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Kriselnder Diesel : Ist der Ruf erst ruiniert

Die Reputation von BMW und Daimler hat stark gelitten. Bild: AFP

Weniger als 10 Prozent der Autofahrer könnten auf ihr Auto verzichten, zeigt eine exklusiv für die F.A.Z. erstellte Allensbach-Umfrage. Doch die Reputation von BMW und Daimler hat stark gelitten.

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          Dieselkrise? Kartellabsprachen? Vertrauensverlust? Auf den deutschen Alltag haben sich diese Themen bisher nicht ausgewirkt. Im Gegenteil: Das Auto spielt im Alltag der meisten Deutschen eine größere Rolle als je zuvor. Das bestätigt eine Repräsentativumfrage, die das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Frankfurter Allgemeine Magazins erstellt hat. Das Magazin mit dem Spezial zum Thema „Auto“ und allen Ergebnissen der Umfrage erscheint in der Samstagsausgabe der F.A.Z.

          Carsten Knop
          Herausgeber.

          Die Umfrage, deren Erhebungszeitraum im Juni lag und damit vor dem Bekanntwerden der Kartellvorwürfe, zeigt, wie sehr das Automobil heute zu einem unentbehrlichen Alltagsgegenstand geworden ist. Auf die Frage „Könnten Sie sich vorstellen, auch ohne Auto im Haushalt auszukommen?“ antworteten 59 Prozent der befragten Autofahrer mit „Nein“. Weitere 32 Prozent sagten, das sei für sie nur schwer vorstellbar. Lediglich 9 Prozent konnten sich einen Verzicht auf das eigene Auto leicht vorstellen.

          Die Lücke zwischen politischer Diskussion und Lebenswirklichkeit der Menschen ist gerade beim Thema Elektroauto groß. Auf die Frage „Ist Ihr jetziges Auto ein Benziner, ein Diesel oder ein Auto mit Elektro- oder Hybridantrieb?“ antworteten 71 Prozent, sie führen ein Auto mit Benzinmotor, 26 Prozent gaben an, einen Diesel zu besitzen. Nur ein Prozent der Befragten besaß ein Hybridfahrzeug. Der Anteil derer, die ein Elektroauto haben, lag bei unter einem halben Prozent. Elektroautos sind offenbar auch nach Jahren intensiver publizistischer und politischer Förderung für die Bevölkerung nicht attraktiver geworden.

          Bild: F.A.Z.

          Falsche Unternehmenskultur

          Weniger überraschend ist es, dass im Zuge der Debatte um das mutmaßliche Autokartell und die Zukunft des Diesels der Ruf der Premiumhersteller Volkswagen, BMW und Daimler im Monat Juli in der veröffentlichten Meinung einen Tiefpunkt erreicht hat – das ergibt sich aus einer Analyse der Berichterstattung in diversen Medien, für die das Medienanalysehaus Media Tenor mehr als 100.000 Beiträge über Dax-30-Unternehmen und ihre Vorstände ausgewertet hat.

          Die Ergebnisse liegen der F.A.Z. exklusiv vor. Dabei zeigt sich, dass das Medienbild von BMW und Daimler auf das Niveau von Volkswagen gesunken ist. Der Wolfsburger Konzern befindet sich schon seit mehr als zwei Jahren in einer Vertrauenskrise. Die Wertungen aller drei Konzerne lagen im Juli bei einem Saldo von weniger als minus 40 Prozentpunkten, verglichen mit einem neutralen Wert. Eine gute Reputation ist nach Forschungen von Media Tenor und Bob Eccles von der Harvard Business School durch ein Plus von mindestens 10 Prozentpunkten gekennzeichnet.

          Im Detail haben sich in der Analyse vier Punkte gezeigt. Erstens: Der Anteil der Beiträge über den Skandal selbst nimmt zu, ebenso wie die Einschätzungen, dass damit ein Reputationsverlust verbunden ist, der auch auf das Ansehen der Marke durchschlägt. Zweitens: Der Anteil der Produktberichterstattung sinkt und wird gleichzeitig negativer – die Zugkraft der Produkte für die Medien lässt nach. Drittens: Der Ruf Premiumhersteller im Hinblick auf die Verantwortung gegenüber der Umwelt wird immer negativer. Viertens: Die Schwierigkeiten werden zunehmend als Auswirkung einer falschen Unternehmenskultur angesehen, nicht aber als Ausdruck einzelner Fehlhandlungen.

          Und während Matthias Müller, der Vorstandsvorsitzende von Volkswagen, unzweifelhaft im Mittelpunkt des Dieselskandals steht, hat die Kritik an der Abgastechnik und den Emissionswerten inzwischen auch Daimler-Chef Dieter Zetsche erreicht. Der BMW-Vorstandsvorsitzende Harald Krüger hingegen ist noch relativ wenig betroffen.

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