Uhrenmesse Baselworld : Für diese Uhren sollten Sie sich Zeit nehmen
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Breitling Transocean 1915 mit nagelneuem Werk Bild: Häußermann
In Basel werden Jubiläen gefeiert, neue Uhrwerke vorgestellt, Traditionen gepflegt und mitunter mit moderner Technik kombiniert. Von der Smartwatch will hier kaum jemand was wissen.
Bis nach Basel hat es die Apple Watch nicht geschafft. Die mediale Welle, die der Armbandcomputer aus Cupertino zunächst auslöste, ist auf dem Weg an den Rhein doch ziemlich abgeflacht. Und wenn wir in den Messeständen und -gängen der Baselworld die Menschen darauf ansprachen, ernteten wir eher Schulterzucken. Eine Akkulaufzeit von 18 Stunden? Die Messeneuheit von Oris hat eine Gangautonomie von zehn Tagen. Eine geplante Jahresproduktion von 20 bis 30 Millionen Stück? Nun gut, die gesamte Schweizer Uhrenindustrie baut im Jahr ungefähr genauso viel, davon sind 21 Millionen Quarzuhren. Den Markt der sieben Millionen Mechanik-Uhren sehen die Schweizer aber in keiner Weise gefährdet. Ob das Hochmut ist oder Realismus, muss sich zeigen.
Schließlich sind mechanische Uhren, ganz im Gegensatz zu Smartphone oder Smartwatch, keine schnelllebigen Produkte, die nach vier bis sechs Jahren in den Elektroschrott wandern. „Wir produzieren Ewigkeit in Schachteln“, sagte Jean-Claude Biver, Leiter des Uhrengeschäfts im Luxuskonzern LVMH anlässlich des 150-Jahr-Jubiläums der Konzerntochter Zenith in Basel. Biver wird nie müde zu erklären, dass hochwertige mechanische Uhren nicht in erster Linie wegen ihrer Funktionalität gekauft werden, sondern als Statussymbol, als ein Luxusgut, an dem man sich erfreut und das man auch noch an seine Nachkommen weitergeben kann. Mit dieser Meinung ist er auf einer Ebene mit Patek Philippe, deren Anzeigen postulieren: „Eine Patek Philippe gehört einem nie ganz allein. Man erfreut sich ein ganzes Leben lang an ihr, aber eigentlich bewahrt man sie schon für die nächste Generation.“
Die Genfer Traditionsmanufaktur feierte vergangenes Jahr intensiv ihr 175-jähriges Bestehen. „Wer aber meint, wir seien durch die Jubiläumsfeiern müde geworden, irrt sich“, sagte Unternehmenschef und Mitinhaber Thierry Stern gleich zu Anfang der Basler Uhrenmesse. Als einen Beweis legte er den wunderschönen, nostalgisch designten Chronographen Rattrapante Referenz 5370P vor, dessen Schleppzeiger über einen Drücker in der Krone gesteuert wird. Die Platinuhr wird 216 150 Euro kosten.
Auch Breitling feiert Geburtstag: Der unabhängige Chronographendrücker wird 100 Jahre alt und mit einem Sondermodell gebührend gewürdigt. 1915 präsentierte Breitling als einer der ersten einen Armband-Chronographen. Um die Kurzzeitmessung hervorzuheben, wurde der Drücker für die Chronographenfunktion, der bei Taschenuhren in der Krone sitzt, an die Gehäuseflanke bei 2 Uhr verlegt. An diese historische technische Veränderung erinnert nun der auf 1915 Exemplare limitierte Transocean Chronograph 1915 (von 7990 Euro an), für den eigens das Chronographenwerk B14 mit Ein-Drücker-Bedienung und Handaufzug konstruiert wurde. Für einen historisch korrekten Auftritt sorgt ein silbernes Zifferblatt mit patinierter Leuchtmasse und traditionellem Breitling-Schriftzug.
Seit 50 Jahren gibt es bei Seiko Taucheruhren, was die Japaner natürlich auch zum Feiern veranlasst, ebenso zur Auflage eines Sondermodells der „Marinemaster 1000 Professional“ in Titan mit Goldlünette, das 6400 Euro kosten wird. Dabei sei erwähnt, dass Seiko in seiner derzeitigen Kollektion robuste und sehr ansehnliche mechanische Taucheruhren schon zu einem Einstiegspreis von 600 Euro anbietet.
Tradition heißt bei Breguet gleich eine ganze Uhrenlinie, in der dieses Jahr ein sehr schöner Chronograph vorgestellt wurde. Er kombiniert eindrucksvoll modernes Denken und traditionelle Bauweise und heißt Independent. Die Uhr hat nämlich zwei Werke - Stopp- und Gehwerk -, und die funktionieren vollkommen unabhängig voneinander: Das eine schwingt mit 5 Hertz und das andere mit 3 Hertz, und trotzdem ist alles in einem Uhrwerk kombiniert. Die Independent wird in Deutschland für knapp 80 000 Euro zu haben sein. Die Idee, Tradition und Moderne zu kombinieren, scheint in der Swatch-Group gerade populär zu sein, den auch Blancpain wartete mit solch einer Kombination auf, verkörpert in der L-Evolution Tourbillon Caroussel. Sie hat zwei integrierte Gangregler, die sich beide um die eigene Achse drehen und über ein Differential den gemittelten Gang ans Räderwerk weitergeben. Die Platinuhr mit der futuristischen Optik ist auf 50 Exemplare limitiert und wird 323 300 Euro kosten.