Abgas-Skandal : Dobrindt: 2,8 Millionen Autos in Deutschland manipuliert
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Im Werk in Hannover wird der Volkswagen Amarok, eines der leichten Nutzfahrzeuge aus der VW-Modellpalette, montiert. Bild: dapd
Der Skandal um von Volkswagen manipulierte Abgaswerte greift wohl weiter um sich. Verkehrsminister Dobrindt sagt nun, dass auch leichte Nutzfahrzeuge davon betroffen seien. In Wolfsburg tagt der Aufsichtsrat.
Volkswagen hat angeblich noch mehr Abgaswerte verfälscht als bislang angenommen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), der mittlerweile eine Untersuchungs-Kommission in der Sache eingesetzt hat, sagte an diesem Freitag, nach Kenntnis seines Ministeriums seien neben Personenwagen auch leichte Nutzfahrzeuge betroffen. Um welche es sich handeln soll, wurde noch nicht bekannt. Dobrindt sagte, insgesamt gehe es in Deutschland um 2,8 Millionen Fahrzeuge. In Deutschland sind derzeit rund 54 Millionen Kraftfahrzeuge zugelassen.
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In Wolfsburg tagt gerade der Aufsichtsrat von Europas größtem Autobauer, um über die Nachfolge des gerade zurückgetretenen Konzernlenkers Martin Winterkorn und weiteren Führungspositionen zu entscheiden. An die Spitze rücken wird nach derzeitigem Kenntnisstand Porsche-Chef Matthias Müller, neuer Amerika-Chef wird wohl Winfried Vahland, der derzeit Skoda führt. Nicht bekannt ist zum Beispiel aber, wer neuer Finanzvorstand von Volkswagen wird.
Grund für die längere Sitzung ist nach Angaben von zwei mit der Sache vertrauten Personen, dass die Kontrolleure nicht nur die Führung neu besetzen wollen, sondern auch über die künftige Struktur des Volkswagen-Konzerns insgesamt beraten. Das könnte sehr viel bedeuten. Ergebnisse sind demnach erst am späten Freitagnachmittag zu erwarten.
Volkswagen war am vergangenen Wochenende in seine womöglich größte Krise der Nachkriegszeit geraten, nachdem die amerikanische Umweltbehörde EPA bekannt gemacht hatte, dass der Konzern Abgastests in den Vereinigten Staaten manipuliert hatte. Volkswagen gab das unmittelbar zu. Nun drohen Strafen vielleicht in zweistelliger Milliarden-Höhe. Der Kurs der Volkswagen-Aktie stürzte an der Börse zu Wochenbeginn ab.
VW-Skandal : 2,8 Millionen Autos in Deutschland manipuliert
Ist der Diesel eine Dreckschleuder?

Ist der Diesel schmutziger als der Benzinmotor?
Nein. Jedenfalls dann nicht, wenn die modernen Motoren die strengsten Abgasnormen auch tatsächlich erfüllen. Allerdings ist der Benzinmotor mit einem geregelten Katalysator aufgrund seiner Abgaszusammensetzung und -temperatur leichter von Schadstoffen zu befreien. Beim Diesel müssen dazu mehrere Komponenten ineinandergreifen: ein kleiner Oxidationskatalysator im Motorraum reinigt das Abgas von unverbrannten Kohlenwasserstoffen und Kohlenmonoxid, ein Partikelfilter hält die festen Bestandteile (Ruß) zurück. Stickoxide, die unter hohen Temperaturen aus dem in der Luft enthaltenen Stickstoff entstehen, werden dadurch allerdings nicht beseitigt. Sie sind verantwortlich für den schlechten Ruf des Dieselmotors, denn sie belasten die Atemwege und sind für den sauren Regen mitverantwortlich. Zur Beseitigung wird ein Teil der Abgase in den Motor zurückgeführt, wodurch die Temperaturspitzen im Brennraum gesenkt werden. In Motoren, die Normen wie Euro 5 und 6 erfüllen sollen, kann zusätzlich ein Filterspeicher eingesetzt sein, der wie der Partikelfilter von Zeit zu Zeit freigebrannt werden muss. Eine andere Möglichkeit ist die Einspritzung einer Harnstofflösung (AdBlue) - ein teures Verfahren, das vor allem in Lastwagen und Autos der Oberklasse angewendet wird. Das Zusammenspiel der einzelnen Systeme erfordert eine komplizierte Steuerung über die Fahrzeugelektronik.