Und ewig lockt der Sozialismus
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17. Juni 1953: Demonstranten werfen in Berlin mit Steinen nach russischen Panzern. Bild: dpa
Mehr als zwei Dutzend sozialistische Regime sind bereits gescheitert. Wie kann es sein, dass eine derart erfolglose Ideologie noch immer viele Anhänger hat?
Vorige Woche verkündete die Linkspartei – anlässlich des Jahrestages des Volksaufstands in der DDR – eine denkwürdige Botschaft: „Sozialismus kann nur demokratisch sein.“ Am 17. Juni 1953 „kam es in der DDR zu Massenstreiks und Massendemonstrationen aus Protest gegen Lohndrückerei und unverhältnismäßigen Leistungsdruck“, twitterte sie, dazu das Bild eines Panzers in einer Menschenmenge. Es erweckte fast den Eindruck, als hätten die DDR-Arbeiter nicht gegen, sondern für „echten“ Sozialismus demonstriert.
Der deutsch-britische Ökonom Kristian Niemietz, der in London am Institute of Economic Affairs arbeitet, versammelt in seinem lesenswerten Buch „Sozialismus“ eine fast schon erdrückende Fülle an Zitaten von Intellektuellen, die mit sozialistischen Regimen sympathisierten und, wenn deren Scheitern manifest wurde, nach Ausreden suchten. Das Buch ist gerade auch auf Deutsch erschienen. Die beliebteste Ausrede: Das war kein echter Sozialismus. So kann man es auch in Deutschland hören. „Den ‚echten‘ Sozialismus gab’s bislang noch nicht“, twitterte SPD-Chefin Saskia Esken 2019. Noch stärker die Aussage des amerikanischen Linguisten Noam Chomsky: „Es gab nicht einen Hauch von Sozialismus in der Sowjetunion. […] Es hatte mit Sozialismus nichts zu tun.“
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