Japan : Die Löhne steigen, die Preise steigen stärker
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Für Toyota-Mitarbeiter gibt es mehr Geld. Bild: REUTERS
Japanische Unternehmen wollen ihren Beschäftigten schon bald mehr zahlen, auch Toyota gehört dazu. Abe hatte in den vergangenen Monaten immer wieder zu Lohnerhöhungen gedrängt.
Japans Regierungschef Shinzo Abe dürfte zufrieden sein. Viele namhafte japanische Industrieunternehmen haben ihren Hausgewerkschaften am Mittwoch signalisiert, dass sie die Löhne und Gehälter zum Ende der Tarifrunde im Frühsommer erhöhen wollen. Der Autobauer Toyota kündigte an, den monatlichen Grundlohn um 2700 Yen (19 Euro) zu erhöhen, Mitbewerber Honda spricht von 2200 Yen. Sechs große Elektrokonzerne, unter ihnen Panasonic und Hitachi, kündigten 2000 Yen im Monat mehr an. Das bleibt zwar hinter den Erwartungen der Gewerkschaften zurück, ist aber für viele der Beschäftigten die erste Gehaltserhöhung seit sechs Jahren.
Abe hatte die Unternehmen in den vergangenen Monaten immer wieder öffentlich massiv zu Lohnerhöhungen gedrängt. Viele Unternehmen, allen voran Toyota, haben wegen des durch die lockere Geldpolitik der Bank von Japan geschwächten Yen im Auslandsgeschäft im vergangenen Jahr Rekordgewinne erzielt. Das gilt aber nicht für alle Großen. Der angeschlagene Elektronikkonzern Sharp zum Beispiel wird die Löhne nicht erhöhen.
Kleine Unternehmen leiden unter Arbeitskräftemangel
Für Abe ist es politisch überlebenswichtig, dass die Löhne steigen. Deswegen hat sich die Regierung in diesem Jahr massiv in die Tarifrunde eingemischt und den Druck erhöht, die Einkommen zu steigern. Abe setzt in seiner Wirtschaftspolitik darauf, mit dem schwachen Yen die Exporte anzukurbeln und über steigende Löhne einen sich selbst tragenden Aufschwung hinzubekommen. Mit Spannung beobachtet die Regierung deswegen, wie sich die vielen kleinen und mittleren Unternehmen jetzt während der Tarifverhandlungen verhalten werden. Bei vielen dieser Unternehmen ist der Aufschwung noch nicht angekommen, höhere Lohnkosten wären für sie nur schwer zu schultern. Gleichzeitig macht sich vor allem für kleinere Unternehmen aber die alternde Gesellschaft bemerkbar: Sie finden nur noch schwer junge Arbeitskräfte. Das erhöht den Druck, die Löhne zu erhöhen. Nach einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage wollen rund 30 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen vor allem wegen des Arbeitskräftemangels die Grundlöhne erhöhen.
Großhandelspreise steigen um 1,8 Prozent
Wie wichtig die steigenden Löhne für Abes Politik sind, zeigt eine andere Zahl, die die Bank von Japan am Mittwoch bekanntgegeben hat. Die Großhandelspreise sind im Februar im Jahresvergleich um 1,8 Prozent gestiegen – vor allem wegen gestiegener Energiepreise. Im Januar waren es noch 2,5 Prozent gewesen. Strom, Gas und Wasser waren 11,9 Prozent teurer als im vergangenen Jahr. Die Bank von Japan will mit ihrer extrem lockeren Geldpolitik die leichte Deflation überwinden, in der Japan seit Jahren verharrt. Bis 2015 will sie die Geldbasis verdoppeln und eine Inflation von 2 Prozent erreichen – getragen von wachsender wirtschaftlicher Dynamik.
Angst vor Folgen der Steuererhöhung
Trotz der angekündigten Lohnerhöhungen dürften die meisten Haushalte in diesem Jahr weniger Geld für den Konsum zur Verfügung haben als im Vorjahr. Bei einem monatlichen Durchschnittseinkommen für einen japanischen Angestelltenhaushalt von 428646 Yen (3010 Euro) sind 2000 bis 3000 Yen ein moderater Lohnzuwachs. Gleichzeitig steigen die Konsumsteuern im April aber von derzeit 5 auf 8 Prozent.
Die Verbraucherpreise legten im Januar um 1,3 Prozent zum Vorjahr zu – wobei Stromkosten um 8,5 Prozent, Heizöl um 9,1 Prozent höher waren. Auch Lebensmittel werden wegen der hohen Importquote spürbar teurer. Die angekündigten Lohnerhöhungen können die Sorgen nicht vertreiben, dass Japans Binnennachfrage nach der Steuererhöhung im April spürbar einknicken wird.