Greetings aus New York : Twitter hofft auf eine Milliarde Dollar bei Börsengang
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Der populäre Kurznachrichtendienst hat vor seinem geplanten Börsengang Geschäftszahlen vorgelegt. Die sind nicht berauschend. Trotzdem will das Unternehmen bei seinem Börsengang bis zu einer Milliarde Dollar einnehmen.
Der an der Wall Street mit Hochspannung erwartete Börsengang des Kurznachrichtendienstes Twitter nimmt Form an. Twitter hat am Donnerstagabend erstmals Geschäftszahlen im Rahmen seines Börsenprospekts veröffentlicht. Die Zahlen sind nicht berauschend, dennoch will Twitter bei seinem Börsengang bis zu einer Milliarde Dollar einnehmen. Die mäßigen Geschäftszahlen dürften angesichts der Popularität von Twitter und der freudigen Aufregung an der Wall Street eine erfolgreiche Erstemission der Aktien jedenfalls nicht in Frage stellen.
Für die ersten sechs Monate dieses Jahres meldet Twitter einen Umsatz von 254 Millionen Dollar – doppelt soviel wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der Nettoverlust stieg im ersten Halbjahr wegen höherer Kosten aber um 40 Prozent auf 69 Millionen Dollar. Im zweiten Quartal nutzten im Durchschnitt 218 Millionen Menschen Twitter zur Verbreitung von Nachrichten in einer maximalen Länge von 140 Zeichen. Das Wachstum der Nutzerzahlen lässt aber nach und die Preise für Werbung, die den Löwenanteil zum Umsatz beisteuern, stehen ebenfalls unter Druck. Positiv fiel allerdings auf, dass Twitter schon 65 Prozent seines Umsatzes mit Werbung auf immer populärer werdenden mobilen Geräten wie Smartphones oder Tablet-Computern macht. Angaben zum Preis der Aktien machte Twitter noch nicht. An der Wall Street wurde der potentielle Ausgabepreis zuletzt auf 28 Dollar bis 30 Dollar je Aktie geschätzt. Das entspräche einem Börsenwert zwischen 15 Milliarden und 16 Milliarden Dollar.
Konsortialführer bei der Emission wird die Investmentbank Goldman Sachs sein, die ihrem Erzfeind Morgan Stanley damit die Vormachtstellung bei Börsengängen von Technologieunternehmen streitig macht. Morgan Stanley, die im vergangenen Jahr beim desaströsen Börsendebüt des sozialen Netzwerks Facebook federführend war, ist allerdings auch bei der Emission von Twitter beteiligt. Als einzige nicht-amerikanische Bank befindet sich die Deutsche Bank im Konsortium. Nach Angaben des Informationsdienstes Dealogic war die „Deutsche“, wie das Frankfurter Institut an der Wall Street kurz genannt wird, seit 2011 an den meisten Börsengängen von Internet- und Technologieunternehmen in Amerika beteiligt.
Kurse an Wall Street unter Druck
Aktien von Twitter werden unter dem Börsenkürzel TWTR gehandelt werden. Angaben zur zukünftigen Heimatbörse machte das Unternehmen nicht. Medienberichten zufolge wird Twitter wahrscheinlich an die New Yorker Börse Nyse gehen. Traditionell entscheiden sich junge Technologieunternehmen zwar für ein Listing an der elektronischen Börse Nasdaq, wo bekannte Unternehmen der Branche wie der Computerkonzern Apple notiert sind. Allerdings wurde der Börsengang von Facebook, das wichtigste Debüt eines Technologiewertes im vergangenen Jahr, von technischen Problemen der Nasdaq überschattet. Der Aktienkurs von Facebook war danach deutlich gefallen und notiert erst seit kurzem wieder über dem Ausgabepreis. Die Nasdaq hatte kürzlich auch wegen eines mehr als dreistündigen Ausfalls des Handels negative Schlagzeilen gemacht. Wenn Twitter den ambitionierten Zeitplan einhält, könnten die Aktien schon Ende Oktober oder Anfang November erstmals gehandelt werden.
Twitter hatte seinen Börsenprospekt bereits in vertraulicher Form bei der Wertpapieraufsicht SEC eingereicht und das vor gut drei Wochen in Form einer Kurznachricht bekanntgemacht. Das Unternehmen machte sich eine neue Regel zunutze, wonach Gesellschaften mit einem Umsatz von weniger als einer Milliarde Dollar ihren Börsengang anmelden können, ohne gleichzeitig einen Prospekt veröffentlichen zu müssen.
Unterdessen standen die Kurse an den amerikanischen Aktienmärkten wegen des weiter anhaltenden Streits um den amerikanischen Staatshaushalt unter Druck, der bereits zur teilweisen Schließung von Behörden geführt hat. Der amerikanische Präsident Barack Obama hatte am Mittwoch gewarnt, dass der Haushaltsstreit sowie die drohende Zahlungsunfähigkeit der Vereinigten Staaten tiefgreifende Folgen für die Wirtschaft haben könnten. „Diesmal sollte die Wall Street besorgt sein“, hatte Obama am Mittwoch kurz nach Handelsschluß der Börsen im Wirtschaftssender CNBC verkündet. Diese Sorgen haben sich sowohl am Mittwoch als auch am Donnerstag in fallenden Kursen niedergeschlagen. Der populäre Aktienindex Dow Jones gab am Donnerstag um 0,9 Prozent auf 14996 Punkte nach. Der breitgefasste S&P 500 schloß mit einem Minus von ebenfalls 0,9 Prozent auf 1679 Punkten, nachdem die Kurse im Handelsverlauf zeitweilig deutlich stärker abgesackt waren – ein Zeichen für die Nervosität der Marktakteure. „Der Markt versucht herauszufinden, wie ernst die Lage in Washington ist“, sagte Paul Zemsky, Chefanleger bei ING Investment Management der Nachrichtenagentur Bloomberg.