Fruchtbarer Kontinent : Die Landwirtschaft könnte Afrikas Hoffnung sein
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Getreidespeicher in Kenia: Afrika muss heute ein Viertel seiner benötigten Nahrungsmittel importieren. Bild: Bloomberg
Afrika muss ein Viertel seiner Nahrungsmittel importieren. Viele Menschen leiden Hunger. Dabei werden große Teile Afrikas bislang agrarisch nicht genutzt. Es geht um die gewaltige Fläche. Könnten daraus Äcker werden?
In Afrika wächst nicht genug. Der Kontinent muss Lebensmittel von außerhalb einführen. Und zwar immer mehr: Nach Angaben der Welternährungsbehörde der Vereinten Nationen (FAO) stieg in Afrika in den vergangenen Jahrzehnten die Nahrungsmittelproduktion pro Kopf zwar jährlich um 0,1 Prozent – die Netto-Lebensmittelimporte hingegen stiegen derweil um 0,8 Prozent pro Kopf und Jahr. Diese Statistik ist allerdings, wie auch viele andere über Afrikas Agrar- und Ernährungsmärkte, mit Vorsicht zu genießen. Die Weltbank erklärt, dass es zu wenige verlässliche Daten bezüglich der afrikanischen Landwirtschaft gebe. Der Kontinent importiert jedenfalls, so die Vereinten Nationen, schon rund ein Viertel seiner benötigten Nahrungsmittel. Und der Bedarf wird in Zukunft stark steigen: Bis zum Jahr 2030 wird die Bevölkerung des afrikanischen Kontinents laut UN-Prognose um 500 Millionen auf 1,7 Milliarden Menschen wachsen. Einige hundert Millionen sind schon heute unterernährt.
Niemand wagt eine Prognose, ob es Afrika 2030 gelingen kann, was schon heute misslingt: die Ernährungssouveränität. Jedenfalls arbeiten nationale Regierungen wie auch internationale Organisationen daran, dass es gelingt. Dann heißt es regelmäßig, die Landwirtschaft habe – dem Klimawandel zum Trotz – großes Potential. Die Ernten könnten stark steigen. Große Teile Afrikas werden bislang agrarisch nicht genutzt. Zum Beispiel in Sambia, Angola, Südsudan, Nigeria und Kamerun. Die durch diese Staaten verlaufende Guinea-Savanne, die etwa ein Fünftel der Fläche Afrikas ausmacht, ist bislang eine Hungerregion. Sie umfasst – bei enorm schwankenden Schätzungen – eine Fläche von rund 600 Millionen Hektar auf einem Streifen, der sich von Ost nach West durch Äquatorialafrika zieht. Aus zwei Dritteln dieses Busch- und Graslands könnten Äcker werden, empfahl schon vor Jahren die Weltbank.
600 Millionen Hektar – das wäre fast so viel, wie die gesamten Anbauflächen von Getreide derzeit auf der ganzen Welt. Doch es gibt viele Fragen, ob es möglich wäre, hier großflächig und nachhaltig Getreide zu säen und ernten. Sie betreffen Grundwasservorräte, Bodenfruchtbarkeit und die weiten, schlechten Transportwege. Stellenweise wären zehn Stunden Fahrt nötig in die nächste kleine Stadt. Bis für diese ökologischen und logistischen Probleme keine Lösung gefunden ist, wird Afrikas theoretisches agrarisches Potential nicht voll genutzt werden.
„Germany Trade and Invest“
Einige Großprojekte sind aber konkret in Planung. Die staatliche deutsche Außenwirtschaftsagentur „Germany Trade and Invest“ ließ kürzlich zusammenfassen, wie viele internationale und afrikanische Konzerne in afrikanische Agrarprojekte investieren (wollen). Darunter sind auffallend wenige Namen westlicher Konzerne wie Nestlé, das in Angola in seine Kaffeefabriken investieren will. Sondern es sind oft türkische, indische, indonesische, ägyptische, andere afrikanische sowie auch arabische Konzerne und Staatsfonds, die für die meisten Einzelinvestitionen auf dem Kontinent stehen. In Ägypten errichtet die dortige Sama Grain Company beispielsweise eine neue Fabrik für Saftkonzentrate für den Export nach Russland und Ostasien. Und Angolas Staatsfonds will demnach eine Viertelmilliarde Dollar in sieben Großfarmen von einer Fläche von mehr als 70.000 Hektar investieren, wo Weizen, Mais, Reis und Soja wachsen sollen.
Auch die amerikanische Entwicklungshilfe spielt eine große Rolle. In vielen Staaten gibt sie Millionen für Brunnen und moderne Lebensmittelfabriken. Für Niger gibt die amerikanische Entwicklungsagentur Millennium Challenge Corporation etwa derzeit mehr als 400 Millionen Dollar für Bewässerungsprojekte, in Ruanda investiert die amerikanische Mauritius ACS bis zu 300 Millionen Dollar in eine Zucker- und Ethanolfabrik.