
Chaos bei VW : Nichts läuft mehr
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Der Aktienkurs ist ein Trauerspiel. Bild: dpa
Im VW-Konzern klemmt es. VW, Audi oder Skoda dürfen ihren Markenkern nicht verlieren. Dazu gehört nicht an letzter Stelle Zuverlässigkeit, technisch wie terminlich.
Als der Käfer die Herzen eroberte, hieß es: Er läuft und läuft und läuft. Heute wäre für den VW-Konzern passender: Es klemmt und klemmt und klemmt. Der Aktienkurs ist ein Trauerspiel. In Russland wurde gerade wegen der politisch unerträglichen Lage das Geschäft verramscht. Auf Produktseite läuft es auch nicht.
Ja, VW, Audi und Skoda sind weitverbreitet, jeder kennt jemanden, der ein Auto aus dem Hause fährt. Aber die Häufung imageschädigender Vorfälle muss nachdenklich stimmen. Erster Fall, VW Bus T7 mit Benzinmotor, bestellt vor 19 Monaten. Auslieferungstermin fünfmal verschoben. Inzwischen ist er gebaut. Und harrt in einem Lager in der Nähe des Werkes seiner Auslieferung, wo viele neue VW wochenlang stehen, weil Lastwagen zum Weitertransport fehlen.
Zweiter Fall, VW Bus T7 Diesel, ausgeliefert nach sechs Monaten, die Liefersituation ist offenbar erratisch. 2000 Kilometer auf dem Tacho, Ausfall von Bildschirm, Assistenzsystemen, Parkpiepsern. Termin in der Werkstatt: in drei Wochen. Die Technik-Redaktion kennt das Phänomen des Systemausfalls, es trat während des Tests im ID 4 auf. Die Spitze der Softwaresparte hat Konzernchef Oliver Blume gerade ausgetauscht, er wird wissen, warum.
Ingolstadt verwaltet den Stillstand
Dritter Fall, Skoda Enyaq, bestellt 2021. Bis heute wartet die Kundin auf einen Liefertermin. Vierter Fall, Audi Q5 Plug-in-Hybrid, bestellt im Februar 2022. Avisiert für August 2023. Ob er dann kommt? Ingolstadt verwaltet den Stillstand, der Q5 Hybrid ist derzeit nicht mehr bestellbar.
Am fernen Horizont stellt VW ein Elektroauto für 20.000 Euro in Aussicht, dabei kämpft Markenchef Thomas Schäfer, die 25.000 Euro für den 2025/26 geplanten Kleinwagen ID 2 zu halten. Schon wackelt dessen Zeitplan, weil die Entwicklung Änderungen am Akku ertüftelt. Die verhunzten Innenräume vor allem der Elektroautos müssen aufwendig nachgearbeitet werden, das kostet jetzt nicht nur Zeit und Ressourcen, sondern auch mehr Geld, als hätte man es von Anbeginn ordentlich gemacht.
Wenn all das eine toxische Melange aus Pech in der geopolitischen Lage und der Zeit von Herbert Diess als Vorstandsvorsitzendem ist, dann lässt sich wohl zweierlei lernen. Lieferketten müssen, auch und gerade im anstehenden Elektrozeitalter, robuster geschmiedet werden. Und Sparautos können die Chinesen besser, VW, Audi oder Skoda dürfen ihren Markenkern nicht verlieren. Dazu gehört nicht an letzter Stelle Zuverlässigkeit, technisch wie terminlich.