Abkehr von Ackermann : Deutsche Bank schafft interne „Bad Bank“
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Jürgen Fitschen und Anshu Jain am Dienstag bei einer Pressekonferenz Bild: Röth, Frank
Nach 100 Tagen im Amt reden Anshu Jain und Jürgen Fitschen Klartext. Die Deutsche Bank wird umgebaut. Riskante Wertpapiere, von denen sich das Institut in den nächsten Jahren trennen will, werden in eine eigene Bad Bank ausgelagert. Zudem verabschiedet sich die Bank endgültig von Ackermanns umstrittenem 25-Prozent-Renditeziel.
Nach hundert Tagen im Amt machen Anshu Jain und Jürgen Fitschen ernst. In der lange erwarteten Ankündigung zur Strategie sind die Eckpfeiler jetzt klar: Die Bank will bis zum Jahr 2015 ihre Kosten erheblich senken, ihre Eigenkapitalquote deutlich erhöhen, ohne das Kapital durch Ausgabe neuer Aktien aufzustocken, und den bislang lahmenden Geschäftsbereich Vermögensverwaltung in Form bringen. Zudem werden in einer neuen, von Finanzvorstand Stefan Krause verantworteten Einheit, meist wenig liquide Forderungen im Wert von 135 Milliarden Euro eingebracht, die als sogenanntes nicht-strategisches Geschäft verkauft werden sollen.
Wie andere Häuser passt die Deutsche Bank ihr Renditeziel an die neue Zeit an: Bis 2015 peilt das Institut eine Eigenkapitalrendite nach Steuern von mindestens zwölf Prozent an. Das neue Renditeziel ist eine endgültige Abkehr vom ehemaligen Vorstandschef Josef Ackermann, der mit einem Ziel von 25 Prozent für Aufsehen gesorgt hatte. Ackermanns Renditeziel bezog sich allerdings - anders als das neue - auf die Rendite vor Steuern. Die neuen Eigenkapitalvorschriften und die Folgen der Finanzkrise machen die alte Größenordnungen heute fast unmöglich.
Jain: „Das sind keine Schrottpapiere“
Eine echte Überraschung ist in dem Paket die Auslagerung riskanter Wertpapiere. Hier schlägt die Doppelspitze der Bank einen neuen Weg ein. Sie bildet dafür eigens eine Einheit. Damit soll der Abbau der risikogewichteten Aktiva aus nicht zum Kerngeschäft gehörenden Bereichen beschleunigt werden. Das Gesamtvolumen soll zunächst rund 135 Milliarden Euro betragen. „Das sind keine Schrottpapiere“, betonte Jain. Vielmehr handelt es sich dabei zum Teil um strukturierte Papiere, die noch existieren, aber nicht mehr aktiv fortgeführt werden, sowie um verbriefte Wertpapiere.
Die Chefs der Deutschen Bank wollen zudem einen vierten selbständigen Unternehmensbereich schaffen: Das „Asset und Wealth Management“ (Vermögensverwaltung) soll in Zukunft eine Einheit bilden. Hier rechnen Jain und Fitschen mit erheblichen Kosteneinsparungen. „Das ist wohl die fundamentalste Änderung“, sagte Jain. Durch diesen Schritt soll der Gewinn vor Zinszahlungen und Steuern (Ebit) in diesem neuen Bereich bis 2015 auf 800 Millionen Euro mehr als verdoppelt werden. „Am Markt gibt es eine ganze Menge Skepsis, ob wir das überhaupt erreichen können“, räumte Jain ein. Aber der Druck zu optimieren sei groß. „Wir hinken hinter dem Wettbewerb zurück“, erklärte er. Das soll anders werden.
Die Deutsche Bank verwaltet zwar Kundenvermögen über rund 900 Milliarden Euro, erzielt in diesem Geschäft aber eine im Branchenvergleich völlig unbefriedigende Rendite. Selbst wenn die Deutsche Bank ihr bis zum Jahr 2015 gesetztes Ziel erreichen sollte, wäre die Rendite im Branchenvergleich bestenfalls durchschnittlich. Bis dahin sollen Kundengelder im Wert von 1000 Milliarden Euro verwaltet werden.
Strengere Regeln für Boni
Eine große Rolle bei der Strategie spielen die Milliardeneinsparungen, die Fitschen und Jain unter anderem durch strengere Regeln für Boni erreichen wollen. So soll die Auszahlung in Zukunft stärker an der tatsächlich erbrachten Leistung hängen und zeitlich gestreckt werden. Das Geld soll als Einmalzahlung nach fünf Jahren statt gestaffelt über drei Jahre fließen.
Von den Einsparungen sind aber nicht nur die Investmentbanker betroffen. Die Deutsche Bank wurde in den vergangenen Jahren offenbar wenig über die Kostenseite gesteuert und weist auch für die Gesamtbank ein im Branchenvergleich ungünstiges Verhältnis von Aufwand und Ertrag aus. Viele Verbesserungen sollen durch eine bessere Betriebsorganisation erreicht werden. Gleichwohl ist nach den Worten Fitschens ein Personalabbau in den kommenden Jahren unumgänglich.
Im Investmentbanking werden sich viele ihren Abschied vergolden lassen
Die Bank will in den kommenden Jahren 4,5 Milliarden Euro je Jahr im operativen Geschäft wie in der Infrastruktur einsparen. Allerdings kommen auf die Bank im Zuge der Neuausrichtung auch hohe Einmalkosten zu. Insgesamt sind es 4 Milliarden Euro, mit denen das Institut rechnet. Einen großer Teil werden dabei hohe Abfindungen ausmachen. Gerade im Investmentbanking werden sich viele ihren Abschied vergolden lassen. Ein Senior Investmentbanker, der zehn Jahre bei der Bank war, wird Brancheninsidern zufolge auf drei Jahresgehälter hoffen können. Etwas billiger könnten die Abfindungen für die Bank ausfallen, wenn sie ganze Abteilungen schließt. Dann ist die Position des Einzelnen Personalexperten zufolge schwächer.