Die Bahn im Zwielicht: Düstere Morgenstimmung mit drei ICE am Münchener Hauptbahnhof Bild: dpa
Am späten Vormittag will die Bahngewerkschaft EVG vor der Grünen-Parteizentrale demonstrieren. Der Grund ist, dass eine „Zerschlagung“ der Bahn zuletzt wieder Fürsprecher findet. Es gibt aber auch ein pragmatisches Konzept.
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Wenn die Lage verfahren ist, lohnt ein Blick von oben, am besten von ganz weit oben. Was würde eine Mars-Regierung tun, wenn sie auf dem Roten Planeten eine Eisenbahn aufbauen wollte? Diese Frage stellte jüngst der Geschäftsführer des Güterbahnverbandes NEE, Peter Westenberger, in den Raum. Seine Antwort: Kaum das, was die Erdlinge tun, namentlich die deutschen – nämlich ein gemeinsames Unternehmen für die Schieneninfrastruktur und den Bahnbetrieb gründen. „Wir sind aber nicht auf dem Mars und müssen hier und jetzt Fortschritte bei einer dysfunktionalen Struktur erreichen“, so Westenbergers irdisches Fazit.
Dass es sich beim deutschen Eisenbahnsystem um eine „dysfunktionale Struktur“ handelt, würden andere heftig abstreiten. Vor allem die Deutsche Bahn selbst, die Bahngewerkschaft EVG und die künftige Kanzlerpartei SPD. Warum etwas ändern, was sich jahrzehntelang bewährt hat, so ihr Credo: nämlich die DB als sogenannter integrierter Konzern, der für den Betrieb seiner Zehntausende von Zügen ebenso zuständig ist wie für ein mehr als 33 000 Kilometer langes Gleisnetz hierzulande. Die Koalitionspartner Grüne und FDP sind da anderer Ansicht. Zum Lager der Kritiker und Reformbefürworter gehört daneben eine bunte Interessengemeinschaft, die von der Lokführergewerkschaft GDL über Verbraucherschützer und den Hauptverband der Deutschen Bauindustrie bis zu DB-Konkurrenten im Güter- und Personenverkehr reicht.
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