Soziale Ungleichheit : In der Abstiegsgesellschaft
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Wie im Kaufhaus: Die einen hoch, die anderen runter Bild: Amadeus Waldner
Aus der Gesellschaft des sozialen Aufstiegs ist eine Gesellschaft des Abstiegs, der Prekarität und Polarisierung geworden. Wie konnte das passieren?
Die soziale Ungleichheit ist gestiegen, was häufig mit dem Bild beschrieben wird, dass die Schere zwischen Arm und Reich weiter aufgeht. Doch, um es ganz lapidar zu sagen: Die soziale Schere zwischen den Reichsten und den Ärmsten bildet nicht unser Kernproblem. Versteht man Ungleichheit in dieser Perspektive (wie sie etwa auch beim Gini-Koeffizienten verwandt wird), dann handelt es sich um ein reines Distanzmaß, das nur die Einkommens- oder Vermögensunterschiede zwischen oben und unten misst. Erst der Bezug auf das Gefüge sozialer Position kann jedoch die Bedeutung sozialer Ungleichheit hinreichend verständlich machen.
In den 1970er Jahren hat der Philosoph John Rawls eine Gerechtigkeitstheorie entwickelt, die ein liberales Positionsmaß enthielt: das sogenannte Differenzprinzip. Es besagt in Kurzform, dass gesellschaftliche Ungleichheiten dann legitim seien, wenn sie den „am wenigsten Begünstigten den größtmöglichen Vorteil bringen“.
Rawls reflektierte mit diesem Satz die gesellschaftliche Entwicklung der westlichen Marktwirtschaften. Große soziale Ungleichheiten zwischen den Ärmsten und den Reichsten blieben durchaus bestehen, aber die Armut verringerte sich, und für die Arbeiterschaft war sozialer Aufstieg kein Fremdwort mehr. Die Einkommen stiegen, ebenso die Bildungschancen, Freizeit und Konsum. Ulrich Beck beschrieb diesen Prozess als Fahrstuhleffekt.
Alle sozialen Klassen, von Arbeitnehmern bis zu Vermögensbesitzern, standen zusammen im Aufzug und fuhren gemeinsam nach oben. Die Ungleichheiten blieben sogar in etwa die gleichen, sie spielten aber insofern gesellschaftlich eine geringere Rolle, als es allen besser erging. In dieser Logik könnte die Schere zwischen oben und unten sogar weiter auseinandergehen (was macht es schon aus, ob Bill Gates oder Susanne Klatten noch eine weitere Milliarde verdienen), sofern die unteren Bereiche der Gesellschaft ebenfalls besser dran sind. Und genau an dieser Stelle beginnt das wirkliche Problem der sozialen Ungleichheit.
Der Fahrstuhleffekt gilt nicht mehr
Becks Diagnose war bis Ende der 1980er Jahre durchaus richtig. Doch seit den neunziger Jahren hat sich das geändert: Der Fahrtstuhleffekt gilt nicht mehr. Man fährt nicht mehr gemeinsam nach oben. Aus der Gesellschaft des sozialen Aufstiegs ist eine Gesellschaft des Abstiegs, der Prekarität und Polarisierung geworden. Hierfür lässt sich die Metapher der Rolltreppe gebrauchen, da sie diese Prozesse anschaulicher beschreibt. Denn Auf- und Abstiege haben eine kollektive und eine individuelle Dimension.
In Becks Fahrstuhl fahren alle gemeinsam nach oben, auf der Rolltreppe hingegen können sich auch die Abstände zwischen den einzelnen Individuen verändern, je nachdem auf welcher Stufe sie stehen oder ob sie nach unten oder oben fahren. Räumlich kann man es sich wie in einem Kaufhaus vorstellen. Einige Wohlhabende haben mit der Rolltreppe bereits die nächste Etage erreicht, wo sie sich nun umsehen können, oder sie steigen auf die nächste Treppe und fahren weiter nach oben.
