Für Sport und Konzerte : So funktionieren Fußböden aus Glas
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Die LED unter dem Glasboden können ein Spiel begleiten. Bild: Hersteller
Mit Glas lässt sich vieles anstellen, es dient sogar als Material für Fußböden. Mit LED unterlegt, werden sie zum Monitor für Sport und Konzerte.
Hinfallen gehört in den meisten Sportarten dazu, dann lernen Amateure und Profis den Untergrund kennen, den sie sonst mit Füßen treten. Das ist draußen mal Gras, naturgewachsen oder künstlich, vielleicht auch Sand, und drinnen in der Halle wird oft Parkett verwendet, das auf einem Schwingboden verlegt ist. Je nach Ausgestaltung ist dann ein Sturz mehr oder weniger hart, aber immer unangenehm.
Und dann kommt einer daher, der Böden aus Glas anbietet und dazu sagt, sie seien für viele Disziplinen und auch zum Feiern für Menschenmassen gut geeignet. Glas gilt gemeinhin als hart, unelastisch und spröde, dass das Material für solche Zwecke geeignet sein soll, leuchtet also nicht sofort ein. Das ist aber ein Trugschluss, denn selbst die Scheibe eines Fensters kann sich im Sturm um mehrere Zentimeter durchbiegen.
Sein Glasboden sei für alle Sportarten geeignet, von der Internationalen Basketball Organisation akkreditiert, zugelassen für die Handball-Bundesliga und entspreche der Norm EN 14 904 für flächenelastische Sportböden, erklärt Christof Babinsky. Der 32 Jahre alte Jungunternehmer hat vor sechs Jahren das mittelständische Unternehmen seines Vaters übernommen und gemeinsam mit ihm die ungewöhnlichen Glasfußböden entwickelt. ASB – das steht für Aluminium System Bau, und Aluminium wird auch heute noch für die tragenden Konstruktionen verwendet.
Die eigentliche Innovation liegt aber im Glas, das Unternehmen aus Stein an der Traun baut daraus vor allem Squash Courts und ist nach eigenen Angaben der in der Welt führende Hersteller. „Und der einzige, der Glasfußböden anbietet“, sagt Babinsky. Die Idee sei beim Squash geboren worden. Warum sollte man, wenn schon die Seiten zuschauerfreundlich durchsichtig gestaltet werden, nicht auch den Boden aus diesem Material machen? Im Jahr 2009 wurde dann der erste Glasboden in der Sporthalle einer Schule im heimischen Stein verlegt, und seitdem sind mehr als 30 weitere hinzugekommen, zum Beispiel in Oxford, Dublin und Dresden.
Dafür war freilich einiger Entwicklungsaufwand notwendig, denn das Glas der Seitenwände wäre dafür nicht geeignet. Das beginnt bei Veredelungsverfahren, die ihm Elastizität verleihen, und endet in der Rutschfestigkeit, für die in die Glasoberläche eingebrannte winzige Keramikpunkte sorgen. Man könnte sogar für verschiedene Sportarten, etwa Handball oder Badminton, unterschiedliche Reibwerte wählen, erklärt Babinsky. Der von ASB entwickelte Glasfußboden namens Multi Sports ist zudem elastischer als die meisten Holzböden, das Schwingverhalten soll aufgrund der Unterkonstruktion aus Aluminiumträgern zudem an allen Stellen gleich sein.
Dass dem zumindest gefühlt so ist, haben wir an einer Installation ausprobiert und auch sogleich die Blutgrätsche im Hallenfußball simuliert – der Boden ist zwar griffig, reißt aber Hose und Haut nicht auf, und es wird dem darüber rutschenden Spieler an den Kontaktstellen auch nicht übermäßig heiß. Insgesamt ist das Sturzverhalten nach dieser kurzen Probe für die Oberschenkel weniger unangenehm als auf Parkett. Überhaupt hat das Glas einige Vorteile. Es gibt keine sichtbaren Spiegelungen, weil die Oberfläche nicht hochglänzend, sondern fein strukturiert ist, und wegen der tiefgehenden Ätzung sind keine Kratzer im Boden sichtbar. Die Platten von 2 × 3 Meter werden an der Stoßfuge mit einem speziellen Silikon versiegelt, der Boden ist wasserdicht und befahrbar. Die Lebenserwartung von etwa 70 Jahren dürfte jene der Halle übertreffen, in der er verlegt ist. Das Glas ist widerstandsfähig, kann aber dennoch zerbrechen, wenn ein spitzer Gegenstand mit Wucht darauf fällt. Falls ein Element nach solcher Gewalteinwirkung zersprungen ist, lässt es sich austauschen, sagt Babinsky.