Auf einen Espresso : Danket dem Dativ
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Bild: F.A.Z.
Was ist schon Heimat? Und ist der Dativ noch das, was er mal war?
Was ist schon Heimat? Das fragen sich dieser Tage auch die Leute in Italien. Ihr großer Stolz, der Autokonzern Fiat, ist zusammengeschlossen mit dem amerikanischen Konzern Chrysler. Rechtlicher Firmensitz ist künftig in den Niederlanden, der Steuersitz im günstigeren Großbritannien. Wenn wir das mal nur mit unserer Steuererklärung auch so machen könnten.

Verantwortlicher Redakteur für Wirtschaft und „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Wobei: Die Unternehmen zahlen auch mehr Steuern, als man denkt. Und auf jeden Fall eine ganze Menge mehr als im vergangenen Jahr. Der deutsche Fiskus zumindest hat im Jahr 2013 ganze 15 Prozent mehr Körperschaftsteuer eingenommen als im Jahr vorher, wird jetzt bekannt. Da scheinen die Steuerspar-Tricks an ihrem Ende angekommen zu sein, denn die Unternehmensgewinne der Kapitalgesellschaften wachsen von Jahr zu Jahr nur um wenige Prozent. So schnell können die Gewinne gar nicht gewachsen sein, dass das den Zuwachs an Körperschaftsteuer erklärt.
Gut für den Finanzminister, denn unser Steuergeld wird gerade dringend gebraucht. Für die Energiewende, für die Rente - für lauter teure Vorhaben, über deren Bezahlung niemand nachdenken will. Anders lässt sich kaum erklären, was die Meinungsforscher aus Allensbach von den Deutschen erfragt haben, und zwar über die Probleme in der Rente. Drei Viertel der Deutschen halten die Alterung in Deutschland für ein Problem, ebenfalls drei Viertel der Deutschen halten die Renten nicht für sicher, und drei Viertel der Deutschen unter 60 sorgen sich ganz persönlich um ihre eigene Rente. Fast ebenso viele sind dafür, die Überschüsse der Rentenversicherung als Reserve zu behalten. Und trotzdem sprechen sich ebenfalls drei Viertel der Deutschen dafür aus, die Rente mit 63 zu erlauben - und die meisten bleiben auch dann dabei, wenn sie ausdrücklich auf die Kosten angesprochen werden. Wer so entscheidet, muss sich nicht wundern, wenn das Steuergeld bald nicht mehr reicht.
Auch die Energiewende ist eine Blase
Wenn die Steuern nicht reichen, werfen wir manchmal auch unser Erspartes hinterher. Für Windräder zum Beispiel. Erinnert Sie das an Prokon, das Unternehmen, das die Genussrechte für Windräder vergeben hat und jetzt vor der Insolvenz steht? Das ist nur ein Beispiel. Auch der Solarkonzern Conergy hat ein Insolvenzverfahren hinter sich, die SAG Solarstrom AG, vergangene Woche hat selbst die Green Solar AG in Winhöring im Landkreis Altötting Insolvenz angemeldet. Sage noch einer, die Verwirklichung der Energiewende sei keine Blase. Viele Anleger haben damit jedenfalls enorm Geld verloren. Mit der Energiewende ist es gar nicht so anders als mit Amerikas Immobilienblase: Erst fördert die Politik eine tolle neue Sache, dann werden die Geldgeber übermütig - und dann ist das Geld weg.
Vielleicht schwindet demnächst immerhin die Euphorie von Amazon. Ein erfolgreiches Unternehmen, keine Frage. Aber die Aktionäre haben dem Unternehmen mit einem Vorsteuergewinn von 500 Millionen Dollar einen Börsenwert von fast 200 Milliarden Dollar zugemessen: das 400fache. Solche Dimensionen waren selbst in der „New Economy“ rar. Am Freitag aber fiel der Amazon-Kurs trotz einer akzeptablen Bilanz. Vielleicht renkt sich die Bewertung bald wieder ein.
Anderes dagegen läuft besser als gedacht. Facebook wird nächste Woche zehn Jahre alt. Das hätte nicht jeder vorhergesagt - doch heute ist Facebook so viel wert wie nie, nämlich 150 Milliarden Dollar. Der Gewinn übertrifft den von Amazon um das Vierfache. Und die Nutzerzahlen wachsen immer noch, zumindest in den Schwellenländern. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg ist offenbar einer der fähigsten Psychologen der Welt. Kaum einer kann unser Verhalten und unsere Verführbarkeit so genau einschätzen wie er - und dank seinen Fähigkeiten liefert er uns eine Plattform, auf der wir uns sogar selbst unheimlich geworden sind.
Ja, ja. Die Grammatik. Im letzten Satz musste es „dank seiner Fähigkeiten“ heißen, denken Sie? Sie sind nicht allein. So beliebt geworden ist der Genitiv in den vergangenen Jahren, dass man den Dativ schon wieder schützen muss. Dabei steht er nach „dank“ ganz wunderbar. Dank sei dafür der Herkunft dieser Wendung, denn nach „dank sei“ steht sicher der Dativ. Das gilt übrigens auch laut allen wichtigen Wörterbüchern, und ja, auch nach „laut“ ist der Dativ erlaubt. Darum bitte: tun Sie uns einen Gefallen, und tun Sie ihm etwas Gutes, dem Dativ!