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Staatsanwaltschaft : Anklage gegen früheren Audi-Chef Stadler in Diesel-Affäre

  • Aktualisiert am

Angeklagt: Dem früheren Audi-Chef Rupert Stadler wird unter anderem Betrug vorgeworfen. Bild: EPA

Der frühere Audi-Chef Rupert Stadler muss sich wohl vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft München hat Anklage gegen ihn und drei weitere erhoben. Ihnen wird im Dieselskandal Betrug, Falschbeurkundung und strafbare Werbung vorgeworfen.

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          Die Staatsanwaltschaft München klagt den früheren Audi-Chef Rupert Stadler wegen seines Verhaltens in der Dieselaffäre an. Stadler und drei weiteren Angeklagten werde Betrug, mittelbare Falschbeurkundung sowie strafbare Werbung vorgeworfen, teilte die Behörde am Mittwoch mit. Die Anklage war erwartet worden.

          Darunter sind auch der frühere Audi- und Porsche-Manager Wolfgang Hatz und zwei Ingenieure, wie mehrere Verfahrensbeteiligte sagten. Alle hätten die Vorwürfe der Strafverfolger in den Vernehmungen zurückgewiesen. Nach Angaben von Audi ist einer der Angeklagten nach wie vor Angestellter des Unternehmens. Die Staatsanwaltschaft äußerte sich nicht zu den Namen. Die Rechtsanwälte von Stadler und Hatz waren zunächst nicht für Stellungnahmen zu erreichen.

          Das Landgericht München muss nun über die Zulassung der Anklage entscheiden. Die Ermittlungen gegen 23 weitere Beschuldigte dauern nach Angaben der Staatsanwaltschaft an.

          Es geht um mehr als 430.000 Autos

          Der Mitteilung der Staatsanwaltschaft München zufolge wird drei Angeschuldigten zur Last gelegt „Motoren für Fahrzeuge der Marken Audi, VW und Porsche entwickelt zu haben, deren Steuerung mit einer unzulässigen Softwarefunktion ausgestattet war.“ Die Staatsanwaltschaft wirft Stadler zudem vor, „spätestens Ende September 2015 von den Manipulationen Kenntnis gehabt und gleichwohl weiter den Absatz von betroffenen Fahrzeugen der Marken AUDI und VW veranlasst bzw. den Absatz nicht verhindert zu haben.“ Die Anklage bezieht sich auf insgesamt mehr als 430.000 Fahrzeuge, 250.000 davon von Audi, 70.000 von VW und 110.000 von Porsche.

          Der Volkswagen-Dieselskandal, in dem Audi eine wesentliche Rolle spielte, war im September 2015 in den Vereinigten Staaten aufgeflogen. Damals gab Volkswagen auf Druck der dortigen Umweltbehörden zu, Dieselabgase durch eine Software manipuliert zu haben. Diese erkannte, ob sich ein Fahrzeug auf dem Prüfstand befand und hielt nur dann die Stickoxidwerte ein. Auf der Straße waren die Abgaswerte um ein Vielfaches höher. Die Wiedergutmachung des Dieselskandals hat Volkswagen bislang 30 Milliarden Euro gekostet.

          Ein Unternehmenssprecher von Audi sagte, die Aufklärung der Dieselkrise sei eine Voraussetzung für einen „erfolgreichen Neustart“. Man habe aus der Vergangenheit gelernt. Es liege deshalb „im Interesse der Mitarbeiter, der Anteilseigner und des ganzen Unternehmens, die Sachverhalte, die zur Dieselkrise geführt haben, juristisch restlos aufzuklären.“ Das sei aber Aufgabe der Gerichte, deshalb wolle das Unternehmen die Anklage an sich nicht kommentieren.

          Neben der Staatsanwaltschaft München ermitteln auch die Strafverfolger in Braunschweig in dem Dieselskandal. Der ehemalige Konzernchef Martin Winterkorn sowie vier weitere Personen wurden im April wegen schweren Betrugs und unlauteren Wettbewerbs angeklagt. Daneben werfen die Ankläger den Führungskräften teilweise auch Untreue, Steuerhinterziehung und mittelbare Falschbeurkundung vor. Gegen weitere Beschuldigte laufen noch Ermittlungen.

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