Spracherkennung : Jenseits von Siri hört ein Drache zu
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„Siri“ ist die wohl bekannteste Spracherkennung. Doch für den PC gibt es Lösungen, die deutlich mehr zu bieten haben. Bild: Picture Press/Nadia Richie
Spracherkennung ist mehr als nur Siri auf dem Smartphone. Professionelle Spracherkennung auf dem PC ist deutlich leistungsfähiger - wenn auch nicht ganz ohne Tücken. Ein Blick auf die Technik verrät, welche Möglichkeiten sich bieten.
Whatsapp-Nachrichten wochenlang diktiert, zum Siri-Experten geworden und sogar Spracherkennung und E-Mail auf dem Smartphone zusammengebracht: Wer lieber spricht statt tippt und auf den Geschmack gekommen ist, wird sich irgendwann für eine richtige Spracherkennung interessieren. Nämlich eine Software für Windows oder den Mac, die unabhängig von der Internetanbindung auf dem eigenen Rechner läuft und vor allem jene Vorteile bietet, welche den Handy-Systemen bislang fehlen: Lernfähigkeit, Anpassbarkeit des eigenen Vokabulars, Aufnahme von Eigennamen und Fachbegriffen, also die Möglichkeit der Personalisierung.
Professionelle Spracherkennung ist weitaus leistungsfähiger als die auf dem Mobilgerät, und sie zeigt ihre Pluspunkte umso mehr, je weiter sich das Vokabular vom Alltagssprachlichen entfernt. Auch erlaubt sie die Einbindung von Diktaten in einen Arbeitsablauf und die Verwendung von Diktiergeräten. Das alles hört sich gut an. Aber vor dem Erfolg steht wie immer der Fleiß. Wir geben einige Hinweise für die ersten Schritte.
Eine Qual der Wahl können wir dem Leser gleich nehmen: Geht es um die Auswahl der passenden Software, ist der Favorit in einem engen Nischenmarkt unmittelbar auszumachen. Es muss ein Dragon von Hersteller Nuance sein, den amerikanischen Spracherkennungsspezialisten, die Marktführer sind und bei Apples Siri mitgewirkt haben. Es gibt noch einige kleinere Anbieter sowie die in Windows und im Mac eingebaute Spracherkennung. Aber die Unterschiede zur Nuance-Software sind so groß, dass man um den Quasimonopolisten wohl nicht herumkommt.
Mac oder Windows?
Mac oder Windows? ist sodann die nächste Frage. In beiden Sphären sollte es ein möglichst junger Rechner sein, der nicht älter als zwei Jahre ist und vor allem viel Speicher mitbringt. Acht Gigabyte sind besser als vier. Im Apple-Universum gibt es ein Dragon für Mac in der Version 5, das rund 170 Euro kostet. Es ist zwar in der Erkennung des gesprochenen Worts auf der Höhe der Zeit. Aber die Bedienung, die Systemintegration, die Einbindung in Standard-Apps und vor allem die Korrekturoptionen sind mangelhaft, auch und gerade im Vergleich mit den Windows-Geschwistern. Das ist nichts Neues, sondern ein altbekanntes Problem. Wenn man gut diktieren kann und das Vokabular alltagssprachlich bleibt, lässt sich mit dieser einen Mac-Version durchaus leben. Auch die Transkription von Aufnahmen des Diktiergeräts gelingt. Wer partout mit dem Mac Spracherkennung betreiben will, das ist unser Fazit, kann die Version 5 ausprobieren. Die ältere mit der Kennziffer 4 lohnt hingegen nicht.
Je komplexer der eigene Wortschatz, je mehr Fachbegriffe verwendet werden, je kniffeliger der Einsatz von Spracherkennung gerät, desto eher muss man zur Windows-Variante des Drachen greifen. Das gilt erst recht für Anwälte, Ärzte und andere Berufsgruppen mit Spezialvokabular. Im Microsoft-Imperium fährt Nuance eine ganze Armada unterschiedlicher Versionen auf. Ärzte und Anwälte bekommen mit Medical und Legal eine eigene, zudem werden diese Pakete in der Regel von Spezialunternehmen in den Arbeitsablauf von Praxis oder Kanzlei integriert. Von der Idee, die entsprechende Software zu kaufen und selbst zu installieren, verabschiede man sich.
Naturally-Speaking-Versionen
Die frei erhältlichen Standardversionen der Windows-Welt sind mittlerweile bei der Versionsziffer 14 angekommen. Jedenfalls dann, wenn man „unter die Haube“ schaut und sich intensiver mit der Professional Individual beschäftigt, die rund 400 Euro kostet. Die bisherigen Naturally-Speaking-Versionen tragen noch die 13. Hier ist Premium für rund 150 Euro das Paket der Wahl für fast alle Einsatzzwecke. Von der günstigeren Home (80 Euro) lasse man die Finger.