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VW Golf 7 im Test : Einfach ein guter Golf

Präzise Kanten im Blech, feine Doppellinie zwischen Fenstern und Dach und Falze in der Motorhaube

Präzise Kanten im Blech, feine Doppellinie zwischen Fenstern und Dach und Falze in der Motorhaube Bild: Hersteller

15.000 Vorbestellungen von Endkunden liegen für den neuen Golf vor. Und die siebte Ausgabe des Wolfsburger Bestsellers kratzt sogar an der Oberklasse. Eine erste Probefahrt.

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          „Der Golf muss sich wiederholen, ohne dass er sich wiederholt“, meint VW-Designchef Walter de Silva. Das soll er mal den Passanten sagen, die vorbeigehen, als sei nichts geschehen. Mit dem Golf Nummer 7, der am 10. November auf den Markt kommt, lässt sich ohne Schwierigkeit zwei Stunden durch Stadt und Land fahren, ohne dass sich irgendjemand umdreht. Dann endlich kommt doch einer am Parkplatz auf den Fahrer zu. „Ist das der neue Golf?“ Der Mann kommt aus Niedersachsen und fährt Passat, ist also einschlägig vorbelastet, und fällt sogleich sein Urteil: „Schöner Innenraum, edel gemacht. Aber außen tut sich ja nichts mehr.“ Das sehen die Verantwortlichen von Volkswagen freilich anders. Die präzisen Kanten im Blech, die feine Doppellinie zwischen Fenstern und Dach, die Falze in der Motorhaube, „das ist deutsche Ingenieurs- und Handwerkskunst“, wie VW-Vorstandsvorsitzender Martin Winterkorn lobt.

          Holger Appel
          Redakteur in der Wirtschaft, zuständig für „Technik und Motor“.

          Tatsächlich entfalten die Linien im Spiel mit dem Licht ihre Wirkung auf den zweiten Blick, indes leidet derselbe in die knapp geschnittenen Außenspiegel und schräg zurück unter dem Design. Flacher, satter, gedrungener wirkt der neue Golf auf der Straße. Und solide. Für Dinge, die der Kunde erst bei genauerem Hinsehen entdeckt oder schätzen lernt, ohne genau zu wissen, warum, dafür haben die Wolfsburger ein Faible. Die Schieber vor den Spiegeln in der Sonnenblende sind speziell geführt, sie lassen sich bewegen wie ein Messer in warmer Butter. An der Lenkradverstellung ist (als Folge einer berühmt gewordenen Inspektion des Hyundai i30) eine geräuschdämmende Gummischeibe zwischen die Scharniere montiert. Bleche sind - im Gegensatz selbst zu manch höherklassigem Konkurrenten - auch an der Innenseite lackiert, damit Korrosion keine Chance haben soll. Die geöffnete Motorhaube wird von einem Dämpfer gehalten, nicht von einem labbrigen Stab. In den Kofferraum passen nun zwei Golfbags. Die Regler an den Ausströmern der Lüftung rasten mit metallischem Klick. Um es kurz zu sagen, der Golf fühlt sich an wie Oberklasse.

          Wer sich freilich an den schönsten haptischen, optischen und technischen Zutaten erfreuen möchte, muss tief ins Portemonnaie greifen. Die Liste der Sonderausstattungen hat ebenfalls Oberklasseniveau erreicht. Vom Basispreis von 16 975 Euro sollte sich niemand blenden lassen, es gibt beispielsweise nur eine Serienfarbe, nämlich tristes Uranograu. Vier Türen kosten 900 Euro zusätzlich. Ohne Aufpreis gibt es nicht nur für SPD-Kanzlerkandidaten mehr Beinfreiheit, der gewachsene Radstand macht sich bemerkbar, obgleich der mittlere Platz hinten weiterhin kein vollwertiger ist.

          Zum ersten Kennenlernen standen zwei Motorisierungen zur Verfügung, der 2,0-Liter-Diesel mit 110 kW (150 PS) und der 1,4-Liter-Benziner mit 103 kW (140 PS) und Zylinderabschaltung, der schon die Schadstoffnorm EU 6 erfüllt. Beide machen ihre Sache gut, sie halten den Golf flink auf Trab und verschonen die Insassen weitgehend von Lärm, wie ohnehin die Geräuschdämmung generell eine Wohltat ist. Der relativ profane Diesel erreicht Fahrleistungen, die früher den GTI ausgemacht haben. Im Benziner ist von dem Moment, in dem der Vierzylinder seiner zwei vorübergehend stilllegt, nahezu nie etwas zu spüren, im Zusammenspiel mit dem fein arbeitenden Doppelkupplungsgetriebe entwickelt er wahlweise kerniges Temperament oder sanften Komfort.

          Um es kurz zu sagen, der Golf fühlt sich an wie Oberklasse. Bilderstrecke
          Um es kurz zu sagen, der Golf fühlt sich an wie Oberklasse. :

          Dabei fühlt sich der Benziner leichtfüßiger an als der Diesel, das neue Lenkrad liegt bestens zur Hand, und an den nun (als Zugeständnis an die chinesische Kundschaft) einen Hauch höher liegenden Schaltknauf hat man sich rasch gewöhnt. Die Normverbräuche (Diesel 4,1, Benziner 4,7 Liter je einhundert Kilometer) erreicht weder der eine noch der andere Motor, nach einem ersten Eindruck muss jeweils mit mindestens zwei Liter mehr gerechnet werden. Zum Wohlgefühl auf der Straße trägt auch das Fahrwerk bei, das einen narrensicheren Eindruck hinterlässt, anderes war kaum zu erwarten. Der Komfort ist bis auf manchmal trocken durchschlagende Stöße an Querfugen ohne Tadel, gegen Aufpreis lassen sich mehrere Modi von hart bis zart wählen.

          15000 Vorbestellungen von Endkunden liegen nach Angaben von VW vor. Das ist vier Wochen vor Markteinführung eine stolze Zahl, aber der Golf ist einfach ein gutes Auto.

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