„Alternative für Deutschland“ : Haste mal ’ne Mark?
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Die höchste Parteispende für die AfD waren 5000 Euro. Bild: Lüdecke, Matthias
Die Anti-Euro-Partei braucht dringend ein paar Euro. Die Großspender zögern, und die Kleinspender sind eben Kleinspender.
Vor dem bundesweiten Parteitag vom 14. April in Berlin kannten 22 Prozent der Bundesbürger die „Alternative für Deutschland“ (AfD). Das ergab einen Untersuchung des Instituts für Demoskopie Allensbach für die F.A.Z. Jetzt werden es etwas mehr sein, nachdem auch Fernsehsender in die Berichterstattung eingestiegen sind. Für die kurze Lebensdauer der Partei ist das nicht schlecht, sagt der Wahlkampfprofi Frank Stauss, Chef der Werbeagentur „Butter“. Gemessen an der Ambition der Partei, in den Bundestag zu kommen, ist es allerdings wenig.
Die Partei müsste dafür unbedingt bekannter werden. Wenn man kein Geld für Reklame hat, dann behilft man sich mit PR, sagt Stauss: „Man muss Aussagen treffen, die so richtig durchschlagen.“ Gemeint sind Sätze, die von Medien aufgegriffen werden, weil sie griffig und einprägsam sind. Auf einem Sonderparteitag der Berliner SPD im Jahre 2001 sagte Klaus Wowereit den Satz: „Ich bin schwul. Und das ist auch gut so.“ Das war kostenlos. Später wurde Wowereit Regierender Bürgermeister der Hauptstadt und gerne eingeladener Gast in vielen Talkshows. Rund 92 Prozent der Leute kennen den Mann, ergab eine Umfrage von TNS Infratest 2011.
580.000 Euro hat die „Alternative für Deutschland“ gesammelt
Die Wowereit-Nische ist besetzt. Die „Alternative für Deutschland“ ist überdies bisher noch nicht durch Sätze mit großer Durchschlagskraft aufgefallen. Das Führungspersonal besteht aus seriösen Leuten, der Frontmann Bernd Lucke ist ein Professor der Ökonomie, der viele andere forschende Volkswirte gewonnen hat, die er nicht durch zu forsche Aussagen verprellen will. Lucke habe das „Charisma eines Schluck Wassers“, sagt Stauss.
Zu diesem Problem gesellt sich, unter PR-taktischen Gesichtspunkten betrachtet, ein weiteres, das mit Dramaturgie zu tun hat. Werbeprofi Stauss, der gerade das Buch „Höllenritt Wahlkampf“ fertiggestellt hat, sagt: „Eine Kampagne, die bis zum Wahltermin am 22. September am Leben bleibt, braucht ständig neue Höhepunkte, die von den Massenmedien bereitwillig begleitet werden.“ Der erste große Auftritt war die Gründungsversammlung am 14. April. Aber was kommt als Nächstes?
Wenn also die Berichterstattung allein nicht reicht, um die Partei bekannt und beliebt zu machen, dann muss Geld für Marketing her. Die großen Parteien SPD und CDU hatten in den beiden vergangenen Bundestagswahlkämpfen jeweils 20 Millionen Euro und mehr zur Verfügung, die kleinen Parteien Grüne, Linke und FDP zwischen drei Millionen und fünf Millionen Euro. Alternative-Sprecher Bernd Lucke hatte die sehr grobe Zahl von drei Millionen Euro als Ziel seiner Fundraising-Bemühungen angegeben. Das ist Ausdruck besonderen Ehrgeizes, zumal die Partei ohne staatliche Zuwendungen auskommen muss. Wer noch nicht ein Prozent der Stimmen bei einer Landtagswahl oder 0,5 Prozent der Stimmen bei einer Bundestags- oder Europawahl bekommen hat, hat keinen Anspruch auf Staatshilfe. Ein echter Nachteil für die AfD. Ihre Wettbewerber decken ein Viertel bis ein Drittel ihrer Ausgaben aus staatlichen Mitteln.