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Wegen Klimawandel : Weg mit der Kohle

Koksproduktion in einem Werk des Arcelor-Mittal-Konzerns in Bottrop Bild: AFP

Aktivisten bedrängen Amerikas Elite-Universitäten, Kohle- und Ölaktien zu verkaufen. Die Hochschulen wehren sich dagegen.

          2 Min.

          Überall in den Vereinigten Staaten setzen Umweltaktivisten private Universitäten unter Druck: Sie sollen ihre Aktien an Öl-, Gas- und Kohleunternehmen verkaufen und nie wieder in Firmen investieren, die mit fossiler Energie handeln oder fossile Rohstoffe fördern. Zuletzt kam es zu Demonstrationen auf dem Campus der Eliteuniversität Stanford im kalifornischen Palo Alto. Einige hundert Studenten umlagerten eine Woche lang das Hauptgebäude der Universität, in dem auch der Uni-Präsident sein Büro hat. Die Studenten hatten organisierten einen Schichtdienst, einige campierten die Nächte durch. Auf Flugblättern forderten die Demonstranten, das Stiftungsvermögen komplett aus fossiler Industrie zurückzuziehen und die Mittel gerechter zu reinvestieren. Sie verlangen, dass Stanford noch vor dem Beginn des Pariser Klimagipfels eine Entscheidung fällt.

          Winand von Petersdorff-Campen
          Wirtschaftskorrespondent in Washington.

          Dass die Proteste ausgerechnet Stanford treffen, ist bemerkenswert. Denn die Hochschule hatte als eine der wenigen in den Vereinigten Staaten auf frühere Proteste von Studenten reagiert und im Frühjahr 2014 den Rückzug aus Kohle-Konzernen eingeleitet. Von den 20 Universitäten mit dem größten Stiftungsvermögen hatte außer Stanford nur die University of California ihr Engagement in Kohle und Teersänden um 200 Millionen Dollar reduziert. Doch deren Chefinvestor Jagdeep Singh Bachher legt Wert auf die Feststellung, die Desinvestitionsentscheidung sei vor allem auf ökonomische Überlegungen zurückzuführen gewesen. Vor allem das regulative Umfeld erschwere Kohle-Konzerne das Geschäft. An Öl und Gas halte man fest. Die Organisation 350.org, die die Aktionen gegen Universitäten unterstützt und vorantreibt, feierte die Desinvestition trotzdem als Erfolg.

          Kein Erfolg in Yale und Harvard

          Auf Granit bissen die Demonstranten unter anderem an den eher liberalen Elitehochschulen Yale und Harvard. Robert N. Stavins, Harvard-Professor und Unterstützer kraftvoller Maßnahmen zur Eindämmung von Klimagasen, schrieb in seinem Blog, Universitäten zu Desinvestitionen im Sektor fossiler Brennstoffe zu bringen gebe den Kritikern ein gutes Gefühl, trage aber nichts zur Eindämmung des Klimawandels bei.

          Gegner der Desinvestitionskampagne bringen unter anderem vor, dass sich für jeden Verkäufer von Aktien ein Käufer finde, ohne dass der Eigentümerwechsel Einfluss auf die Geschäftspolitik des Unternehmens hätte. Zudem werden, so schreibt beispielsweise der Blogger Matt Ridley, mit fossilen Rohstoffen nicht Brennstoffe, sondern auch Düngemittel hergestellt, die Leben retteten, weil sie die Ernten verbesserten.

          In Stanford endeten die Proteste vorerst, nachdem sich der Präsident der Universität, John Hennessy, mit mehr als 100 Studenten zusammensetzte. Er wies die Forderung nach einer schnellen Desinvestitions-Entscheidung zurück. Jede Entscheidung zur Investition verlange eine sorgfältige Untersuchung

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