Forderungen nach einer Umkehr in der Agrarpolitik
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Ein kleiner Mähdrescher bei der Ernte auf einem Weizenfeld im Sommer 2021 in Hessen Bild: Lucas Bäuml
Mehr Ökoanbau, mehr Blumenwiesen: Ist das angesichts des drohenden Weizen-Mangels noch der richtige Weg? Die Grünen sagen Ja. Aber es gibt auch andere Stimmen.
Bis zum 24. Februar gab es in der deutschen Agrarpolitik etliche Grundsätze. Einer lautete: Ökologische Landwirtschaft ist besser als konventionelle. Die Erntemengen je Hektar sind zwar geringer, aber der Verzicht auf Pestizide ist gut für Böden und Insekten. Auch sollte der Einsatz von Dünger sinken, damit die vielerorts zu hohen Nitratwerte im Grundwasser zurückgehen. Doch wie in der Verteidigungs- und der Energiepolitik bringt der Angriff Russlands auf die Ukraine auch in der Agrarpolitik sicher geglaubte Positionen ins Wanken. Kann der Klima- und Artenschutz in einer Zeit wie dieser noch die oberste Maxime sein, oder muss es nicht doch wieder um möglichst große Ernten gehen?
Die Diskussion nimmt Fahrt auf, weil sowohl die Ukraine als auch Russland wichtige Getreidelieferanten sind. Zwar stehen beide Länder zusammen nur für 14 Prozent der internationalen Weizenproduktion. Ihr Anteil auf dem Exportmarkt ist aber ungleich höher. Rund 30 Prozent der weltweiten Weizenlieferungen stammen aus Russland und der Ukraine. Beziehungsweise stammten. Denn nicht nur die aktuellen Exporte brechen weg, weil ukrainische Bauern jetzt ihr Land verteidigen und die Sanktionen des Westens Russland vom Zahlungsverkehr abschneiden. Was heute nicht gesät wird, kann auch in einigen Monaten nicht geerntet werden. Wie angespannt die Lage ist, verdeutlicht der Blick auf den Weizenpreis an der Terminbörse in Chicago: Seit Jahresbeginn ist er um 75 Prozent gestiegen. Der Preis für Mais legte um 31 Prozent zu.
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