„Alphabet“ : Google verwandelt sich – und rennt weiter
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Am Eingang hängt das Google-Logo. Unter dieser Marke arbeiten auch die meisten Mitarbeiter. Bild: AP
Google hat sich in Alphabet verwandelt. Jetzt kommt der erste Quartalsbericht. Es gibt nicht nur einen hohen Gewinn, sondern auch ein kleines Zahlenrätsel.
Google heißt seit kurzem Alphabet. Was sich mit der Verwandlung in die neue Holdinggesellschaft nicht geändert hat, ist die Schrulligkeit und Zahlenverliebtheit des Internetkonzerns. So hat Alphabet bei der Vorlage seines ersten Quartalsberichts am Donnerstag nach Börsenschluss ein Aktienrückkaufprogramm mit dem eigenartig spezifischen Volumen von 5,09901951359 Milliarden Dollar angekündigt. Aufmerksame Zeitgenossen fanden schnell heraus, dass es sich dabei um eine Zahlenspielerei handelt. Denn die Zahl vor der Milliarde ist die Quadratwurzel von 26, und Letzteres wiederum ist die Zahl von Buchstaben im Alphabet, dem neuen Unternehmensnamen.
Jenseits dieser Rechenaufgabe gab es auch deutlich besser als erwartete Zahlen, und der erste Quartalsbericht von Alphabet wurde von der Börse ebenso begeistert aufgenommen wie der letzte von Google. Im nachbörslichen Handel stieg der Aktienkurs zeitweise um 11 Prozent. Wenn sich dies im regulären Handel am Freitag bestätigt, könnte sich der Börsenwert der Marke von 500 Milliarden Dollar nähern. Alphabet hat schon jetzt die zweithöchste Marktkapitalisierung unter allen amerikanischen Unternehmen, Spitzenreiter ist der Elektronikkonzern Apple mit knapp 650 Milliarden Dollar. Schon auf den letzten Google-Quartalsbericht im Juli hatte die Börse euphorisch reagiert, damals legte der Aktienkurs an einem Tag um 16 Prozent zu.
Den Finanzmärkten gefällt nicht nur, dass der Internetkonzern trotz seiner schon stattlichen Größe noch immer mit enormem Tempo wächst. Google legt auch größeres Augenmerk auf seine Kosten. Das Unternehmen war früher bekannt dafür, sein Geld mit vollen Händen auszugeben, was regelmäßig den Effekt hatte, dass die Gewinne sich schlechter entwickelten als die Umsätze. Mittlerweile ist aber immer mit Blick auf die Kosten immer häufiger das Wort „Disziplin“ zu hören, insbesondere seit Ruth Porat im Mai den Posten als Finanzvorstand übernommen hat. Porat war vorher bei der Bank Morgan Stanley.
Geld soll in Glasfaser-Internetanschlüsse fließen
Auch am Donnerstag in der Telefonkonferenz nach der Vorlage der Zahlen sprach Porat wieder davon, dass Alphabet mit seinen Ressourcen haushalten und Prioritäten setzen wolle. Sie sagte aber auch, dass das Unternehmen die Investitionen in die Gesellschaften außerhalb des Kerngeschäfts von Google im nächsten Jahr erhöhen wolle. Als ein Beispiel für ein Gebiet, in das mehr Geld gesteckt werden soll, nannte sie Google Fiber, eine Initiative, mit der Google Haushalten in einer Reihe amerikanischer Städte schnelle Internetzugänge liefert.
Im neuen Alphabet-Konzern ist Google selbst nur noch eine von mehreren Tochtergesellschaften, wenn auch die mit Abstand größte und lukrativste. Zu Google gehören neben der gleichnamigen Suchmaschine noch eine Reihe anderer Produkte wie die Videoplattform Youtube und das Betriebssystem Android. Separat von Google stehen andere Alphabet-Tochtergesellschaften wie Nest, ein Spezialist von vernetzten Produkten für den Haushalt, das Zukunftslabor Google X mit Projekten wie selbstfahrenden Autos sowie das Gesundheitsunternehmen Calico.
Transparenz kommt später
Investoren erhoffen sich von der neuen Struktur etwas mehr Transparenz. Sie müssen sich aber noch etwas gedulden, denn erst vom vierten Quartal an wird Alphabet seine Geschäftsergebnisse etwas detaillierter aufschlüsseln als bisher. Und auch dann werden nur begrenzte Einblicke erlaubt. Künftig wird es in der Berichterstattung zwei Säulen geben: Google und die restlichen Aktivitäten, die unter dem Namen „Other Bets“ („Andere Wetten“) zusammengefasst werden. Wie Porat sagte, sollen für die beiden Geschäftsbereiche separat Umsätze, Gewinne und Investitionen ausgewiesen werden.
Im abgelaufenen dritten Quartal baute Alphabet seinen Umsatz um 13 Prozent auf 18,7 Milliarden Dollar aus, Analysten hatten im Schnitt mit 18,5 Milliarden Dollar gerechnet. Währungsbereinigt hätte es sogar ein Wachstum von 21 Prozent gegeben. Der Nettogewinn kletterte um 45 Prozent auf 4,0 Milliarden Dollar, der Gewinn je Aktie von 7,35 Dollar war um 14 Cent besser als erwartet. Die Aktionäre dürften sich nicht nur über die guten Ergebnisse, sondern auch über das Aktienrückkaufprogramm gefreut haben. Schon seit einiger Zeit wird über einen möglichen Aktienrückkauf oder eine Dividende spekuliert, zumal die Barreserven des Unternehmens erheblich gewachsen sind und Ende des abgelaufenen Quartals bei 73 Milliarden Dollar lagen. Auch der Elektronikkonzern Apple hat vor drei Jahren angefangen, Aktien zurückzukaufen und zahlt daneben auch eine Dividende. Dieses Rückkauf- und Dividendenprogramm von Apple wurde in diesem Jahr auf insgesamt 200 Milliarden Dollar ausgeweitet, stellt also die Dimensionen des von Alphabet angekündigten Schrittes deutlich in den Schatten.
Alphabet war nur eines von mehreren Technologieunternehmen, die am Donnerstag mit gute Zahlen lieferten. Auch der Online-Händler Amazon.com und der Softwarekonzern Microsoft übertrafen die Erwartungen. Die Aktienkurse von Amazon und Microsoft legten ebenfalls deutlich zu.