Windräder : Kleinwindanlagen befriedigen den Spieltrieb
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Die Statik des Dachs darf nicht geschwächt werden Bild: Hersteller
Nur auf Almhütten und Segelbooten, dort, wo der Netzanschluss fehlt, ist der Betrieb kleiner Windräder sinnvoll. Ausnahmen sind windreiche Standorte an der See.
Auf den Rolltreppen der U-Bahn-Abgänge wird nicht nur gedrängelt. Hier zieht es meist zudem wie Hechtsuppe, was die Begeisterung für dieses Verkehrsmittel nachhaltig schmälert. Aber wenn es nach den Vorstellungen von Martina Klärle geht - sie ist Geodäsie-Professorin an der Frankfurter Fachhochschule und befasst sich mit "flächenbezogenen Potentialanalysen für erneuerbare Energien" -, ließen sich möglicherweise aus dieser Zugluft ökologische Vorteile ziehen. Mit kleinen, effektiven Windrädern könne man eventuell mehr Strom erzeugen als mit großen Solaranlagen, für die in den Innenstädten kaum Platz vorhanden ist.
Von derartigen Ideen hält der Windkraftfachmann und sich seit Jahren mit "Kleinwindanlagen" befassende Uwe Hallenga aus Osnabrück gar nichts. Er nimmt kein Blatt vor den Mund und bezeichnet das Ganze als Hirngespinst. Seiner Sache, für das Kleinwindrad zu werben, damit es dort aufgestellt werde, wo es sinnvoll sei, schadeten derartige Vorstöße nur. Hallenga ist schon lange das Schmunzeln vergangen, wenn ihm umtriebige Zeitgenossen davon berichten, dass ihnen während des Frühstücks im Garten ein Windstoß die leere Brötchentüte vom Tisch geweht habe. Das, so geht die Schilderung weiter, sei für sie Anlass gewesen, über die Nutzung der Kleinwindkraft nachzudenken.
Wind ist etwas Faszinierendes
Damit stehen solche Brötchenesser nicht allein. Nachdem die Bundesregierung unter dem Eindruck der Katastrophe von Fukushima den Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen hat, können sich die Hersteller von kleinen Windanlagen vor Anfragen nicht mehr retten. Den Boom erklären sich die Fachleute auch damit, dass anders als bei der Sonnenkraft sich die Physik des Windes leichter erschließt: Wind ist etwas Faszinierendes. Wenn es draußen besonders unfreundlich ist und der Wind die Blätter von den Bäumen holt, beginnen die Leute von schnell rotierenden Propellern zu träumen.
Dabei unterscheidet sich grundsätzlich ein kleines Windrad nicht von einem großen. Stets ist der heranströmende Wind dafür verantwortlich, dass sich Rotoren und Generatoren drehen. Verschieden ist lediglich deren Wirtschaftlichkeit. So rechnen sich Großwindanlagen vor allem deshalb, weil sich ihre Propellerachsen viele Meter oberhalb des Erdbodens befinden. In Höhen, in denen es keine Hindernisse gibt, die den Wind in kräftezehrende Turbulenzen versetzen.
Das ist bei kleinen Windrädern mit Nabenhöhen unter zehn Metern (was die Genehmigung erleichtert) anders. Kleinwindräder rentieren sich nur in Ausnahmefällen, wobei sie überall dort schon immer gerne genutzt werden, wo es keinen Anschluss ans Stromnetz gibt - oder sie, weit entfernt von der nächsten Siedlung, zum Pumpen von Wasser eingesetzt werden. Almhütten, Ferienhäuser und die Überwachungsstationen entlang einer Pipeline sind daher die idealen Standorte. Soll ein kleines Windrad (dazu gehören Anlagen mit einer Nennleistung von wenigen Watt bis 10 kW) in Deutschland aufgestellt werden, ist das alles entscheidende Kriterium für einen effektiven Betrieb die (durchschnittliche) Windgeschwindigkeit, geht sie doch in der dritten Potenz in die Rentabilitätsrechnung ein. Eigentümer von Vorgärten in Mittel- und Süddeutschland müssen daher vom Öko-Nutzen der Windkraft beseelt sein, denn ökonomisch lässt sich die Investition in Gegenden mit Windgeschwindigkeiten um 3,5 m/sec nicht rechtfertigen. Etwas günstiger stellt sich die Sache dar, wenn der Standort an der Küste liegt. Hier, bei Windgeschwindigkeiten um 6 bis 7 m/sec, ist der Vorteil umso größer, je mehr teuerer Netzstrom durch den eigenerzeugten Windstrom ersetzt werden kann. Dazu muss die Anlage netzgekoppelt angelegt sein, was die Investition teurer macht, als wenn man sich "nur" für eine batteriegestütze Insellösung entscheidet. Dieser Mehraufwand wird etwas, aber nicht entscheidend, durch die gemäß des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) gewährte Einspeisevergütung von 9,1 Cent je Kilowattstunde reduziert.