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Bertelsmann-Studie : Ein Gehalt reicht oft nicht mehr aus

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Das Armutsrisko hängt stark von der Erwerbstätigkeit von der Mutter ab. Bild: dpa

Hat die Mutter keinen Job, sind Kinder laut einer Studie häufig von Armut bedroht. Das betrifft nicht nur Alleinerziehende, sondern auch Familien, in denen nur der Vater verdient.

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          Das klassische Ein-Verdiener-Modell reicht laut einer aktuellen Studie oft nicht zur Sicherung des Familienunterhaltes aus. Wenn Mütter in Paarfamilien über einen längeren Zeitraum keinen Job haben, steigt das Armutsrisiko der Kinder an, wie es in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie der Bertelsmann Stiftung heißt. Als arm gilt, wer weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens zur Verfügung hat.

          Fast ein Viertel der Kinder in Paarfamilien mit nur einem arbeitenden Elternteil lebt laut der Untersuchung dauerhaft oder wiederkehrend in Armut. Wenn die Mutter Vollzeit, Teilzeit oder in einem Minijob arbeite, seien die Kinder meist finanziell abgesichert.

          „Kinderarmut hängt maßgeblich an der Erwerbstätigkeit von Frauen“, erklärte Stiftungsvorstand Jörg Dräger. „Müttern muss es erleichtert werden, arbeiten zu gehen.“ Zugleich müsse das Unterstützungs- und Hilfesystem für Kinder es auffangen können, wenn die Mütter wegen der Familiensituation nicht erwerbstätig sein könnten.

          Verdienst bei Teilzeit oft zu gering

          Bei Kindern von Alleinerziehenden ist das Risiko für Kinderarmut sehr hoch, wenn die Mutter nicht Vollzeit arbeitet. Das ist für Alleinerziehende aber kaum möglich. Bei einer Teilzeitbeschäftigung leben laut der Studie 20 Prozent der Kinder dauerhaft oder wiederkehrend in Armut und weitere 40 Prozent zeitweise in Armut. Besonders groß ist das Risiko bei Arbeitslosigkeit: 96 Prozent der Kinder von Alleinerziehenden ohne Job wachsen demnach dauerhaft oder wiederkehrend in Armut auf.

          Arme Kinder nehmen laut Bertelsmann nur eingeschränkt am sozialen und kulturellen Leben teil. Nur 37 Prozent der Kinder in dauerhaften Armutslagen gehören demnach einem Verein an. Kinder in gesicherten finanziellen Verhältnissen seien dagegen zu 75 Prozent Vereinsmitglieder. Arme Jugendliche fühlten sich weniger zugehörig zur Gesellschaft und schätzten ihre Chancen schlechter ein, hieß es.

          „Das Alleinverdienermodell ist tatsächlich unter Druck“, sagte Michael Theurer, stellvertretender Vorsitzender der FDP-Fraktion, der F.A.Z.  „Das ist insofern ein Problem, als geringe und mittlere Einkommen in Deutschland generell sehr stark belastet werden - gerade was die Sozialversicherungsabgaben angeht. Ein wichtiger Schritt wäre hier, die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung kräftig zu senken. Die Kassen sind übervoll.“

          Die SPD-Abgeordnete Katja Mast sagte: „In einem reichen Land wie Deutschland ist es nicht hinnehmbar, dass Kinder in Armut leben müssen oder von Armut bedroht sind – unabhängig von der familiären Situation. Kinderarmut hat immer etwas mit der Erwerbsarmut der Eltern zu tun.“

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