Greetings aus New York : Bernanke verspricht doch mehr billiges Geld
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Die Skyline von New York - das wichtigste Finanzzentrum Amerikas. Bild: dapd
Steigt die amerikanische Notenbank aus ihrer lockeren Geldpolitik aus? So klang Notenbankchef Ben Bernanke am Mittwochabend nicht. Prompt ging der Dollar in die Knie.
Ben Bernanke, der Vorsitzende der amerikanischen Notenbank Fed, hat am Mittwoch mit ein paar Sätzen den jüngsten Höhenflug des Dollar gestoppt. „Man kann nur folgern, dass die Wirtschaft der Vereinigten Staaten auf absehbare Zeit eine expansive Geldpolitik benötigt“, sagte Bernanke am Mittwoch auf einer Konferenz nach Börsenschluss in New York. Als Gründe nannte er die hohe Arbeitslosenquote, niedrige Inflation und eine „ziemlich restriktive“ Haushaltspolitik. Bernanke rechnet ferner damit, dass die amerikanischen Leitzinsen erst wieder steigen werden, nachdem die Arbeitslosenquote schon einige Zeit auf mindestens 6,5 Prozent zurückgegangen sein wird. Im Juni betrug die Arbeitslosenquote 7,6 Prozent. Die Leitzinsen liegen seit Dezember 2008, dem Höhepunkt der Finanzkrise, bei nahe null Prozent.
In der jüngsten Zeit hatte sich der Dollar auf einem Höhenflug befunden, weil die Akteure an den Finanzmärkten auf ein baldiges Ende der extrem lockeren Geldpolitik in Amerika wetteten. Der Dollarindex, der den Wert des sogenannten Greenback gegen einen Korb von sechs wichtigen Währungen misst, war erst am Dienstag auf 84,753 Punkte geklettert, den höchsten Stand seit drei Jahren.
Doch am Mittwoch drehte sich die Einschätzung. Nach der Rede von Bernanke fiel der Dollar im asiatischen Handel kräftig ab. Der Dollar-Index fiel zeitweise auf 82,686 Punkte zurück, bevor er sich wieder etwas stabilisierte. Die Preise für Terminkontrakte auf den Aktienindex S&P 500 stiegen und die Renditen amerikanischer Staatsanleihen gingen leicht zurück. Den regulären Handel hatten die amerikanischen Aktienmärkte am Mittwoch kaum verändert beendet. Der Dow Jones gab 0,1 Prozent auf 15292 Punkte nach. Der breiter gefasste S&P 500 legte weniger als 0,1 Prozent auf 1653 Zähler zu.
Streit in der Notenbank über den richtigen Zeitpunkt
Vor Bernankes Rede hatte die Fed am Mittwochnachmittag (Ortszeit) das Protokoll der Sitzung des Offenmarktausschusses von Mitte Juni veröffentlicht. Die Ausschussmitglieder waren demnach uneins über den richtigen Zeitpunkt für die Reduzierung der aktuellen Anleihekäufe. Die Fed erwirbt derzeit Staatsanleihen und Hypothekenpapiere im Wert von 85 Milliarden Dollar pro Monat, um die langfristigen Zinsen zu senken und auf diese Weise für Wirtschaftswachstum zu sorgen. Einige Mitglieder der Notenbank wollten erst Zeichen für eine weitere Erholung des Arbeitsmarktes abwarten, bevor sie das Kaufprogramm beenden.
Fed-Chef Bernanke hatte im Juni nach der Sitzung angekündigt, dass die Notenbank die Anleihekäufe noch vor Jahresende verringern und bis Mitte des kommenden Jahres ganz einstellen könnte. Das hatte zu deutlich gestiegenen Renditen für amerikanische Staatsanleihen geführt. Bernanke hatte aber immer betont, dass sich die Fed bei der Entscheidung für das Ende dieser sogenannten quantitativen Lockerung von der wirtschaftlichen Entwicklung leiten lassen wird. Als Richtmarke nannte der Fed-Chef eine Arbeitslosenquote von 7 Prozent.
Da die Arbeitsmarktdaten für den Juni überraschend positiv ausgefallen waren, wurde an den Finanzmärkten zuletzt darauf spekuliert, dass die Fed ihre Anleihekäufe bereits ab September reduzieren könnte. Nach der Veröffentlichung des Sitzungsprotokolls folgerten Marktakteure, dass dieser Termin noch keine ausgemachte Sache ist.
Der Kurs des Dollar wurde in den vergangenen Wochen nicht nur von der Hoffnung auf ein Ende der lockeren Geldpolitik in Amerika beflügelt. Andere Notenbanken wie die Europäische Zentralbank (EZB) oder die Bank von Japan hatten gleichzeitig signalisiert, dass sie an ihrer Politik des billigen Geldes auf unbestimmte Zeit festhalten werden. Der Euro war daher am Dienstag bis auf 1,2754 Dollar gefallen, den tiefsten Stand seit drei Monaten. Nachdem Bernanke am Mittwoch die Dollar-Optimisten verschreckt hatte, wurde der Euro zeitweise mit 1,3207 Dollar gehandelt.