Bahnen im Ötztal und Stubaital : Wie Seil ist das denn?
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65 Millionen Euro kostete die Eisgratbahn zum Stubaier Gletscher Bild: Stubaier Gletscherbahn
Die Schnellste, die Längste, die Teuerste: Seilbahn-Betreiber geizen nicht mit Superlativen am Berg. Blick auf zwei gewaltige Projekte im Ötztal und im Stubaital.
Giggijoch - das ist ein lustiger Name. Aber wenn Skifahrer eines nicht lustig finden, Name hin, Name her, dann sind es Wartezeiten, Gedränge und Geschiebe beim Einstieg in eine Seilbahn. An der Giggijochbahn, einem von zwei Hauptzubringern ins weiträumige, auf mehr als 3000 Meter hinaufreichende Skigebiet von Sölden, war das ein Problem in Zeiten des Hochbetriebs. Der genervte Gast ist kein gutgelaunter Gast.
Die Ötztal-Metropole entschied sich für eine große, spektakuläre Lösung. Weg mit der alten Bahn, her mit einer ganz neuen, zu Weltrekorden fähigen. Wenn die morgens einmal tief einatmet, hat sie die Masse der Skifahrer schon hinaufgebeamt. So ähnlich jedenfalls beschreibt Helmut Kuprian, Technischer Leiter der Söldener Bergbahngesellschaft, die Vorzüge, während er in eine der 134 Kabinen mit bodentiefer Verglasung steigt, die jeweils zehn Sitzplätze bieten.
Gut gefedert und leise vollzieht sich die Reise vom Ort aufs Joch, von 1362 auf 2283 Meter. Keine neun Minuten dauert es, um auf der 2,6-Kilometer-Strecke 921 Höhenmeter zu überwinden. „Stehen und Warten - das ist definitiv vorbei“, verspricht Kuprian. 4500 Menschen kann die neue Einseil-Umlaufbahn in der Stunde befördern. Damit ist sie die leistungsstärkste dieses Typs in der Welt. Die bisherige Rekordhalterin steht - ebenfalls in Sölden. Es handelt sich um die 2010 erneuerte Gaislachkoglbahn am anderen Ende des langgestreckten Orts. Die bringt bis zu 3600 Menschen in der Stunde den Berg hinauf.
Sölden demonstriert eindrucksvoll, was in den Alpen alles unternommen wird, um den Gast zu umwerben und im Wettkampf mit der Konkurrenz die Nase vorn zu haben. Seit 1977, als die erste Giggijochbahn gebaut wurde, ist ihre Leistungsfähigkeit nun mehr als vervierfacht worden. 1070 Personen in der Stunde konnte sie ursprünglich schlucken. Nach einer Renovierung 1998 - eine stärkere Anlage in denselben Gebäuden - waren es 2800. Trotzdem stieß man bald wieder an Kapazitätsgrenzen. Zudem sorgten schmale Zugänge, Stufen, fehlende Möglichkeiten des barrierefreien Zugangs für unbefriedigende Zustände.
Jetzt also 4500 Menschen in der Stunde, stufenfrei. „Damit haben wir einen neuen Standard gesetzt und die Hausaufgaben für die nächsten 20 Jahre gemacht“, sagt Kuprian. Wobei sich zeigen muss, wie sich die geplante Verbindung des Ötztaler Brettl-Mekkas mit dem Skigebiet am benachbarten Pitztaler Gletscher auswirken wird. Die dürfte für einen weiteren Schub an Attraktivität sorgen, sofern es tatsächlich zum Bau einer Verbindungsbahn kommt. Die Sache ist angeschoben, 2018 wird als Wunschtermin für die seilbahntechnische Elefantenhochzeit genannt.
Was für Nichtbergbahner läppisch klingen mag
Rund 30 Millionen Euro kostete der Bau der Giggijochbahn der dritten Generation. Ein stärkeres Seil mit 62 (statt bisher 56) Millimeter Durchmesser, stärkere Rollenbatterien, Klemmen und natürlich größere Kabinen waren Voraussetzung für den „Leistungssprung“, wie Kuprian es formuliert. Eine größere Zahl schwererer Kabinen, ein schwereres Stahlseil ergeben deutlich höhere Lasten, weshalb die Zahl der Stützen von 23 auf 26 vergrößert wurde. Die Trasse folgt exakt der bisherigen, allerdings sind die Stützen teilweise deutlich kürzer als früher, insbesondere an Stellen, wo öfters der Wind pfeift. „Wir fahren tiefer im Gelände“, erklärt Kuprian. Dadurch und auch wegen des höheren Gewichts von Seil und Kabinen sei die Giggijochbahn nun weniger windanfällig. „Wir sind dieses Jahr schon in einem Föhnsturm gefahren, in dem wir die alte Bahn nicht mehr betrieben hätten.“