Hammer und Keile im Test : Spalten wie gedruckt
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Hammerhart: Die Arbeit mit dem fast fünf Kilo schweren Gerät ermüdet rasch. Bild: Hersteller
Was taugt ein Griff aus Kunststoff für grobes Spaltgerät? Wir haben es ausprobiert und gleich noch eine Halterung gedruckt.
Kunststoff ist etwas in Verruf geraten, weil Wegwerfplastik und schlecht entsorgte Tüten die Umwelt belasten. Das stimmt, die allgemeine Ächtung trifft ihn indessen zu Unrecht, weil hochwertige Materialen in vielen Verwendungen nicht wegzudenken sind. Spannend wird es, wenn er in direkte Konkurrenz zu anderen Werkstoffen tritt.
So ist der Stiel von Hammer, Beil und ähnlichem Gerät traditionell aus Holz, wird aber inzwischen zu einem ansehnlichen Teil in dieser Funktion durch moderne Kunststoffe ersetzt. Das hat Vorteile, denn sie verrotten nicht, quellen nicht durch Feuchtigkeit auf, sind nur mit äußerster Gewalt zu brechen und weitgehend unempfindlich, wenn einmal ein Schlag danebengeht. Vielleicht am wichtigsten: Der Kopf des Werkzeugs sitzt bombenfest. Dass er beim Einsatz mit viel Schwung davonfliegt und Schaden anrichtet, ist nicht zu befürchten.
Das ist die eine Seite. Aber auch das Holz hat Vorteile, zum Beispiel ist es, wenn einmal etwas entzweigeht, relativ leicht zu ersetzen. Auch hat das Naturmaterial, meist ist es Esche oder Hickory, bis heute durch Kunststoffe nicht erreichte Dämpfungseigenschaften. Der Autor dieses Textes war vor ein paar Jahren mit einem Hufschmied unterwegs; der meinte, ein Hammer mit Plastikstiel sei wie Sex mit zwölf Kondomen. Denn in seinem Beruf muss er am Aufprall spüren, was der Nagel im Pferdehuf macht – eine Zwicke an der Spitze führt jenen von der weichen weißen Linie nach außen zur harten Hufwand, die über den Hammer erfühlt und dann mit einem energischen Schlag durchbohrt wird. Die Wucht der Schläge bis dorthin bestimmt, in welcher Höhe der Nagel austritt. Wir geben dem Mann recht: Am leichten Hammer raubt der Kunststoff das Gefühl. Andererseits haben wir seit vielen Jahren Äxte von Fiskars und Gardena mit Kunststoffstielen im Gebrauch und können nicht behaupten, dass es einen wesentlichen Unterschied zu herkömmlichen gebe, wenn sie das Holz spalten.
Wie es der Zufall will, wurde uns ein Gerät angeboten, das für beide Verwendungen eingesetzt wird. Die Firma Wiesemann 1893 fertigt seit mehr als einem Jahrhundert Werkzeuge, heute werden sie ausschließlich über den Onlinehandel vertrieben. Als weitere Besonderheit bietet das Unternehmen Dateien an, mit denen sich die Kunden Halterungen zum Werkzeug im 3-D-Drucker selbst anfertigen können, wovon noch die Rede sein wird. Im Programm ist ein Spalthammer für knapp 37 Euro mit einem Gewicht von 4,7 Kilogramm und einem 90 Zentimeter langen Stiel aus glasfaserverstärktem Kunststoff, der durch eine thermoplastische Komponente im hauseigenen Grün einen rutschfesten Griff bekommt. Der Kunststoff enthält nach Auskunft des Herstellers keine Weichmacher.
Solch ein Spalthammer wird im Forst ständig gebraucht. Er ersetzt den Vorschlaghammer, wenn Keile ins Holz getrieben werden sollen, dafür hat er eine breite Schlagfläche. Die Schneide auf der anderen Seite hat einen relativ stumpfen Winkel und ist ballig ausgeformt. Im Verein mit dem hohen Gewicht des Hammers lassen sich damit am Boden liegende Meterstücke spalten. Beide Verwendungszwecke sind gleich wichtig, deshalb ist der Stiel nicht wie der einer Axt unten leicht gebogen, sondern gerade, und er sitzt inmitten des Kopfes. Die meisten Spalthämmer haben an der Schneide eine hakenförmige Verlängerung zum Heranziehen von Holzstücken, manche einen Schutz für den Stiel. Zum Holzspalten auf dem Hackklotz taugt der Spalthammer schon wegen seines Gewichts nichts.
Außerdem ist, selbst wenn man gebaut sein sollte wie Strongman Hafthor Julius Björnsson, für solche Zwecke der Schneidenwinkel des Wiesemann zu stumpf, er prallt ab. Wir haben zum Vergleich ein namenloses Exemplar von rund 3,5 Kilo mit Holzgriff herangezogen, das seit Jahren im Gebrauch ist und dessen Schneide einen spitzeren Keil bildet. Damit ist das Spalten von Scheiten zur Not möglich, dafür klemmt der Kopf leichter fest, und die Spaltwirkung am liegenden Objekt ist erheblich geringer.