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Notfallalarm : Ein Grund zum Heulen

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Mechanisch: Unter dem Reiher eine klassische Motorsirene Hörmann E57 mit dem typischen pilzförmigen Dach Bild: ddp

Zur Bewältigung von Notfällen braucht es viele Kommunikationswege. Einer der ältesten davon erlebt gerade eine Renaissance.

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          Kein Anschluss unter dieser Nummer: Frühmorgens am 11. November 2021 waren wegen Ausfällen des Telefonnotrufs zahlreiche Leitstellen von Polizei (110) sowie Feuerwehr und Rettungsdienst (112) nicht mehr zu erreichen. Die Störung betraf Regionen im ganzen Bundesgebiet, und es dauerte über eine Stunde, bis das offenbar durch eine neue Software ausgelöste Problem behoben war. Es war die zweite größere Störung der Notrufinfrastruktur binnen weniger Wochen. Zuletzt hatte es am 29. September 2021 erhebliche Probleme gegeben.

          Solche Situationen machen die Bedeutung von Kommunikationskanälen für Notfälle deutlich. Denn die intuitive und schnelle Erreichbarkeit von Leitstellen über einprägsame Kurzwahlen ist eine Voraussetzung für kurze Hilfsfristen und damit die Effizienz der Einsätze. In der Bundesrepublik Deutschland sind die heute üblichen Notrufnummern seit Ende der Vierzigerjahre für Großstädte etabliert worden. Am 20. September 1973 beschlossen Ministerpräsidenten und Bundeskanzler die flächendeckende Einführung. Möglich machte das die engagierte Lobbyarbeit der Björn Steiger Stiftung. Heute gilt die 112 in mehr als 30 Ländern, darunter sind seit 1991 alle Staaten der Europäischen Union.

          Kommunikation verläuft aber meist in wenigstens zwei Richtungen, das gilt auch für Notfälle: Neben der Möglichkeit für Notrufe braucht es verlässliche Informationstechnik für den Kontakt zwischen den Helfern (Alarmierung und Kommunikation während des Einsatzes über Funknetze für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben – BOS-Funk) sowie zur Information der Bevölkerung durch die öffentliche Hand. Dass es gerade bei dem letzten Punkt dringenden Nachholbedarf in Deutschland gibt, machte unter anderem der von technischen Pannen geprägte bundesweite Warntag am 10. September 2020 deutlich. 2022 soll der nächste Warntag stattfinden. Dann wird sich zeigen, was man aus der Fehleranalyse von vor zwei Jahren gelernt hat.

          Eine so banale wie kritische Erkenntnis war 2020, dass es in Deutschland zu wenige Sirenen für eine verlässliche flächendeckende Warnung gibt. Derzeit läuft deshalb der erneute Ausbau des Netzes, die Anschubfinanzierung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) umfasst rund 90 Millionen Euro. In Bayern, wo man das bestehende Netz der Warnanlagen nahezu verdoppeln will, sollen die ersten neuen Sirenen aus dem Programm in diesem Jahr in Dienst gestellt werden.

          Elektronisch: Durch Pufferbatterien funktioniert der Alarm auch bei einem Stromausfall.
          Elektronisch: Durch Pufferbatterien funktioniert der Alarm auch bei einem Stromausfall. : Bild: Peter Thomas

          Das Thema Sirenenwarnung hat zusätzliche Brisanz bekommen, als während der durch Starkregen ausgelösten Überschwemmungen im Sommer 2021 – mit besonders schweren Folgen im Ahrtal – die betroffenen Bürger zu spät über das Risiko informiert wurden. Womöglich hätten frühzeitige Sirenenalarme hier Todesopfer vermeiden können. Derzeit wird das Geschehen von einem Untersuchungsausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags aufgearbeitet.

          Technisch sind mechanische Sirenen vergleichsweise simpel aufgebaut: Luft wird durch eine sich drehende Schaufel (Rotor) und ein feststehendes Element mit Auslassöffnungen (Stator) geleitet. Erzeugt wird der Luftstrom entweder durch den Rotor selbst (Motorsirene) oder durch in einem Tank vorgehaltene Pressluft (pneumatische Sirene oder Hochleistungssirene). Durch die Unterbrechung des Stroms entsteht der charakteristische Heulton mit Frequenzen zwischen 384 und 420 Hertz.

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