Allianz-Studie : Deutlicher Anstieg der Unternehmensinsolvenzen auf der Welt
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Auch Lieferkettenschwierigkeiten befördern derzeit Insolvenzen: Container im Hamburger Hafen Bild: AP
Energiekrise, drohende Rezession, hohe Preissteigerungen und steigende Zinsen setzten die Betriebe unter Druck. Auch gestörte Lieferketten bereiten Schwierigkeiten. Doch es gibt so einige Unterschiede.
Der Kreditversicherer Allianz Trade rechnet mit einem kräftigen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen im kommenden Jahr - auf der ganzen Welt und auch in Deutschland. Die Zahl dieser Insolvenzen dürfte in diesem Jahr um 10 Prozent und 2023 sogar um 19 Prozent zunehmen, heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Studie. Energiekrise, drohende Rezession, hohe Preissteigerungen und steigende Zinsen plus gestörte Lieferketten setzten die Betriebe unter Druck. In Deutschland dürfte der Anstieg mit 5 Prozent in diesem Jahr und weiteren 17 Prozent im kommenden auf dann 17.150 Fälle vergleichsweise moderat ausfallen – von einem niedrigem Niveau kommend.
„2023 dürften die weltweiten Insolvenzen in etwa das Niveau von vor der Pandemie erreichen“, sagte der Chef von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Milo Bogaerts: „Deutschland zeigt sich im internationalen Vergleich vergleichsweise robust.“ Allerdings zeichne sich auch hierzulande erstmals wieder ein merklicher Anstieg ab.
Neben Deutschland verzeichnen den Angaben zufolge auch die USA, China, Italien und Brasilien bisher noch ein andauernd niedriges Insolvenzniveau. In den meisten Ländern sei die Trendwende allerdings schon erfolgt - insbesondere in wichtigen europäischen Märkten wie Großbritannien, Frankreich, Spanien, den Niederlanden, Belgien und in der Schweiz. „Steigende Insolvenzen sind in den meisten Ländern schon Realität“, sagte der Chefanalyst für Insolvenzen bei Allianz Trade, Maxime Lemerle: „Auf die wichtigsten europäischen Märkte entfallen zwei Drittel des Anstiegs.“
Mit den hohen Energiekosten, steigenden Zinsen und Löhnen machten den Unternehmen gleich drei Rentabilitätsschocks zu schaffen. Die Margen stünden schon unter Druck. „Deutsche Unternehmen können nach unseren Berechnungen durchschnittlich einen Preisanstieg von bis zu 50 Prozent kompensieren, wenn es ihnen gelingt, etwa ein Viertel der Energiepreiserhöhung an ihre Kunden weiterzugeben“, sagte Bogaerts. „Alles darüber geht auf Kosten der Gewinne.“ Der Mix aus höheren Finanzierungs- und Lohnkosten bei gleichzeitiger Konjunkturflaute trifft einige Branchen besonders hat. Baugewerbe, Transportwesen, Telekommunikation, Maschinen- und Anlagenbau, Einzelhandel sowie Haushaltsgeräte-, Elektronik-, Auto- und Textilindustrie hält Allianz Trade für am stärksten gefährdet.