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Spektakuläre Drohnenrennen : Schöne Crashs inklusive

Drohnenrennen mit kniffligem Hindernisparcours wie hier in der BMW-Welt in München ziehen Zuschauer an. Sponsoren ebenso. Bild: Hersteller

Drohnenrennen sind schwer im Kommen – und bieten spektakuläre Unterhaltung. Auch Industrie und Sponsoren fliegen drauf. Bericht aus einer jungen Szene.

          4 Min.

          Erst Stille, dann Lärm, der an das schrille Zirpen Zigtausender aufgeschreckter Grillen und Grashüpfer erinnert. Dabei sind es nur sechs Drohnen, die in der BMW-Welt ihre Runden ziehen. Aber bei diesen ferngelenkten Flugkörpern handelt es sich um Renndrohnen, um Hightech-Geschosse mit vier H-förmigen Rotoren, leistungsfähigen Computern und Karbon-Karosserie samt HD-Kamera. Von 0 auf 120 km/h beschleunigen die Renndrohnen in weniger als einer Sekunde. Mit hohen Drehzahlen jagen sie durch den Parcours, umkreisen den neuen i8 Roadster, machen einen Loop durch eine mehrere Meter hohe, mit Neonlichtern verzierte Stahlkonstruktion oder tauchen durch eine überdimensionale BMW-Niere hindurch.

          Henning Peitsmeier
          Wirtschaftskorrespondent in München.

          Das alles ist mit bloßem Auge kaum zu erfassen. Aber dafür gibt es große Videowände, auf denen die Rennen und direkt im Anschluss spektakuläre Crashs und riskante Manöver in Superzeitlupe zu sehen sind. Nicht viel länger als eine Minute brauchen die besten Piloten, sie steuern per Live-Videolink aus der Drohnenkamera mit ihren Controllern etliche Male durch den Hindernisparcours, und am Ende reckt ein junger Mann mit Zopf in gelb-schwarzem Trikot die Faust nach oben. Er nennt sich „Gab707“, heißt Gabriel Kocher und ist im richtigen Leben Doktor der Physik. Mit 31 Jahren gehört der in der Schweiz geborene Kanadier schon zu den älteren Piloten der sogenannten Drone Racing League (DRL), die jetzt in München Station machte.

          In jeder Hinsicht eine junge Veranstaltung

          Die DRL ist in jeder Hinsicht eine junge Veranstaltung: Die Drohnenpiloten sind um die 25 Jahre alt, und das Publikum ist eine Mischung aus Hoodieträgern und Vollbarthipstern. Vereinzelt sieht man auch Väter mit ihren jugendlichen Söhnen, die dann bei jedem Rennen das Smartphone für die persönliche Videoaufzeichnung in die Luft halten und laut jubeln, wenn die Drohnen kollidieren. Ein Sicherheitsnetz schützt die Zuschauer vor umherfliegenden Trümmerteilen.

          Erst vor drei Jahren ist die DRL vom Amerikaner Nicholas Horbaczewski, selbst 37 Jahre jung, gegründet worden. Früher war er Marketingleiter der Extremsportserie „Tough Mudder“. Jetzt reist er mit Hunderten von Drohnen, Dutzenden Technikern und Helfern sowie 18 von ihm ausgewählten Piloten um die Welt. „Drohnenrennen, das war vor kurzem noch ein Underground-Sport, aber jetzt füllen wir die BMW-Welt“, sagt Horbaczewski. Tatsächlich wurden die ersten Drohnenrennen vor einigen Jahren noch in leeren Shoppingmalls oder verlassenen Fabrikgebäuden unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen. Heute touren die Teilnehmer in der dritten Saison durch Los Angeles oder Nizza, und die besten zehn treffen sich im September zum große Finale in Saudi-Arabien.

          Im Drohnenzeitalter sehen Pilotenbrillen etwas anders aus. Bilderstrecke
          Drohnenrennen : Drohnenrennen

          Zwei Deutsche sind auch dabei. Sie nennen sich Mc Stralle und Upsidedown, 23 Jahre der eine, 19 der andere. Andreas Hahn alias Mc Stralle kommt aus Frankfurt und übt, wie er erzählt, jeden Tag. „Ich fahre meistens in ein altes Industriegebiet in Mainz-Kastell. Da baue ich mir den Parcours mit eigenen Hindernissen selbst auf, der Kofferraum meines Autos ist voll davon.“ Die Zeit dafür hat er, weil er nichts anderes mehr macht als Drohnenfliegen – dank eines DRL-Profivertrags. Wie hoch der dotiert ist, sagt Hahn nicht. „Wenn man sparsam ist, kann man ganz gut davon leben.“

          Niklas Solle alias Upsidedown hat gerade seine Ausbildung als Mediengestalter beendet und träumt nun von einer Karriere als professioneller DRL-Luftraser. Professionell im Umgang mit den Medien ist der Münchener Lokalmatador jedenfalls: Pflichtschuldig lobt er die „perfekt organisierte Tournee“, schwärmt im Gespräch von „der einzigartigen Atmosphäre in der BMW-Welt“ und dem „tollen Publikum“, das ihn, den Jungstar, mit Sonderapplaus begrüßt.

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