Für die meisten derjenigen, die die obere Etage noch nicht erreicht haben, ändert sich jedoch die Fahrtrichtung der Rolltreppe. Während es lange Zeit nach oben ging, fahren sie nun nach unten. Dieser Prozess hat sich schleichend entwickelt. Individuelle Abstiege oder Abstürze sind bislang kein Massenphänomen, aber sie nehmen zu.
Berufliche Mobilität
Man braucht nicht gleich die amerikanische Erzählung vom wundersamen Aufstieg des Tellerwäschers zum Millionär, von ganz unten nach ganz oben zu bemühen, um die Relevanz der vertikalen Mobilität, der sozialen Durchlässigkeit als Indikator für die Erfüllung der eigenen Ansprüche moderner Marktwirtschaften zu verdeutlichen. Man hat die Klassenstrukturen der Vergangenheit hinter sich gelassen und die ständischen sozialen Schließungen aufgebrochen. Jeder soll aufsteigen können. Auch wenn klar ist, dass es de facto nicht alle schaffen werden.
Zunächst wird die Frage der beruflichen Mobilität betrachtet, hierbei geht es im Wesentlichen um individuelle Aufstiege aus der eigenen Klassenposition oder der Klassenposition der Eltern heraus. Kinder von Landwirten oder Arbeitern etwa können mittlere Angestellte oder Akademiker werden. Dabei darf man nicht übersehen, dass der industrielle Wandel und die Bildungsexpansion einen eingebauten Aufstiegstreiber enthalten. Aufgrund der Zunahme von Dienstleistungen gingen in den letzten Jahren beispielsweise landwirtschaftliche Helfertätigkeiten und ungelernte Hilfsarbeiterjobs stark zurück, so dass allein der industrielle Wandel ein permanenter Treiber des Aufstiegs ist.
Trotz dieser Einschränkung sind die Untersuchungen über den Wandel der beruflichen Mobilität aufschlussreich. Das Bild ist insgesamt widersprüchlich. Und zunächst widerspricht es der Diagnose derjenigen, die eine wachsende soziale Ungleichheit als eine Zunahme an Distanz beschreiben. Denn insgesamt ist die berufliche Mobilität teilweise sogar gestiegen. Bei westdeutschen Männern hat sich das Verhältnis von Aufstiegen zu Abstiegen leicht verschlechtert, bleibt im Saldo aber positiv. Die entscheidenden Entwicklungen finden ganz oben und ganz unten in der beruflichen Hierarchie statt – hier nimmt die soziale Mobilität wieder ab und die Vererbung der sozialen Herkunft steigt.
Abstiege in Ostdeutschland haben zugenommen
Für Frauen in Westdeutschland hat die Aufwärtsmobilität zugenommen; das reflektiert ihre verbesserte Chancengleichheit in der Gesellschaft. Im Westen gelingt es Frauen aus den Oberklassen auch verstärkt, ihre soziale Position an ihre Töchter zu vererben, und Frauen aus der Arbeiterschicht steigen überproportional häufig auf. Prozentual nähern sich ihre Aufstiegsquoten denen der Männer an, die bereits zuvor eine höhere Mobilität aufwiesen.
Anders verhält es sich in Ostdeutschland: Hier haben die Abstiege sowohl bei Männern als auch bei Frauen zugenommen, Auf- und Abstiege halten sich nun nahezu die Waage. In Anbetracht des immanenten Trends zu einer qualifizierteren Berufsstruktur ist dies eine kritische Entwicklung, weist sie doch auf einen Abwärtstrend in Ostdeutschland und eine nachhaltige Abkopplung der neuen von den alten Bundesländern hin. Ließe man Ostdeutschland außer Acht, gäbe es keine Gründe, von einer Abstiegsgesellschaft zu sprechen. Schließlich gibt es ja nach wie vor mehr Auf- als Absteiger.
