Was in der Nacht geschah : Kiew: Erbitterte Gefechte an der gesamten Kriegsfront
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Ukrainische Soldaten in einem Bunker an der Front in der Nähe der Stadt Charkiw am 2. Juli 2022 Bild: AP
Bei Explosionen in der russischen Stadt Belgorod sind nach Angaben des Gouverneurs der Region drei Menschen umgekommen. Der ukrainische Präsident Selenskyj fordert internationale Hilfe beim Wiederaufbau seines Landes. Der Überblick.
An der gesamten Kriegsfront im Osten der Ukraine haben laut Angaben aus Kiew am Samstag erbitterte Gefechte getobt. Widersprüchliche Angaben gab es dabei zur Lage im besonders heftig umkämpften Lyssytschansk: Die ukrainische Armee wies Erfolgsmeldungen pro-russischer Separatisten zurück, die Stadt sei inzwischen komplett umzingelt. Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko warf unterdessen der Ukraine unterdessen Raketenangriffe auf sein Land vor.
Zur Lage in der Ostukraine sagte der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj am Samstagabend in seiner täglichen Videoansprache: "Die heftigen Kämpfe gegen entlang der gesamten Frontlinie weiter." Über die Kämpfe um Lyssytschansk sagte ein ukrainischer Armeesprecher, die Stadt sei "nicht eingekesselt und weiter unter Kontrolle der ukrainischen Armee".
Wenige Stunden zuvor hatten die pro-russischen Kämpfer verkündet, Lyssytschansk "vollständig eingekreist" zu haben. Zusammen mit russischen Truppen seien "heute die letzten strategischen Hügel" erobert worden, sagte ein Separatisten-Vertreter der russischen Nachrichtenagentur Tass.
Erbitterte Kämpfe um die strategisch wichtige Stadt Lyssytschansk
Lyssytschansk ist seit Tagen heftig umkämpft. Die Nachbarstadt Sjewjerodonezk war nach wochenlangen Gefechten vor einer Woche von russischen Truppen erobert worden. Beide Städte gehören zur Region Luhansk, einer der beiden Teilregionen des Donbass. Sollten die russischen Truppen auch Lyssytschansk einnehmen, könnten sie anschließend Kramatorsk und Slowjansk in der zweiten Donbass-Teilregion Donezk ins Visier nehmen.
Slowjansk lag zuletzt unter heftigem Raketenbeschuss. Laut Gouverneur Pawlo Kyrylenko wurden dort seit Freitagmorgen mindestens vier Zivilisten getötet und zwölf weitere verletzt. Bei einem Angriff auf ein Wohngebiet in Slowjansk wurde am Freitagabend eine Frau in ihrem Garten getötet, wie ein Nachbar der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Ihr Mann sei verletzt worden, die gesamte Nachbarschaft sei mit Trümmern übersät.
Der Bürgermeister von Slowjansk, Wadym Liach, warf Russland vor, bei dem Angriff Streumunition eingesetzt zu haben. Diese ist durch internationale Verträge geächtet, welche Moskau allerdings nicht unterzeichnet hat.
Russland: Mindestens drei Tote in Belgorod
Bei Explosionen in der russischen Stadt Belgorod nahe der Grenze zur Ukraine sind nach Angaben des Gouverneurs der Region drei Menschen ums Leben gekommen. Das schrieb Wjatscheslaw Gladkow am Sonntag laut Agentur Tass im Nachrichtendienst Telegram. Vier weitere Menschen seien verletzt worden, darunter ein zehnjähriges Kind. Darüber hinaus seien 50 Häuser beschädigt worden. Die Ursachen des Vorfalls würden untersucht, das Luftabwehrsystem werde voraussichtlich aktiviert. Die Angaben waren von unabhängiger Seite nicht überprüfbar.
Ukraine: Russland hat Schlangeninsel mit Phosphormunition angegriffen
Die ukrainische Armee warf den russischen Streitkräften zudem vor, die Schlangeninsel im Schwarzen Meer mit Phosphorbomben angegriffen zu haben. Die Insel sei zweimal von SU-30-Fliegern aus mit den international geächteten Waffen beschossen worden, erklärte Armeechef Walerij Saluschny im Messengerdienst Telegram.