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Ladestationen zu vermieten : Energie auf Rädern

  • -Aktualisiert am

Der Merlin dient als lokale Ladestation. Bild: Hersteller

Ein Münchner Unternehmen vermietet Lastwagen und feste Akku-Schnellladestationen. Das System erinnert an die mobilen Toilettenhäuschen, nur dass jene ausgetauscht werden, wenn sie voll sind, beim Akku ist es umgekehrt.

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          Was dem Handy recht ist, könnte auch für das Elektroauto taugen. Wenn nämlich der Akku nach wenigen Stunden Betrieb erschöpft und keine Steckdose in der Nähe ist, kommt es an die mobile Ladestation und wird dort vollgetankt. Solch eine Powerbank müsste doch auch für Elektromobile machbar sein – das gleiche Prinzip, aber in viel größerem Maßstab. Jüngste Idee des Münchner Jungunternehmens Jolt ist es, einen Lastwagen zu vermieten, der einen riesigen Lithium-Akku im Sattelauflieger herumfährt. Dessen Werte sind erstaunlich: Vier Autos an jeder Seite und zwei hinten können gleichzeitig geladen werden. Die Leistungsabgabe ist dabei höher, als so gut wie alle bisher angebotenen Fahrzeuge verdauen können – maximal 320 kW bei bis zu 920 Volt an jedem der zehn Plätze. Der fahrbare Speicher fasst 2 MWh und wiegt 32 Tonnen. Rekordverdächtig für einen rollenden Akku ist auch der Preis mit rund zwei Millionen Euro.

          Diese Ladestation gibt es schon, sie wird vom Nürtinger Batteriespezialisten Ads-tec hergestellt. Ein Autohersteller habe schon sieben für Testfahrten in Betrieb, erklärt Hans von Wilmowsky, der Sprecher von Jolt. Das ist auch eine der Anwendungen, für die sein Unternehmen die Vermietlösung anbieten will: Testfahrten und Präsentationen dort, wo keine Ladestation hinkommt.

          Andere Möglichkeiten sind Wettbewerbe mit Elektroautos, die an vielen Rennstrecken mangels Ladestationen nicht möglich sind, elektrische Lastwagen und Schiffe im Hafen, die bisher dort ihren Motor zur Stromerzeugung laufen lassen müssen. Die Schnelllade-Lastwagen werden nach bisheriger Planung Ende des Jahres in Betrieb genommen, wie viele angeschafft werden, soll von der Nachfrage abhängig gemacht werden. Jolt will eine Rundum-Dienstleistung anbieten, der Kunde soll sich um nichts kümmern müssen. Hinsichtlich der Preise hält sich das Unternehmen bedeckt, sie seien unter anderem von der Mietdauer abhängig und damit individuell, erklärt Wilmowsky.

          Etwas schneller soll es mit der anderen Geschäftsidee gehen, der Installation von Akku-Schnellladern in Städten. Denn ausgerechnet dort, wo es besonders sinnvoll ist, mit dem Elektroauto zu fahren, mangelt es an Ladestationen. Und falls es welche gibt, arbeiten sie mit Wechselstrom und theoretisch bis zu 22 kW, in der Praxis sind es aber oft nur sieben. Das erste Projekt ist für das zweite Halbjahr in München geplant, binnen eines Jahres sollen 30 Einheiten bevorzugt an Tankstellen installiert werden. Und in fünf Jahren will Jolt in 100 Städten präsent sein.

          Das System erinnert an die mobilen Toilettenhäuschen, nur dass jene ausgetauscht werden, wenn sie voll sind, beim Akku ist es umgekehrt. Die einer Telefonzelle ähnelnden Zapfsäulen namens Merlin können bis zu 150 kW abgeben (bei 900 Volt) und haben eine Kapazität von 200 kWh. Damit wären sie nach vier mittleren Elektroautos reif für den Austausch, das ist aber nicht der Plan. Vielmehr sollen sie typischerweise etwa eine Viertelstunde lang mit hoher Leistung Gleichstrom abgeben und so die Autos von 40 auf 60 Prozent aufladen, dann reicht die Kapazität für etwa zehn Fahrzeuge. Jetzt braucht es nur noch eine rege Nachfrage.

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