Schlechte Arbeitsverhältnisse trotz hoher Qualifikation
Aber was bedeutet der berufliche soziale Aufstieg heute noch? In der Mobilitätsanalyse stehen die Qualifikation und der Beruf im Vordergrund, nicht das Arbeitsverhältnis. Wenn der Sohn eines Facharbeiters Lehrer oder die Tochter einer kaufmännischen Angestellten Anwältin werden, dann sind beide nach herkömmlicher Betrachtungsweise gegenüber ihren Eltern aufgestiegen. Ihre Berufe erfordern eine bessere Qualifikation und sie verfügen über mehr Sozialprestige, jedoch verdienen sie nicht länger automatisch mehr Geld als ihre Eltern oder sind sozial besser abgesichert.
Zwei Beispiele von höher Qualifizierten: Als Lehrer ist man möglicherweise befristet angestellt und muss sich in den Sommerferien arbeitslos melden, da viele Bundesländer auf ein wachsendes Heer flexibler Lehrer, die nicht mehr verbeamtet werden, setzen. Auch als Anwältin landet man nicht automatisch im relativen Wohlstand, wie es früher die Regel war.
Diese Berufsgruppe spaltet sich in Beschäftigte in Großkanzleien oder unternehmensinterne Fachleute, die nach wie vor viel Geld verdienen und über ein hohes Sozialprestige verfügen, und in eine wachsende Schar von prekären Selbständigen, die auf dem überfüllten Markt nicht recht Fuß fassen können. Trotz hoher Qualifikation und beruflichem Aufstieg sind sie wie viele andere Berufsgruppen prekär beschäftigt.
Prekarität und die Rolltreppe nach unten
Vor allem wenn man eine kollektive Betrachtungsweise wählt, fährt die Rolltreppe für die Arbeitnehmer wieder nach unten. In den Erschütterungen der Arbeitsverhältnisse liegt die Hauptursache für den Übergang zur Abstiegsgesellschaft.
Ein Verhältnis heißt prekär, wenn es nicht stabil, wenn es unsicher und widerrufbar ist. In der sozialen Moderne gründeten sich gesellschaftliche Integration und Stabilität auf die Arbeit, war die unbefristete Stelle mit Kündigungsschutz und sozialer Sicherheit Ausdruck des sogenannten Normalarbeitsverhältnisses. In den sechziger Jahren machten diese Beschäftigungsverhältnisse geschätzt (genau wissen das weder die Statistiker noch die Historiker) fast 90 Prozent aller Stellen aus. Das hat sich inzwischen nachdrücklich geändert.
Im Jahr 1991 waren 79 Prozent aller Arbeitnehmer in einem Normalarbeitsverhältnis beschäftigt, 2014 waren es nur noch 68,3 Prozent. 20,9 Prozent der Erwerbstätigen waren 2014 atypisch angestellt, arbeiteten entweder in befristeten oder geringfügigen Arbeitsverhältnissen, in Teilzeit oder als Leiharbeiter. Von den 11 Prozent Selbständigen waren mehr als die Hälfte sogenannte Solo-Selbständige.
Instabilität in den ersten Berufsjahren
Prekäre Arbeitsverhältnisse sind wiederum nicht gleichmäßig über alle Gruppen verteilt, sondern konzentrieren sich vor allem bei Niedrigqualifizierten. Auch Hochqualifizierte brauchen immer länger, bis sie eine sozial gesicherte berufliche Umlaufbahn erreichen. Als Faustformel kann man aber sagen: Je jünger und je schlechter qualifiziert, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit atypischer Beschäftigung.
Für ältere, beruflich etablierte Arbeitnehmer ist die Prekaritätsgefahr weniger groß, beträchtlich dafür jedoch bei den jüngeren. Bei ihnen gestalten sich vor allem die ersten Berufsjahre instabiler, immer seltener können sie ihren ersten Job behalten. Die durchschnittliche Beschäftigungsdauer für junge Menschen ging seit Mitte der siebziger Jahre um 22 Prozent zurück, insbesondere Niedrigqualifizierte müssen damit rechnen, ihren Arbeitsplatz bald wieder vorübergehend zu verlieren.
