Ukraine-Flüchtlinge : Zahl der Arbeitslosen steigt kräftig
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Die Jobcenter müssen sich auf einen Andrang arbeitssuchender Flüchtlinge aus der Ukraine einstellen. Bild: dpa
Weil Geflüchtete aus der Ukraine nun in der Grundsicherung erfasst werden, nimmt die Arbeitslosigkeit außergewöhnlich stark zu. Aber auch die Zahl der Erwerbstätigen steigt weiter.
Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist im Juni stark gestiegen. Wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag mitteilte, nahm die Zahl der Arbeitslosen um 103.000 auf 2,363 Millionen zu. Die Arbeitslosenquote – die gerade erstmals seit Pandemiebeginn wieder unter die Fünf-Prozent-Marke gesunken war – kletterte um 0,3 Punkte auf 5,2 Prozent.
Der wesentliche Grund für diese Entwicklung ist nach Angaben des BA-Vorstandsvorsitzenden Detlef Scheele, dass ukrainische Geflüchtete seit Anfang des Monats Anspruch auf die Grundsicherung Hartz IV haben und damit in die Zuständigkeit der Jobcenter fallen. Viele von ihnen werden nun offiziell als arbeitslos erfasst. Zuvor hatten sie Asylbewerberleistungen bezogen.
Insgesamt sei der Arbeitsmarkt weiterhin stabil, sagte Scheele. Üblicherweise sinkt die Arbeitslosigkeit im Juni, bevor sie im Juli und August wegen der Sommerpause wieder zunimmt. Die Zahl der Arbeitslosen ist nun aber immer noch um 251.000 niedriger als vor einem Jahr. Die Unterbeschäftigung, in der auch Menschen gezählt werden, die an einer Weiterbildung teilnehmen oder erkrankt sind, stieg im Juni um 97.000 auf 3,115 Millionen.
Rund 267.000 ukrainische Flüchtlinge in Jobcentern registriert
Wie Scheele berichtete, haben sich bislang rund 267.000 Geflüchtete aus der Ukraine in den Arbeitsagenturen und Jobcentern gemeldet. Die meisten von ihnen sind Frauen. Im Fokus stehe nun erst einmal die Registrierung und Erstberatung dieser Menschen sowie das Auszahlen der Leistungen, schilderte er. An einer Weiterbildung oder einem Sprachkurs nähmen bisher nur sehr wenige Geflüchtete aus der Ukraine teil.
Die lokalen Arbeitsagenturen rechnen damit, dass die Arbeitslosigkeit wegen des Wechsels der Geflüchteten aus der Ukraine in die Grundsicherung in den kommenden Monaten weiter steigen wird. Das zeigt ein Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), das zur Bundesagentur für Arbeit gehört. Er ging im Juni so stark zurück wie seit Beginn der Pandemie nicht mehr.
IAB-Forschungsbereichsleiter Enzo Weber sieht darin jedoch keinen Grund zur Sorge. „Trotz der angespannten gesamtwirtschaftlichen Situation bleiben die Beschäftigungsperspektiven weiter gut, denn der Arbeitsmarkt ist aufnahmefähig“, sagte er. Weber verwies darauf, dass viele Unternehmen große Schwierigkeiten haben, offene Stellen zu besetzen. Das biete eine Chance für die Integration der geflüchteten Ukrainerinnen in den Arbeitsmarkt.
Tatsächlich ist die Zahl der Erwerbstätigen nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes im Mai – neuere Zahlen liegen noch nicht vor – weiter gestiegen: um saisonbereinigt 34.000 oder 0,1 Prozent auf 45,4 Millionen. Seit dem Frühjahr 2021 wachse die Erwerbstätigkeit „weitgehend unbeeinflusst von den weiteren Infektionswellen sowie bisher auch von den Folgen des Kriegs in der Ukraine“, teilten die Statistiker mit. Sie liegt damit nun 0,3 Prozent über dem Vor-Corona-Niveau.