Greetings aus New York : Tag der Wohltätigkeit bei Cantor Fitzgerald
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Die Skyline von New York - das wichtigste Finanzzentrum Amerikas. Bild: dapd
Das bei den Terroranschlägen vor 12 Jahren schwer getroffene Wertpapierhaus spendet alle Einnahmen vom Jahrestag. Unterdessen sorgen sich reiche Banker wegen eines steueraffinen Bürgermeisterkandidaten.
12 Millionen Dollar. Das ist die Summe, die das Wertpapierhaus Cantor Fitzgerald gestern eingenommen hat und nun an wohltätige Organisationen überweisen will. Wie jedes Jahr seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 spenden Cantor und seine Schwestergesellschaft BCG das gesamte Geld, das sie am Jahrestag der Anschläge verdienen.

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Sie gedenken damit den 658 Angestellten von Cantor, die damals umgekommen waren. Die Firma belegte die Stockwerke 101 bis 105 im Nordturm des World Trade Center. Als eine von Terroristen entführte Passagiermaschine in den Wolkenkratzer flog, wurden die Büros von allen Fluchtwegen abgeschnitten. Howard Lutnick, der Vorstandsvorsitzende von Cantor, überlebte nur, weil er seinen Sohn in den Kindergarten brachte und sich deswegen später als sonst auf dem Weg ins Büro machte.
Wer wird Bürgermeister?
„Der Wohltätigkeitstag hilft dabei, den tragischen Jahrestag des 11. September in einen positiven und beglückenden Tag zu verwandeln“, sagt Lutnick. Zahlreiche Prominente kamen am Mittwoch in die Büros von Cantor, um mit Kunden und Geschäftspartnern zu telefonieren und so das Spendenaufkommen zu steigern – darunter die Filmschauspielerin Julianne Moore, die Sexualtherapeutin Ruth Westheimer und der ehemalige New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani.
Giuliani, in dessen Amtszeit die Anschläge fielen, dürfte auch die Ergebnisse der New Yorker Bürgermeister-Vorwahlen genau verfolgt haben. Bei den Demokraten gewann Bill de Blasio, der amtierende Bürgerbeauftragte und Ombudsmann der Stadt. Es ist allerdings nicht klar, ob es zu einer Stichwahl gegen Bill Thompson kommt, dem ehemaligen New Yorker Stadtkämmerer. Bei den Republikanern lag Joe Lhota vorne, ein ehemaliger Adjutant Giulianis, der zuletzt für das staatliche New Yorker Verkehrsunternehmen MTA verantwortlich war.
Kein Klassenkampf an Wall Street
Da die Mehrheit der New Yorker mit den Demokraten sympathisiert, gilt de Blasio als aussichtsreichster Kandidat. An der Wall Street beginnt sich allerdings Widerstand zu regen, obwohl keineswegs jeder in der Wertpapierbranche republikanisch wählt. Aber de Blasio geißelte im Wahlkampf eine größer werdende Einkommensschere in der Stadt. Er will Leute, die mehr als 500.000 Dollar im Jahr verdienen, stärker besteuern. Mit den Mehreinnahmen will er unter anderem Vorschuleinrichtungen finanzieren. Für Kritiker de Blasios ist das „Klassenkampf“.
Die Aktienkurse an der Wall Street wurden von diesen Entwicklungen allerdings nicht negativ beeinflußt. Das Marktbarometer Dow Jones kletterte am Mittwoch um 0,9 Prozent auf 15327 Punkte. Der breiter gefasste Aktienindex S&P 500 legte dagegen nur um 0,3 Prozent auf 1689 Punkte zu.
Apple im Abseits
Der Anstieg wurde von der Aktie des großen Elektronikkonzerns Apple gebremst, der im S&P 500, aber nicht im Dow Jones vertreten ist. Der Aktienkurs von Apple gab um 5,4 Prozent auf knapp 468 Dollar nach. Anleger reagierten enttäuscht, dass Apple das am Dienstag vorgestellte iPhone 5C, ein Einsteigermodell, nicht günstiger anbietet. Analysten der Bank of America nahmen ihre Kaufempfehlung für Apple zurück, weil sie das internetfähige Handy für zu teuer halten, um den Absatz in Schwellenländern ausreichend zu beflügeln.
Die Aktie der Telefongesellschaft Verizon schloß mit einem leichten Kursplus von 0,1 Prozent bei knapp 43 Dollar. Verizon emittierte am Mittwoch Anleihen im Wert von 49 Milliarden Dollar. Das war die bislang größte Emission von Unternehmensanleihen in der Geschichte der Wall Street. Verizon will damit den Kauf der restlichen Anteile seiner Mobilfunk-Tochtergesellschaft vom britischen Konzern Vodafone finanzieren. Mit der Emission hat Verizon den erst Ende April aufgestellten Rekord von Apple um fast das Dreifache übertroffen. Apple hatte damals Anleihen im Wert von 17 Milliarden Dollar plaziert – Händler gaben den Papieren den Spitznamen iBonds.