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Japans Geldpolitik : Die Bank von Japan schrumpft ihr Portfolio

Notenbankgouverneur Haruhiko Kuroda Bild: EPA

Erstmals seit Beginn der quantitativen Lockerung verringert die Bank von Japan ihren Bestand an Staatsanleihen. Deutet sich hier eine Abkehr von der lockeren Geldpolitik an?

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          Diese Zahl überrascht. Die Bank von Japan hat ihre Bestände von japanischen Staatsanleihen leicht zurückgeführt. Ende September hielt die Notenbanken nach eigenen Angaben Staatsanleihen im Wert von 404,239 Billionen Yen (3 Billionen Euro). Das sind 705 Milliarden Yen weniger als noch im Juni. Zum ersten Mal seit Beginn der drastischen quantitativen Lockerung im April 2013 hat die Zentralbank damit ihre Anlagen in Schuldtitel des japanischen Staates schrumpfen lassen. Deutet sich hier eine versteckte Abkehr von der monetären Expansion an?

          Patrick Welter
          Korrespondent für Wirtschaft und Politik in Japan mit Sitz in Tokio.

          Notenbankgouverneur Haruhiko Kuroda lässt keine Gelegenheit aus um zu bekräftigen, dass die Bank von Japan nicht daran denkt, die monetäre Expansion zu begrenzen. Das darf man ihm glauben. Vom angestrebten Inflationsziel 2 Prozent ist die Zentralbank noch weiter entfernt. Kuroda, dessen Vertrag im April endet oder verlängert werden muss, drückt weiter auf das geldpolitische Gaspedal.

          Warum aber schrumpft dann das Staatsanleihenportfolio der Zentralbank? Die Entwicklung zeigt auf, wie sehr die Bank von Japan ihren Fokus von der quantitativen Lockerung auf die Zinssteuerung gelenkt hat. Seit September des vergangenen Jahres fixiert sie den Kurzfristzins bei minus 0,1 Prozent und strebt zudem an, den langfristigen Zehnjahreszinssatz um null Prozent zu halten. Diesem Preisziel hat die Bank von Japan faktisch das Mengenziel geopfert.

          Die Notenbank hält nicht, was sie ankündigt

          Zwar verspricht die Zentralbank Sitzung für Sitzung brav, als quantitative Lockerung Staatsanleihen im Umfang von etwa 80 Billionen Yen im Jahr zu kaufen. Tatsächlich aber hat sie in den vergangenen Monaten eher im Tempo von 50 Billionen Yen im Jahr zugekauft. Das reicht, um den Langfristzinssatz in etwa im angestrebten Band zu halten. Die Zentralbank verspricht so etwas, was sie selbst nicht einhält. Das damit verbundene kommunikative Dilemma hat sie bislang weitgehend umschifft.

          Faktisch entspricht das Abschmelzen der Staatsanleihenkäufe einer Rücknahme der quantitativen Lockerung. Als der Vorsitzender der amerikanischen Zentralbank Fed, Ben Bernanke, eine solche Politik des „Tapering“ im Frühjahr 2013 ankündigte, gerieten die Finanzmärkte global in Aufruhr. Mit dem Versprechen, die Zinskurve zu steuern, ist es der Bank von Japan gelungen, weniger Anleihen zu kaufen und dennoch die Finanzmärkte nicht zu beunruhigen.

          Das Abschmelzen der Ankäufe von Staatsanleihen hat für die Bank von Japan einen Vorteil. Nach mehr als vier Jahren der aggressiven quantitativen Lockerung haben die Geschäftsbanken nicht mehr allzu viele Staatsanleihen an die Notenbank zu verkaufen. Das Anleihekaufprogramm könnte im kommenden Jahr an seine Grenzen stoßen, vermuten Analysten in Tokio. Kuroda hat diese Sorgen bislang beiseitegewischt mit dem Hinweis, dass die Zentralbank erst 40 Prozent der ausstehenden Staatsschuld hält und damit noch viel Spielraum nach oben bestehe.

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