Unterwegs mit dem Typ Velis : Elektrisch fliegen mit Dominique
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Fan des Elektroflugs: Die Physikerin und Skirennfahrerin Dominique Gisin während der Flugvorbereitung Bild: Uwe Stohrer
In der Schweiz wird elektrisches Fliegen immer beliebter. Das liegt auch an einer Ski-Olympiasiegerin.
Alle Welt spricht von Elektroautos, dabei gehen mittlerweile schon die ersten elektrischen Serienflugzeuge in die Luft. Denn auch in der Allgemeinen Luftfahrt, also der Aviatik unterhalb der Flugzeuge und Militärfliegerei, sind viele vom Elektroantrieb angetan. Allerdings kaufen noch wenige eine derartige Propellermaschine. Das hat den Grund, dass die Zertifizierung eines Flugzeugs, seines Antriebs und der Akkus langwierig und teuer ist. Und noch fehlt es an Reichweite der Maschinen und Ladeinfrastruktur auf Flugplätzen. Es braucht also mutige Unternehmen, die ein neues Elektroflugzeug entwickeln, zulassen und anbieten – und umweltbewusste Käufer.
Die eidgenössische Olympiasiegerin der Ski-Abfahrt von 2014, Dominique Gisin, ist erklärter Fan des Elektroflugs. Das ist für sie beileibe kein Lippenbekenntnis. Denn die Ex-Skirennfahrerin und studierte Physikerin ist heute Berufspilotin. Sie fliegt privat voller Überzeugung ein von einem Elektromotor angetriebenes Flugzeug und setzt sich für mehr elektrisches Fliegen in der Allgemeinen Luftfahrt ein.
Das setze in gleich zwei Bereichen Maßstäbe: Denn wird der Ladestrom aus regenerativen Energien erzeugt, ist das Fliegen CO2-neutral. Zudem sind Elektroflugzeuge wesentlich leiser als herkömmliche Flugzeuge mit Verbrennungsmotor.
Dominique Gisin ist zugleich Präsidentin des Vereins Pro Flugplatz Kägiswil in ihrer Heimat, der Innerschweiz. Dort hat sie zusammen mit ihren Clubkollegen ein modernes Elektroflugzeug vom Typ Velis des slowenischen Herstellers Pipistrel angeschafft. Die Profipilotin liebt es, mit dem von einem Elektromotor angetriebenen Zweisitzer umweltfreundlich in die Luft zu gehen. Zwar ist die Reichweite mit knapp einer Stunde Flugzeit nicht allzu lang. Das reicht aber laut Gisin dennoch locker aus, um mit Flugschülern das Starten und Landen bei Platzrunden zu üben. Gleichzeitig schone das geringe Geräusch bei diesen Übungsrunden die Flugplatz-Anwohner. Nach gut einer Stunde Pause am Boden sei der Akku der Velis schon wieder aufgeladen. Die in der Schweiz höchst populäre Olympiasiegerin rührt jedenfalls überall die Werbetrommel für elektrisch angetriebenes Fliegen als Zukunft der Aviatik.
Von dem ersten in Europa zugelassenen Elektroflugzeug des Typs Velis fliegen in der Schweiz schon mehrere Exemplare. Zehn davon sollen bei eidgenössischen Flugschulen eingesetzt werden. Im schweizerischen Grenchen, wo kürzlich die Messe Electrifly-in stattfand, war zudem bereits eine bunte Palette an elektrisch angetriebenen Propellerflugzeugen und Motorseglern zu erleben.
Dass diese umweltfreundliche Form der Aviatik – wenn der Ladestrom aus regenerativen Energien erzeugt wird – nun auch in Deutschland zugänglich ist, macht eine jüngste Gesetzesänderung möglich. So erlaubt das Bundesverkehrsministerium auf Empfehlung der europäischen Flugsicherheitsagentur EASA, dass künftig Privatpiloten mit einer Lizenz für propellergetriebene Cessna, Piper und andere bis zwei Tonnen nun ebenfalls Elektroflugzeuge fliegen dürfen. Auch die Übungsflüge für die Verlängerung der Pilotenlizenz dürfen künftig auf Elektroflugzeugen absolviert werden.
„Ich bin überzeugt, dass wir in der Fliegerei diese Technologie brauchen“, hebt Dominique Gisin das Fliegen mit Strom hervor. So ganz loslassen kann die Skiabfahrt-Olympiasiegerin Verbrennungsmotoren und die damit verbundene Geschwindigkeit aber noch nicht: Im Hauptberuf steuert sie als Pilotin eine mehr als 500 km/h schnelle Pilatus PC-12 mit Propellerturbine.