OECD-Umfrage : Ausländische Fachkräfte vermissen Hilfe bei Jobsuche in Deutschland
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Siemens-Ausbildungszentrum in Leipzig: Deutschland braucht mehr qualifizierte Zuwanderer. Bild: dpa
Deutschland braucht mehr Fachkräfte aus dem Ausland. Vor allem in Indien, Kolumbien und der Türkei ist das Interesse groß. Die Menschen wünschen sich aber mehr Unterstützung, zeigt nun eine Studie.
Im Ausland lebende Fachkräfte wünschen sich mehr Unterstützung bei der Jobsuche in Deutschland. Ein fehlendes Stellenangebot ist für an Deutschland interessierte Ausländer die größte Hürde für einen Umzug, wie aus einer am Freitag veröffentlichten OECD-Umfrage hervorgeht. Fast die Hälfte von ihnen weiß nicht, wo sie nach passenden Stellenausschreibungen suchen können.
Für die Studie befragte die Industriestaaten-Organisation im Auftrag des Bundesarbeitsministeriums nahezu 29.000 ausländische Fachkräfte, die unter anderem über die Webseite „Make it in Germany“ Interesse an einem Arbeitsplatz in Deutschland gezeigt hatten. Das ist ein Internetportal der Bundesregierung für Fachkräfte.
Großer Pool hochmotivierter Fachkräfte
„Deutschland steht ein großer Pool hochmotivierter Fachkräfte zur Verfügung“, heißt es in der Studie. „Über die Hälfte der Befragten hat fest vor, nach Deutschland zu ziehen.“ Acht von zehn hätten dafür bereits konkrete Schritte unternommen. Aber nur 8 Prozent hätten ein Stellenangebot. Fast vier von fünf Befragten sahen hier Unterstützungsbedarf.
Lange Wartezeiten für ein Visum und komplizierte Verfahren, die Wirtschaftsvertreter immer wieder als große Hürde beschreiben, wurden zwar auch als Probleme genannt. Sie wurden aber als weniger gravierend empfunden als die Schwierigkeiten bei der Jobsuche aus der Ferne.
Die Befragten verfügten mit einer Hochschulabschlussrate von 74 Prozent über ein überdurchschnittlich hohes Bildungsniveau. Fast die Hälfte gab an, in einem Mangelberufsfeld tätig zu sein. Knapp ein Viertel sei im Ingenieurswesen tätig und 15 Prozent seien IT-Spezialisten. Hauptherkunftsland der Befragten war Indien (19 Prozent), gefolgt von Kolumbien (10 Prozent), der Türkei (9 Prozent) und den Philippinen (5 Prozent).
Die Bundesregierung will mehr ausländische Fachkräfte für Deutschland gewinnen. Sie hatte am Mittwoch Eckpunkte für eine Reform des Fachkräfte-Einwanderungsgesetzes beschlossen. Damit würde der Arbeitsmarkt so weit wie noch nie für Arbeitskräfte aus Staaten auch außerhalb der Europäischen Union (EU) geöffnet. Stärker als bisher soll neben formalen Qualifikation künftig auch Berufserfahrung zur Zuwanderung berechtigen.
Deutschland braucht nach Einschätzung des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung eine Nettozuwanderung von 400.000 Fachkräften im Jahr, um das Erwerbspersonenpotenzial in Deutschland konstant zu halten.