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Pandemie in Südasien : Eine Million Corona-Fälle in Indien

Im Mai erschwerte das Corona-Virus Wanderarbeitern in Bangalore das Leben. Nun wurde abermals eine Ausgangsbeschränkung verhängt. Bild: dpa

In wenigen Wochen hat sich in Indien die Zahl der Corona-Kranken verfünffacht. Nur in den Vereinigten Staaten beschleunigt sich die Ausbreitung schneller. Die Metropolen Pune und Bangalore haben wieder eine Ausgangssperre verhängt.

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          Asiens drittgrößte Volkswirtschaft hat am Donnerstag erstmals mehr als eine Million Corona-Infizierte gemeldet. Dabei führt die Testrate zu der Vermutung, dass die wahre Zahl der Angesteckten in Indien deutlich höher liegt: Von seinen fast 1,4 Milliarden Menschen hat Indien bislang nur 13 Millionen getestet. Am Mittwoch hatte der Subkontinent 968.876 Infizierte gemeldet, ein Zuwachs von 32.695 Fällen innerhalb von nur 24 Stunden.

          Christoph Hein
          Wirtschaftskorrespondent für Südasien/Pazifik mit Sitz in Singapur.

          In nur sechs Wochen hat sich die Zahl der Corona-Kranken in Indien damit verfünffacht und wird nur noch von denen in Brasilien und Amerika übertroffen. Allerdings steigen Ansteckungen und Todesfälle in Indien deutlich schneller als in irgendeinem anderen schwer betroffenen Land. Unter anderem haben die Industriestadt Pune und die Datenverarbeitungsmetropole Bangalore, in der auch zahlreiche deutsche Unternehmen wie Daimler Zentren betreiben, wieder eine Ausgangssperre verhängt.

          „Nur Gott kann uns helfen“

          Die immer neuen Vorschriften in einzelnen Städten und Bundesstaaten brächten die Lieferketten vollkommen durcheinander, klagen Industrievertreter. B. Sriramulu, Ministerpräsident des Bundesstaates Karnataka, hatte in Bangalore gesagt: „Nur Gott kann uns helfen, aber schützen müssen wir uns selber.“

          Das hat ausgerechnet im Slum Dharavi in der Metropole Bombay (Mumbai) hervorragend geklappt: Die Armen dort zeigten sich viel disziplinierter als viele Bürger der Mittel- und Oberschicht. Dank enormer Anstrengungen vieler Hilfsorganisationen blieb die Zahl der Opfer im Vorzeige-Slum überschaubar. Tedros Adhanom Ghebreyesus, der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), erteilte ihm gerade den Ritterschlag: „Dharavi bietet der Welt eine Inspiration dafür, wie man die Verbreitung der Pandemie einschränkt.“

          Rigoroses Testen, garantierte Lebensmittelrationen und Medizin und eine Überwachung von Tür zu Tür haben Dharavi gerettet. Ministerpräsident Narendra Modi will am 15. August, zum 74. Feiertag der Unabhängigkeit, eine indische Impfung von Bharat Biotech gegen Corona vorstellen. Tests laufen, Fachleute aber halten das Ziel für unrealistisch und sogar gefährlich.

          Modi hatte versucht, die Seuche auf Kosten der Wirtschaft und der Armen einzudämmen: Ende März hatte er eine wochenlange Ausgangssperre verhängt. Der Geschäftsklimaindex liegt auf dem tiefsten Stand seit elf Jahren. Bank of America sagt für 2020 ein Minus der Wirtschaftsleistung um 7,5 Prozent vorher.

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