Soziale Verwundungen
Das Erwerbsleben hat insgesamt seine frühere Struktur verloren, Karrieren und Berufswege sind diskontinuierlicher geworden. Die traditionelle Berufslaufbahn – in jungen Jahren in einen Betrieb eintreten und am Ende des Erwerbslebens aus demselben Unternehmen wieder ausscheiden, um in Rente zu gehen – gerät zu einem immer seltener werdenden Relikt vergangener Zeiten.
Dagegen steigt die Anzahl derjenigen, die in ihrer Erwerbsbiographie vermehrt Brüche erfahren, buchstäblich sozial verwundet werden. Sie sind in die sich ausweitende „Zwischenzone“ geraten und pendeln zwischen Erwerbsarbeit und Arbeitslosigkeit. Zwar sind sie die meiste Zeit über beschäftigt, aber ihre Jobs sind selten von Dauer.
Beruf, Einkommen und Prestige – nichts erscheint mehr sicher. Wie ein verlassenes Schiff auf hoher See schlingern viele Arbeitnehmer durch das Erwerbsleben, sie sind äußeren Gewalten ausgeliefert und können selbst nicht mehr steuern. Dieses Hin und Her führt zu einer gestiegenen „Statusinkonsistenz“, bei der die Positionen, die eine Person in verschiedenen sozialen Dimensionen einnimmt, zusehends auseinanderfallen.
Lohnspreizung hat zugenommen
Der Rolltreppeneffekt zeigt sich besonders anschaulich auf der Ebene der realen Nettoeinkommen. Bis Anfang der neunziger Jahre sind sie im Trend gestiegen. Zu Beginn dieser Dekade erreichte die Lohnentwicklung ihren Höhepunkt, doch schließlich kippte der Verlauf. Seit 1993 fielen die durchschnittlichen Realeinkommen im Trend fast ein Vierteljahrhundert lang. Erst in den letzten sechs Jahren scheint dieser Trend abgebrochen zu sein.
Dazu hat auch die Lohnspreizung in den Unternehmen und zwischen den Branchen zugenommen. So sind auf Branchenebene die Grundverdienste in der Finanzwirtschaft oder im Energiesektor doppelt so hoch wie in der Gastronomie oder allgemein in der Leiharbeit. Aber auch in den Unternehmen ist der Gehaltsunterschied zwischen dem einfachen Sachbearbeiter und dem leitenden Angestellten gewachsen.
Der Fall der durchschnittlichen Nettorealverdienste ist besonders auffällig, weil im gleichen Zeitraum die Produktivität in Deutschland – mit Ausnahme eines Einbruchs infolge der Wirtschaftskrise – kontinuierlich gestiegen ist. Interessant ist in diesem Zusammenhang insbesondere das Jahr 1975. Bis Mitte der siebziger Jahre hatten sich die Realeinkommen und die Produktivität noch parallel entwickelt.
Es gibt sie noch, die stabilen Bereiche
Mit Beginn des langen Abschwungs der Weltwirtschaft begannen Produktivität und Einkommen jedoch sich voneinander zu lösen. Damals setzten die Unternehmen erstmals in großem Umfang auf arbeitssparende Maschinen. Seit den neunziger Jahren entkoppelten sich die beiden Kurven dann komplett: Während Produktivität und Wertschöpfung zunahmen, sanken die Reallöhne. Vor allem sanken die Reallöhne dort, wo es keine Tarifverträge mehr gab. Insgesamt sind 20 bis 25 Prozent aller Jobs auf dem deutschen Arbeitsmarkt Niedriglohnarbeitsverhältnisse, in denen die Einkommen kaum zum Leben reichen.
