UV-Licht gegen Viren : Alles so schön verstrahlt
- -Aktualisiert am
Leuchtendes Beispiel: eine Reinigungsstraße in Schanghai, in der Busse dank UV-Licht virenfrei werden sollen. Bild: Visual China Group via Getty Ima
Mit ultraviolettem Licht Viren im Körper abtöten? Keine gute Idee. Auf Oberflächen und im Wasser hilft die Technik dagegen schon im Kampf gegen Keime.
In den Überlegungen, ob man nun Bleiche bechern sollte oder es doch lieber Sagrotan subkutan sein darf, ist die fast gute Idee des amerikanischen Präsidenten gegen das Virus ganz untergegangen. Der fabulierte kürzlich in seiner Pressekonferenz auch davon zu testen, wie ultraviolettes Licht auf dem Körper wirkt oder wie es „in den Körper“ gebracht werden könne. So viel vorweg: Wie es auf dem Körper wirkt, muss niemand mehr erproben, der mal einen Sonnenbrand hatte. Und das mit dem Licht im Körper ist dann doch eher eine spirituelle Frage denn eine medizinische. Erleuchtung sei dem Präsidenten aber stets gegönnt.
Trotzdem kann Licht helfen. Nicht gewöhnliches Sonnenlicht, aber Strahlen im UV-Spektrum. Sie können Viren, Bakterien und Parasiten tatsächlich unschädlich machen. Die Strahlen beschädigen die DNA der Organismen so sehr, dass sie nicht mehr in der Lage sind, sich zu reproduzieren. Richtig kanalisiert, bietet UV-Licht damit eine Technik, die überall dort wichtiger wird, wo Oberflächen desinfiziert oder Nahrungsmittel keimfrei bleiben müssen.
Unterschieden wird in UV-A, UV-B und UV-C, wobei die Wellenlänge von A zu C ab- und die Energie zunimmt. Bis zur Erde kommen nur UV-A-Strahlen und noch zehn Prozent der UV-B-Strahlen. Für den Menschen sind sie bereits gefährlich, lassen die Haut altern, können zu Hautkrebs führen oder die Augen schädigen. Das UV-C-Licht mit einer Wellenlänge zwischen 100 und 280 Nanometern potenziert diese Gefahren. Auf natürlichem Weg dringt es aber nicht zur Erdoberfläche vor, weil das Ozon der Atmosphäre es auf dem Weg absorbiert.
Die größte UV-Anlage für Trinkwasser steht in New York
Nun kann man sich das, was dem Menschen schadet, an anderer Stelle zunutze machen. Um zu sehen, wo die energieintensiven Strahlen aus künstlichen Lichtquellen ihre volle Wirkung entfalten, braucht der amerikanische Präsident nur die goldenen Wasserhähne im Trump Tower aufzudrehen. Denn 90 Prozent des New Yorker Trinkwassers durchläuft die größte UV-Trinkwasserreinigungsanlage der Welt.
Seit 2013 spülen täglich etwa 7,5 Milliarden Liter Wasser durch die Anlage. Jeder der 56 UV-Reaktoren wiegt mehr als sieben Tonnen. Das Wasser rauscht dicht vorbei an den 210 UV-C-Lampen, die je Einheit verbaut sind. Wie Lichtschwerter hängen sie im Wasser und geben eine Dosis von 40 Millijoule pro Quadratzentimeter ab. Je nach durchgeschleuster Wassermenge verbraucht die Anlage im Norden von New York zwischen 4,5 und 6,3 Megawatt Strom. Als zweites Sicherheitsnetz macht sie das Chlor nicht überflüssig, hilft aber, den Einsatz von Chemikalien zu reduzieren – und schützt zugleich vor Parasiten, denen selbst Chlor nichts anhaben kann. 1,5 Milliarden Dollar hat die Anlage gekostet, ein Bruchteil dessen, was eine Filteranlage gekostet hätte.