringern. Wenn die Abgasreinigung nicht richtig arbeitet, stoßen die Diesel mehr gesundheitsschädliche Stickoxide aus. Erlaubt sind solche Abschalteinrichtungen zum Beispiel dann, wenn sie den Motor oder das Fahrzeug vor einem eventuellen Schaden schützen. Ansonsten sind sie illegal.
Für Opel kommen die Ermittlungen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Das Unternehmen befindet sich nach der Übernahme durch PSA in einem harten Sanierungsprozess.