Prekarität und Abstieg sind nicht allgegenwärtig. Denn es gibt sie noch, die relativ stabilen Bereiche auf dem Arbeitsmarkt. Sind Beschäftigte erst einmal als Stammkräfte in einem Normalarbeitsverhältnis angestellt, haben sie es in der Regel auf den internen Arbeitsmarkt ihres Unternehmens geschafft. Dort können sie durchaus mit einer hohen Beschäftigungssicherheit und guten Aufstiegsperspektiven rechnen, im Fall hoher Qualifikation außerdem mit einem guten Einkommen.
Spaltung in Festangestellte und Prekarier
Sie sind zudem durch die Unternehmensorganisation von äußeren Entwicklungen, etwa einer steigenden Arbeitslosigkeit, relativ abgekoppelt. Auf den externen Arbeitsmärkten der Unternehmen – bei den Randbelegschaften mit niedriger Qualifikation – verhält es sich hingegen genau umgekehrt, hier ist die Unsicherheit hoch und das Einkommen niedrig.
Aber allein, dass es in vielen Unternehmen prekär Beschäftigte gibt, hat große Auswirkungen, weil auch diejenigen in gesicherten Verhältnissen die anderen beobachten. Sie fühlen sich dadurch entgegen ihrer formalen Sicherheit auf Abruf gestellt. Belegschaften spalten sich dann in Festangestellte, die ihre soziale Sicherheit als Privileg empfinden, und in die Prekarier, die zu fast allem bereit sind, um ihrer Unsicherheit zu entkommen.
Abstiegskonflikte
Gerade in einer Gesellschaft, die sich nach wie vor als Aufstiegsgesellschaft begreift, wachsen normative Verunsicherungen, wenn es in der „Realität“ nicht mehr aufwärts geht. Viele kennen wahrscheinlich aus ihrer Kindheit die Erfahrung, entgegen der Richtung auf einer nach unten fahrenden Rolltreppe nach oben zu laufen. Das geht selten gut, und falls doch, kommt man mit letzter Kraft auf der nächsten Etage an. In der Abstiegsgesellschaft sehen sich viele Menschen dauerhaft auf einer nach unten fahrenden Rolltreppe. Sie müssen nach oben laufen, um ihre Position überhaupt halten zu können.
Diejenigen hingegen, die tatsächlich einen Abstieg erfahren, rechnen sich diesen als persönliches Scheitern an. Einige halten dabei rituell an der Aufstiegsorientierung fest, auch wenn sie diese Perspektive innerlich längst aufgegeben haben. Und bei denen, die nicht absteigen, entstehen trotzdem Abstiegssorgen und Statuskämpfe um die Verteilung des Wohlstands.
Viele greifen auf eine intensivierte, beinahe völlige Hingabe an den Wettbewerb zurück. Sie steigern ihre Leistungsbereitschaft, arbeiten mehr und entgrenzter, verdichten ihre Tage, um rund um die Uhr produktiv zu sein. Dadurch verzichten sie auf Ansprüche an das gute Leben, an die Work-Life-Balance, nehmen Stress und Sinnverlust in Kauf, beschleunigen sich immer weiter.
Bedrohung für das Gemeinwesen
Für sich selbst radikalisiert man die Tugenden des Bildungsehrgeizes und der Aufstiegsorientierung, Sekundärtugenden wie Pflichtbewusstsein und Disziplin kehren auch in liberale Milieus zurück. Die gesamte Lebensführung dient dem Projekt des Statuserhalts.
Die Statusängste führen mitunter zu ökonomistischen Deutungen, zu negativer Klassifikation und zur Abwertung schwächerer Gruppen, ob Flüchtlinge oder Langzeitarbeitslose. Wo vorher noch eine gewisse Liberalität herrschte, weicht sie nun schematischeren Vorstellungen über Moral, Kultur und Lebensführung. Und deshalb sind soziale Abstiegsprozesse auch eine Bedrohung für das demokratische Gemeinwesen.
Oliver Nachtwey hat gerade im Suhrkamp-Verlag das Buch „Die Abstiegsgesellschaft. Über das Aufbegehren in der regressiven Moderne“ veröffentlicht. Er ist Fellow am Institut für Sozialforschung Frankfurt.