Einbruch-Warnsysteme im Test : „Einbruch bei Müller, rufen Sie die Polizei“
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Die Urlaubszeit ist beliebt unter Einbrechern Bild: dpa
Angst vor Einbrüchen? Wir haben den Bublitz-Alarm und den Abus-Blick getestet. Zwei Beruhigungspillen gegen Einbrecher.
Urlaubszeit ist des Diebes Freud. Deshalb werden nun wieder einige nachdenken, sich eine Alarmanlage zuzulegen. Wir haben die bittere Erfahrung schon gemacht. Daraufhin zogen neue Türen und Fenster zu Hause ein, das ist stets der erste und wichtigste Schritt. Als Ergänzung installierten wir für einige Zeit eine Bublitz B2. Wir wollten wissen, ob die wohl ungewöhnlichste Alarmanlage am Markt hält, was der Hersteller verspricht.

Redakteur in der Wirtschaft, zuständig für „Technik und Motor“.
Die in einem rustikalen Kasten wachende Sensorik reagiert auf Schwingungen im Raum, die durch ruckartiges Aufhebeln eines Fensters oder einer Tür entstehen. Mit geschmeidigen Bewegungen lässt sich kein (geschlossenes) Fenster aus den Angeln heben. Zudem lässt sich die B2 an nahezu jeder beliebigen Stelle aufbauen, sogar in einem Schrank, und sie überwacht ein komplettes Einfamilienhaus, ohne Kabel verlegen oder Melder an jedem Fenster anbringen zu müssen.
Eine Steckdose genügt, die Anlage arbeitet autark. Auf die Verbindung zu immer wieder instabilen Telekom-Routern verzichten zu können ist ein Vorteil, ebenso die Tatsache, dass im Gegensatz zu Innenraumfallen alarmiert wird, wenn der Einbrecher noch außen wütet. Andererseits lässt sich die B 2 nicht an ein Türschloss koppeln, ihr fehlt also das, was Fachleute Zwangsläufigkeit nennen: Wird das Haus verlassen, stellt sich die Anlage scharf, wird das Haus betreten, wird sie deaktiviert.
Die B2 funktioniert hingegen mit Funkhandsendern. Zwar können sich Mensch und Tier bei scharfer Anlage frei im Haus bewegen, aber Fenster schwungvoll zudrücken oder die schwere Haustür ins Schloss fallen lassen löst Alarm aus, sofern die Deaktivierung vergessen wurde. Wir haben solche Falschalarme in der Anfangszeit mehrfach erlebt, sie rütteln am Vertrauen. Nach ein paar Wochen spielt sich das Verfahren indes ein.
Erkennt die Anlage einen Einbruch, ruft sie auf dem Handy an und meldet per Sprachnachricht „Einbruch bei Müller, rufen Sie die Polizei“. Zugleich heult die Sirene. Direkt mit der Polizei verbunden darf eine private Alarmanlage (im Gegensatz zu Bank oder Juwelier) nicht sein, es besteht aber die Möglichkeit, gegen Entgelt einen Wachdienst anzuschließen.
Für die Telefonfunktion ist eine Sim-Karte installiert, die meist eine Prepaid-Karte ist. Ab und an sollte man Probealarm auslösen und prüfen, ob der Betreiber die Telefonkarte nicht stillgelegt hat. Das darf er nur in engen Grenzen bei besonders seltener Nutzung, Kontrolle ist aber besser.
Nur simulierter Einbruch
Scharf und unscharf wird das System per Knopfdruck am Handsender gestellt, was nach erwähnter Eingewöhnung so simpel wie gut gelingt. Bublitz erneuert den Sender dieser Tage. Der Vorgänger hat arg labberige Tasten, die neuen sind solide. Zwei der vier Tasten tragen die Bezeichnung „Panik“ und sind zur Alarmierung gedacht, wenn man zu Hause ist, während der Dieb einsteigt.
Tatsächlich berührt man die Taste oft, wenn man in der Tasche nach dem Sender kramt oder ihn beim Ausladen von Einkaufstüten in der Hand hält. Nach diversen Panik-Attacken ohne Panik haben wir diese Funktion stillgelegt. Seither sind Alarmanlage und Familie ziemlich beste Freunde.
Ob sie einen echten Einbruch erkennt, können wir glücklicherweise nicht abschließend beurteilen, es gab keinen Versuch. Die Simulation, die ein Techniker auf Wunsch vor Ort durchführt, hat zuverlässig Alarm ausgelöst. Der Vor-Ort-Service empfiehlt sich ohnehin, denn die keinen Schönheitspreis gewinnende Anlage muss einmal justiert werden, was am Gerät selbst geschieht und binnen dreißig Minuten erledigt ist. App und Smartphone sind für Bublitz bislang Fremdwörter. Für die B2 sind inklusive Handsender rund 4300 Euro zu investieren.
Störung im Wohnzimmer
Als Ergänzung empfiehlt sich eine Kamera, denn geht Alarm ein, möchte man sehen, was los ist. Hierfür bietet sich zum Beispiel die neue Schwenk-/Neige-Kamera von Abus an. Sie wird per App an den Router gekoppelt, was einfach gelingt, und liefert hernach gestochen scharfe Aufnahmen (wahlweise Standbild oder Live) auf das Smartphone.
Per Wischbewegung auf dem Bildschirm dreht sich die elegant geformte Kamera ferngesteuert auf ihrem Fuß, so kann man in den gesamten Raum blicken. Auch wenn dunkle Gestalten am liebsten unterwegs sind, funktioniert sie, freilich sind die Bilder nachts diesig. Und im Nachtsichtmodus klackt das Gerät beständig, das stört im Wohnzimmer.
Fernblick ins Heim
Registriert die Kamera Bewegung, schickt sie auf Wunsch eine Nachricht auf das Handy. Dort lässt sich per Screenshot ein Bild oder Video sogar mit Ton aufnehmen. Kleines Problem: Sie lässt sich - im Gegensatz zu in teurere Abus-Systeme eingebundene Kameras - nicht an eine Alarmanlage koppeln und speichert die Daten nicht in einer Cloud, sondern nur auf der eingebauten SD-Karte. Klaut der Einbrecher die Kamera, sind auch die dort gespeicherten Aufnahmen weg.
Wir hoffen, dass der gemeine Dieb derlei nicht weiß und erfreuen uns am Fernblick ins Heim. Wir haben von Kanada nachgeschaut, ob zu Hause alles in Ordnung ist. Das hat was. Die Beruhigungspille gibt es für 189 Euro.