Druck von Erdogan : 73 Prozent Inflation, doch die türkische Notenbank erhöht den Leitzins nicht
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Macht schon lange Druck auf seine Zentralbank: der türkische Präsident Erdogan Bild: via REUTERS
Die Preise in der Türkei steigen immer schneller, die Währung wird immer schwächer. Dennoch beugen sich die Währungshüter weiter dem Wort des Staatspräsidenten.
Die türkische Zentralbank hält bei den Zinsen trotz der höchsten Inflationsrate seit fast einem Vierteljahrhundert die Füße still. Die Währungshüter beließen den Leitzins bei 14 Prozent, wie sie am Donnerstag mitteilten. Damit bleibt der Schlüsselsatz ungeachtet des andauernden Inflationsschubs schon den sechsten Monat in Folge unverändert.
Im Mai waren die Verbraucherpreise binnen Jahresfrist um 73,5 Prozent nach oben geschossen. Das ist die höchste Inflationsrate seit dem Jahr 1998. Oppositionspolitiker, Ökonomen und Umfragen zufolge auch Verbraucher vermuten, dass die Inflation sogar noch höher ist als offiziell angegeben.
Die Notenbank hatte zuletzt gegen Ende des Jahres trotz der steigenden Inflation den Leitzins um fünf Prozentpunkte gesenkt. Hinter dieser unorthodoxen Geldpolitik steht Präsident Recep Tayyip Erdogan, der sich selbst als Zinsfeind bezeichnet. Erdogan will die Konjunktur mit niedrigen Zinsen anheizen. Die türkische Regierung hatte zuletzt erklärt, dass die Inflation im Rahmen ihres neuen Wirtschaftsprogramms sinken wird.
Die meisten Volkswirte rechnen damit, dass die Notenbank dieses Jahr bei ihrer unorthodoxen Geldpolitik bleibt. Bis zum Jahresende wird mit keiner Änderung der Leitzinsen gerechnet. Eine Folge der ungewöhnlichen Geldpolitik ist der anhaltende Kurssturz der Landeswährung Lira. Sie büßte im vergangenen Jahr 2021 im Verhältnis zum Dollar rund 44 Prozent an Wert ein, wodurch die Inflation noch weiter angetrieben wurde. Der Kursverfall setzte sich in diesem Jahr mit einem weiteren Rückgang von bislang 24 Prozent fort.