
Alterssicherung in Deutschland : Länger arbeiten
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Damit das Geld auch künftig noch reicht, wenn die Menschen noch älter werden. Bild: dpa
Der reguläre Rentenbeginn sollte an die steigende Lebenserwartung der Menschen gekoppelt sein. Wie hoch muss der Druck im Kessel noch steigen, bis sich Mehrheiten für eine Reform finden, die dem Offensichtlichen Rechnung trägt?
Auch nach Silvester sorgt das alte Jahr für Schlagzeilen. Denn jetzt laufen belastbare Zahlen über die wirtschaftlichen Verwerfungen der Pandemie ein. Zunächst haben die Statistiker ihre Scheinwerfer auf einen wichtigen Trendbruch gelenkt: Zum ersten Mal seit 14 Jahren ist die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland wieder gesunken.
Der Rückgang um ein gutes Prozent mag angesichts der Corona-bedingten Rezession milde erscheinen. Zu denken geben sollte aber der ergänzende Hinweis auf die Demographie: Schon seit geraumer Zeit haben Statistiker und Ökonomen auf den wegen geringer Geburtenraten schrumpfenden Nachwuchs an Arbeitskräften aufmerksam gemacht und gewarnt, über Zuwanderung allein werde kein Ausgleich gelingen.
Bislang hatten Aufschwung und steigende Löhne geholfen, auch das vorhandene Arbeitskräfte-Reservoir besser auszuschöpfen. Da nun die besonders zahlreichen Babyboomer in Rente gehen, wird es sehr schwer werden, die Lücken zu schließen. Das aber ist nötig, soll die Aufholjagd der Unternehmen nach der Pandemie gelingen und in einen stabilen Aufschwung müden.
Die große Koalition hat sich um eine Antwort gedrückt
Nicht zufällig ist daher zum Jahresauftakt auch die Debatte über eine längere Lebensarbeitszeit und das weitere Herausschieben des Rentenbeginns über 67 Jahre hinaus wieder losgebrochen. Die demographischen Fakten stützen entsprechende Forderungen des neuen Arbeitgeberpräsidenten Rainer Dulger oder der „Wirtschaftsweisen“ Monika Schnitzer.
Beide verlangen nichts Unmögliches, sondern die rechtzeitige Lösung der Frage, wie Deutschland trotz Nachwuchsmangels seine Wirtschaft und damit Rente und andere Sozialleistungen sichern will. Hier drängt sich – zumindest als Teil einer Lösung – eine Koppelung des regulären Rentenbeginns an die steigende Lebenserwartung auf. Nur zu hoffen, bessere Bildung werde schon für mehr Produktivität und höhere Erträge der verbliebenen Arbeitskräfte sorgen, erscheint fahrlässig.
Die große Koalition hat sich um eine Antwort gedrückt und die Finanznöte der Rentenkasse verschärft. Nun kommen unwägbare Corona-Kosten hinzu. Wie hoch muss der Druck im Kessel noch steigen, bis sich Mehrheiten für eine Reform finden, die dem Offensichtlichen Rechnung trägt?

Verantwortliche Redakteurin für Wirtschaftspolitik, zuständig für „Die Ordnung der Wirtschaft“.
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