
Fahrverbote für Motorräder : Tirol
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Freiheit oder Frechheit? Am Motorradfahren scheiden sich die Geister. Im Nachbarland werden umstrittene Mittel angewendet.
Wenn es mal nicht regnet an einem Feiertag oder einem Wochenende, dann schwärmen sie aus, die Motorradfahrer. Wo kurvenreiche Straßen durch schöne Landschaft führen, ist dann ordentlich was los. Zum Verdruss von Anwohnern, die, wenn der Rasen gemäht und der Hof gekärchert ist, ihre Ruhe genießen wollen. Gelegentlich liest man zurzeit im Lokalblatt Berichte über großangelegte Polizeiaktionen, bei denen Motorradfahrern zwecks Kontrolle die Anhaltekelle vors Visier gehalten wird. Bravo, kann man nur sagen. Bitte mehr davon! Notwendig ist genau das: Drehzahlaffen die Kelle zeigen, schwarze Schafe mit illegalen Umbauten aus dem Verkehr ziehen, Krawallrüpel herausfiltern. Diese Minderheit prägt die öffentliche Wahrnehmung, tut alles dafür, dass die Anti-Motorrad-Stimmung im Land weiter hochkocht, versorgt Bürgerinitiativen mit Munition und Politiker mit Argumenten für immer mehr Streckensperrungen und Fahrverbote, die ungerechterweise alle Motorradfahrer treffen.
Das prominenteste, absurdeste Beispiel liefert das österreichische Bundesland Tirol. Dort sind auch dieses Jahr wieder bestimmte Strecken für Motorräder mit einem Standgeräusch von mehr als 95 dB(A) gesperrt. Bloß: Das Standgeräusch als einzige in den Fahrzeugpapieren vermerkte Geräuschangabe war nie als Grenzwert vorgesehen und sagt wenig über die Fahrgeräusche aus. Durch die Zweckentfremdung werden in Tirol regulär für den Straßenverkehr zugelassene Motorräder ausgesperrt. Für die einen klingt das nach Willkür, für andere nach einem tauglichen Mittel auch hierzulande. Bewirkt hat das schon viel: Motorradhersteller sind aufgeschreckt, Motorradfahrer verunsichert. Alle reden über „Tirol“.