Modi lässt die Muskeln spielen
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Demonstration der Stärke: Luftfahrtmesse in Bangalore Bild: AFP
Bald will Bundeskanzler Scholz nach Neu Delhi reisen. Die Demokratien brauchen Indien. Das aber ist ein sperriger Partner. Nicht nur wegen der Adani-Krise.
Natürlich wird das Zusammenschmelzen des Adani-Konzerns ein Gesprächsthema werden. Der Börsenwert des Konglomerats des bis vor Kurzem zweitreichsten Menschen der Welt hat sich nach einem Angriff amerikanischer Leerverkäufer in wenigen Tagen halbiert. Gründer Gautam Adani verlor bislang 67 Milliarden Dollar und rangiert nur noch auf Platz 21 der Weltrangliste. Doch ist Jens Plötner nicht ins staubig-heiße Delhi gereist, um sich über Folgen des Adani-Desasters informieren zu lassen. Der außenpolitische Berater von Kanzler Olaf Scholz kommt, weil Indien gebraucht wird. Deshalb sind fünf Mitglieder des Haushaltsausschusses des Bundes auf dem Subkontinent unterwegs. Und deshalb wird Scholz Ende nächster Woche in Delhi erwartet.
Sie alle werden den selbst ernannten Vishwaguru, den „Lehrer der Welt“, treffen: So nennt sich Narendra Modi, der Ministerpräsident Indiens, der im nächsten Jahr ein drittes Mal in Folge gewählt werden will. Dass sein Land die Präsidentschaft des Klubs der G 20, der führenden Länder der Erde, übernommen hat, spielt ihm in die Hände. Selbst auf den Karten für die Untergrundbahn in Neu Delhi prangt Indiens Motto für das Jahr: „Eine Erde, eine Familie, eine Zukunft“. Die Städte sind gepflastert mit Modis Konterfei und dem G-20-Logo. Ihr Guru, so sollen seine Landsleute denken, lädt die Welt ein.
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