Aufschwung der deutschen Wirtschaft : Die Arbeitnehmer profitieren
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Aufschwung der deutschen Wirtschaft: Auch im Hamburger Hafen Bild: dpa
Die deutsche Wirtschaft ist auf einem guten Weg. Der Reallohn stieg um 1,9 Prozent. Besonders profitiert haben die Beschäftigten in der Industrie.
Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft hat nicht nur den Unternehmen hohe Gewinne gebracht, sondern auch die Einkommen der Arbeitnehmer merklich erhöht. Die Nominallöhne lagen im zweiten Quartal 2011 um 4,2 Prozent höher als ein Jahr zuvor, gab das Statistische Bundesamt am Mittwoch bekannt. Abzüglich der Inflationsrate der Verbraucherpreise von 2,3 Prozent ergibt sich ein Reallohnanstieg von 1,9 Prozent. Der Anstieg der Reallöhne war der stärkste seit dem Jahr 2008, als die Wirtschaftskrise anfing, teilten die Statistiker mit.
„Der Aufschwung kommt bei den Menschen an“, sagte Christoph Schröder vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW). „Es gibt mehr Beschäftigung und vollere Lohntüten.“ Die Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeber (BDA) sprach von einer erfreulichen Entwicklung der Reallöhne. In der Krise wurde Beschäftigung gesichert, nun würden die Arbeitnehmer am Aufschwung beteiligt. Zurückhaltender äußerte sich Reinhard Bispinck, der Leiter des WSI-Tarifarchivs der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung: „Es gibt einen erkennbaren Erholungsprozess, doch der steht erst am Anfang. Seit der Jahrtausendwende hatten wir zehn Jahre mit Reallohnverlusten oder Stagnation.“ Mit 1,5 bis 2 Prozent Plus für Vollzeitbeschäftigte in diesem Jahr „wachsen die Bäume noch nicht in den Himmel“. Bispinck erinnerte zudem daran, dass die Kapital- und Vermögenseinkommen im vergangenen Jahr, als die Börsenkurse kräftig stiegen, um 10 Prozent zugenommen hätten.
Industrie freut sich besonders
Besonders profitieren die Beschäftigten in der Industrie vom Aufschwung. Sie erhielten in diesem Frühjahr sogar durchschnittlich 7 Prozent mehr Lohn als im Vorjahr. Dazu trugen die hohen Tarifabschlüsse bei, etwa in der chemischen Industrie mit 4,1 Prozent Plus und in der Metall- und Elektroindustrie mit 2,7 Prozent Plus, sowie die das Ende der Kurzarbeit in den meisten Betrieben, was die Zahl der bezahlten Wochenstunden im Industriedurchschnitt um 1,8 Prozent erhöhte.
Zudem gab es höhere Sonderzahlungen in vielen Branchen wie der Autoindustrie (im Durchschnitt 1650 Euro), der Chemie (1300 Euro) und der Pharmabranche (1200 Euro), berichtet IW-Ökonom Schröder. Im Durchschnitt der Industrie betrugen die Sonderzahlungen inklusive Urlaubsgeld im zweiten Quartal 640 Euro – nach IW-Angaben ein Anstieg um 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dies trug rund ein Drittel zum nominalen Verdienstzuwachs von 7 Prozent bei. Ebenfalls überdurchschnittlich – um 4,6 Prozent – stiegen die Verdienste der Angestellten von Banken und Versicherungen. Hier schlugen üppigere Boni zu Buche.
Im Durchschnitt verdiene ein deutscher Arbeitnehmer derzeit 3313 Euro brutto im Monat, teilten die Statistiker mit. Die höchsten Verdienste werden in Unternehmen aus dem Bereich Information und Kommunikation (4358 Euro) sowie in Banken und Versicherungen (4332 Euro) gezahlt, die niedrigsten im Gastgewerbe mit 1950 Euro.