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Valerij Gerassimow : Putins Kriegsherr

Kriegstreiber: Generalstabschef Valerij Gerassimow (links), Präsident Wladimir Putin und Verteidigungsminister Sergej Schojgu Bild: dpa

Russlands Generalstabschef Valerij Gerassimow ist zum Kommandeur der Invasionstruppen ernannt worden. Das wird auch als Rüffel für Söldnerführer Jewgenij Prigoschin gewertet.

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          Am Mittwoch fand sich Russlands Verteidigungsministerium an ungewohnter Seite wieder: Es trat wie das ukrainische Militär Meldungen Jewgenij Prigoschins entgegen.

          Friedrich Schmidt
          Politischer Korrespondent für Russland und die GUS in Moskau.

          Der Söldnerführer hatte sich damit gebrüstet, die Kleinstadt Soledar eingenommen zu haben, ausschließlich mit seiner „Wagner“-Truppe. Das Verteidigungsministerium reagierte auf die neue Spitze des Rivalen im innerrussischen Ringen zweifach. Aus einer ersten Meldung folgte, dass noch um Soledar gekämpft werde – was sich mit den Angaben der die ukrainischen Verteidiger deckte – und dass an den Kämpfen die (regulären) Streitkräfte mitwirkten.

          Die zweite Zurechtweisung Prigoschins folgte am Abend: Verteidigungsminister Sergej Schojgu ernannte Valerij Gerassimow zum neuen Kommandeur der an der Ukraine-Invasion beteiligten Streitkräfte. Das solle die Führung der „Spezialoperation“ verbessern, hieß es. Dabei war Gerassimow, der seit mehr als zehn Jahren den Generalstab der Streitkräfte leitet, stets in die Invasion eingebunden. Als die Invasion noch besser für Moskau lief und Wladimir Putin keine Generale neben sich dulden wollten, die sich Erfolge auf die Fahnen schreiben könnten, sah man gelegentlich Gerassimow und Schojgu dem Präsidenten Bericht erstatten.

          Erst im Oktober wurde ein Kommandeur der Invasionstruppen, Sergej Surowikin, offiziell vorgestellt. Vermutlich geschah das, weil ein anderer als Putin mit „schwierigen Entscheidungen“ (so Surowikin) wie dem Rückzug aus Cherson verbunden werden sollte.

          Dass sich an den Großangriffen auf die ukrainische Energieversorgung, für die Surowikin auch stand, jetzt etwas ändert, ist zweifelhaft: Putin will die Ukraine weiterhin unterwerfen; die Mittel dazu sind begrenzt; Deeskalation gilt als Schwäche. Auch Surowikin bleibt im Invasionskommando, aber nur als einer von drei Stellvertretern Gerassimows. Daher wird die Personalie als Rüffel für machthungrige Akteure wie Prigoschin und den Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow gewertet. Sie hatten im Herbst die Militärführung, namentlich Schojgu und Gerassimow, kritisiert und Surowikins Ernennung gepriesen.

          Gerassimow ist im Westen vor allem wegen einer nach ihm benannten „Doktrin“ bekannt. Sie stammt von 2013 und beschreibt eine Kombination politischer, wirtschaftlicher und anderer Mittel mit militärischen Mitteln, um politische Ziele zu erreichen. Diese „hybride Kriegsführung“ wurde in der Ukraine seit 2014 angewandt. Der große Krieg, den Putin mit Gerassimows Hilfe Ende Februar 2022 lostrat, führt den Generalstabschef zurück an die Wurzeln seiner Militärkarriere. Die begann der 67 Jahre alte Mann aus Kasan zu sowjetischer Zeit in einer Panzerdivision.

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