Altersvorsorge : Verbraucherschützer fordern Ende der Riester-Rente
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Verbraucherschützer Kleinlein, Schick und Müller (von links) vor Plakaten mit sichtlich gealterten Spitzenkandidaten Bild: Imago
Die Kosten sind zu hoch und Verbraucher müssen sich Geld als Rente auszahlen lassen. Deshalb fordern drei Verbraucherschutzorganisationen einen Neustart. Vor dem Kanzleramt stellten sie ihre Forderungen an die Politik vor.
Wie sähe Annalena Baerbock mit 60 Jahren aus? Wie Olaf Scholz mit 82? Armin Laschet mit 80? Am Dienstag bekam man vor dem Bundeskanzleramt in Berlin zumindest drei mögliche Bilder vorgestellt, wie sich die drei Kanzlerkandidaten binnen der nächsten 20 Jahre verändert haben könnten.
Denn die drei Verbraucherschutzorganisationen Finanzwende, Bund der Versicherten und Verbraucherzentrale Bundesverband haben das Leitmotto ihrer Kampagne „Stoppt die Riester-Rente. Sonst sehen wir alt aus“ konkretisiert: die Grünen-Vorsitzende Baerbock als Frau im siebten Lebensjahrzehnt mit weißer Strähne, CDU-Chef Laschet als Rentner mit silbernem Haar und SPD-Finanzminister Scholz als faltiger Herr ohne Haupthaar.
Natürlich stimmt das Bild nicht ganz, denn als Abgeordnete und Regierungsmitglieder mit Pensionsansprüchen sehen nicht die Politiker alt aus, wenn die Riester-Rente noch zwei Jahrzehnte weiter läuft. Aber die Bürger, sagen die drei Initiatoren Gerhard Schick, Axel Kleinlein und Klaus Müller. Aus ihrer Sicht ist das Riester-System durch hohe Abschlusskosten für Vermittler zu teuer und durch den Zwang zur Verrentung gehe Verbrauchern Flexibilität verloren.
Versicherer operieren mit hohen Lebenserwartungen in der Verrentung
Außerdem würden sie an die Versicherungswirtschaft gekettet, die ihre Rentenfaktoren so gestaltet habe, dass nur für Kunden, die älter als 100 Jahre werden, eine positive Rendite herausspringe. „Es braucht ein kostengünstiges, einfaches und lohnendes Vorsorgeangebot für alle“, verlangt die Bürgerbewegung Finanzwende.
Es kommt nicht oft vor, dass drei schlagkräftige Verbraucherschutzorganisationen in dieser Form kooperieren. Doch hegen die drei lange Vorbehalte gegen Riester. Der Vorstandssprecher des Bunds der Versicherten, Axel Kleinlein, hat schon vor Jahren gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung die durch Zahlen unterfütterte These vertreten, es sei sinnvoller, Geld in den Sparstrumpf zu stecken als in einen Riester-Vertrag zu investieren. „Die geförderte Altersvorsorge wurde von der Politik zu nah an die Versicherungswirtschaft herangeführt“, kritisiert er. Durch den Niedrigzins sei sie ohne eigenes Verschulden unattraktiver geworden. Die Branche wolle aber auch nicht an ihre Kostenkalkulation ran. „Das System funktioniert nicht, weil die Produkte so schlecht sind.“
Mit ihrer Kampagne haben die Verbraucherschützer einen guten Zeitpunkt gewählt. Gerade erst hat das Bundesfinanzministerium den Höchstrechnungszins vom kommenden Jahr an wegen der niedrigen Kapitalmarktzinsen von 0,9 auf 0,25 Prozent gesenkt. Das wird von vielen als gleichbedeutend mit dem Tod der Riester-Rente bisherigen Zuschnitts gleichgesetzt.
Denn mit einem so niedrigen unterstellten Zins wäre es nur bei einem Kostensatz weit unter dem bisherigen Niveau möglich, noch die verpflichtende Beitragsgarantie zu erwirtschaften. Die Produktgeber aus der Fonds- und Versicherungswirtschaft sind längst bereit, in einem überarbeiteten Fördermodell mit niedrigeren oder ohne Garantien zu arbeiten.