Outdoor-Jacke von Haglöfs : Leicht bekleidet
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Wie eine Daunenjacke ... Bild: Hersteller
Wenig Gewicht, viel Wärme: Haglöfs reichert die Füllung einer Outdoor-Jacke mit Graphen an.
Wer sich kundig machen will, was unter Graphen zu verstehen ist, stößt immer wieder auf den Begriff Wundermaterial. Auch als dünnstes, als stärkstes Material der Welt wird Graphen, bestehend aus Kohlenstoffatomen in einem Bienenwabenmuster, bezeichnet, gepriesen für seine Leichtigkeit und Leitfähigkeit. Theoretisch, so ist es im Online-Lexikon zu lesen, könnte eine Graphen-Hängematte von einem Quadratmeter Größe eine vier Kilogramm schwere Katze tragen, obwohl sie selbst nur so viel wiegen würde wie ein einzelnes Schnurrhaar der Katze. Untersuchungen zum Thema Graphen brachten Wissenschaftlern 2010 den Nobelpreis für Physik ein.

Redaktion „Technik und Motor“
Ein Unternehmen, das Graphen für seine Zwecke entdeckt hat, ist Head. In Tennisschlägern und Alpinskiern dieser Marke wird Graphen verbaut (Technik und Motor vom 10. März). Nun zählt zu den Nutzern auch der schwedische Bekleidungsanbieter Haglöfs. Der mischt Graphen unter das synthetische Füllmaterial einer leichten, dünnen, für kaltes Wetter gedachten Outdoor-Jacke namens V-Series Mimic Hood. Die ist als Damen- und Herren-Version für 300 Euro auf den Markt gekommen.
Haglöfs versucht sich die außergewöhnliche Leitfähigkeit von zunutze zu machen. Dafür wird Graphen mit recyceltem Polyester kombiniert. Beide Bestandteile werden verschmolzen und zu feinsten Fasern verarbeitet. Laut Haglöfs verteilt dieses Isolationsmaterial die Körperwärme über den gesamten Körper und wärmt auf diese Weise auch kälteempfindlichere Partien. Es finde kaum Wärmeverlust über die Oberfläche statt. Die Anreicherung der Polyesterfasern mit Graphen erlaube es, ohne Verlust an Wärmeleistung die Menge an Füllmaterial zu verringern.
Tatsächlich fällt die Jacke federleicht und alles andere als bauschig aus. Als umso erstaunlicher empfanden wir beim Auprobieren den wärmenden Effekt und hier vor allem die Tatsache, wie rasch und gleichmäßig er eintritt. Es ist beinahe so, als würde die Jacke kurz nach dem Anziehen „eingeschaltet“.
Wie hoch der Graphen-Anteil am Isolationsstoff ist, behandelt Haglöfs als Geheimnis, lässt auf Anfrage nur wissen, er sei „sehr gering“. Das reiche aus. Versuche mit einer höheren Dosierung hätten gezeigt, dass die Wirkung dadurch nicht zunehme. Zur Frage der Recyclingfähigkeit heißt es, daran müsse in weiteren Entwicklungsschritten gearbeitet werden.
Die Außenschicht der Jacke besteht aus Pertex-Quantum-Ripstop mit einer wasserabweisenden Beschichtung, die laut Hersteller PFC-frei ist. Beim Futter handelt es sich um das atmungsaktive Goretex Infinium. Besitzer werden die V-Series Mimic Hood als Teil des Zwiebelsystems nutzen, bei sehr niedrigen Temperaturen mit einem Fleece darunter, bei nassem, windigem Wetter mit einer Hardshelljacke darüber. Nicht überzeugt hat uns die Konstruktion der Kapuze. Weil eine Verstellmöglichkeit um den Kopf herum mit Fixierung am Hinterkopf fehlt, schwenkt sie nicht mit, wenn man den Kopf Richtung Schulter dreht. Beim Blick zur Seite sieht man nur noch einäugig, weil eine Gesichtshälfte verdeckt wird. Gefütterte Außentaschen bringen kalte Finge flott wieder auf Temperatur. Es gibt zudem eine größere Brust-, aber keine Innentasche. Das Spezielle an der Haglöfs-Jacke indes ist das verblüffende Wärme-Gewichts-Verhältnis und damit höchster Tragekomfort.